Die Reifenservicebranche schloss laut BRV das Geschäftsjahr 2020 im Schnitt besser ab, als zu erwarten war. Bild: Georg Blenk
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Reifenersatzgeschäft 2020 – Licht am Ende des Tunnels

Rund 47,4 Millionen Reifen wurden laut Bundesverband Reifenhandel- und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) im vergangenen Jahr im Reifenersatzgeschäft in Deutschland verkauft. Damit ist der Absatz im Durchschnitt aller Produktsegmente um rund 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. „Der Absatzrückgang liegt auf dem erwarteten Niveau unserer im Herbst 2020 nach unten korrigierten Marktprognose vom Frühjahr letzten Jahres“, kommentiert BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin. Die Frühjahrsprognose hatte der Verband aufgestellt, bevor der erste Lockdown in der Covid-19-Pandemie verhängt wurde.

Marktanteile

Mit rund neun Zehnteln des Stückabsatzes macht laut BRV das Segment Consumer-Reifen, bestehend aus den beiden Produktgruppen Pkw-/Off-Road- und Leicht-Lkw-Reifen (Llkw), weiterhin das mit Abstand größte Marktsegment aus. Lkw-Reifen liegen mit rund 5,6 Prozent Marktanteil an der Absatzmenge im Reifenersatzgeschäft 2020 auf Platz 2. Reifen für Motorräder, für Landwirtschafts- und Forstfahrzeuge und EM-Reifen (für vornehmlich in der Baubranche und im Bergbau genutzte Erdbewegungsmaschinen) machen in Summe die restlichen rund vier Prozent aus. Der Reifenfachhandel trägt 90 Prozent des Geschäfts (Sell-out) bei Lkw-Reifen, jeweils fünf Prozent fallen auf freie Lkw-Werkstätten und markengebundene Betriebe.

Quelle: BRV

Segment Lkw-Reifen

Im Produktsegment Lkw-Reifen sind laut BRV im vergangenen Jahr knapp 2,65 Millionen Reifen in Deutschland verkauft worden. Das entsprach einem Absatzrückgang von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Absatz an Neureifen sank um 1,7 Prozent, die verkaufte Menge an runderneuerten Lkw-Reifen war um 5,4 Prozent rückläufig. Dabei war zu beobachten, dass unabhängige Reifenrunderneuerer aus der überwiegend mittelständisch strukturierten Branche anteilig besser abschnitten als die in diesem Geschäftsfeld engagierten Neureifenhersteller. Das Verhältnis zwischen den beiden Produktgruppen neu und runderneuert verschob sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 0,8 Prozentpunkte zugunsten von Neureifen und lag in diesem Segment jetzt bei etwa 72 zu 28.

Prognose für 2021

„Die Reifenspezialisten sind gefordert, alle Register zu ziehen, um die benötigten Budgets für mittelfristig erforderliche Investitionen zu erwirtschaften“, so der Technik-Geschäftsführer des BRV Michael Schwämmlein.

Für das laufende Jahr rechnet der Reifenfachverband mit einer Aufwärtstendenz bei den Absatzzahlen von Lkw-Reifen von + 2,5 Prozent. Der Absatz von Reifen für Llkw soll laut BRV um stolze 10,9 Prozent wachsen. Dabei hebt der Verband hervor, dass die Prognose von vorsichtiger Zuversicht geprägt sei, aufgrund der völlig unwägbaren Entwicklung der Pandemie und ihrer Auswirkungen. Sie müsse gegebenenfalls im Lauf des Jahres korrigiert werden. „Auch wenn man davon ausgeht, dass die auf der niedrigen Basis von 2020 fußenden Zuwachsraten erreicht werden können, ist dennoch klar, dass das Mengenvolumen von 2019 frühestens 2022 wieder erreicht werden kann“, dämpft Michael Schwämmlein zudem die Gesamtaussicht für das Absatzvolumen im Reifenersatzgeschäft.

Anhaltende Trends im Reifenersatzmarkt

Der BRV prognostiziert einen weiter steigenden Absatzanteil von Ganzjahresreifen, mit stärkerer Ausprägung im Transporter-Segment als bei Pkw. Hier würde die Nachfrage beflügelt durch den zunehmenden Verteiler- und Lieferverkehr des wachsenden Online-Handels. Die Wachstumschancen im Lkw-Segment hingegen, werden eher gedämpft beurteilt. Der Grund: Förderprogramme liefern Impulse für die Erneuerung von Flottenfahrzeugen, was in den ersten Jahren nach Anschaffung der Neuwagen den Ersatzreifenbedarf schmälern würde. Zusätzlich ist laut BRV bei den Lkw-Reifen eine perspektivisch leicht überproportionale Nachfrage nach Neureifen zu Lasten des Marktanteils runderneuerter Lkw-Reifen zu erwarten. Im Zusammenhang mit den auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Forderungen von Kreislaufwirtschaft und dem europäischem ‚Green Deal‘ bezeichnet der Branchenverband dies als kontraproduktive Entwicklung.

„Unsere Marktanalyse zeigt, worauf es jetzt mehr denn je bei der Marktbearbeitung ankommt: Überzeugende Dienstleistungsangebote, kalkuliert auf betriebswirtschaftich solider Basis, und eine sensibel gesteuerte Preispolitik im Produktbereich“, resümiert BRV-Geschäftsführer Lowin die Zahlen aus dem Jahr 2020.

Wichtig seien laut Lowin außerdem eine gezielte Kundenbindung und eine klare Kommunikation im Einzugsgebiet zur Nutzbarkeit des Leistungsangebotes (Erreichbarkeit, Öffnungszeiten, Leistungsportfolio, Kontaktregeln und Hygienekonzept und gegebenenfalls pandemie-spezifische Zusatzservices wie Hol- und Bringdienste.)

Die komplette Marktstrukturanalyse 2020 (inkl. Distributionsanalyse Lkw-Reifen) sowie die Marktdaten sind über den BRV (www.bundesverband-reifenhandel.de) erhältlich.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/2-2021 der Krafthand-Truck.