Der neue batterieelektrische Lkw BAX 7.5 auf dem Werksbelände von BPW. Bilder: BPW/BAX
BPW I Paul Nutzfahrzeuge

Premiere des neuen batterieelektrischen Lkw BAX 7.5

Das erste Fahrzeug der neuen Lkw-Marke BAX wurde kürzlich enthüllt. Der 7,5 Tonner mit dem elektrischen Achsantrieb von BPW ist gemeinsam mit Paul Nutzfahrzeuge sowie mit Spediteuren und Aufbauten-Spezialisten entwickelt worden. Die Fahrzeugpremiere fand in Wiehl, am Hauptsitz der BPW Bergischen Achsen KG, im  Rahmen der Jahreshauptversammlung des Bundesverbands eMobilität (BEM) statt. Bereits am Vortag hatte BPW das Fahrzeug in einer exklusiven Vorpremiere Spitzenvertretern der Transportindustrie vorgestellt. Viele Spediteure waren auch aktiv an der Entwicklung des 7,5 Tonners beteiligt, der ab Frühjahr kommenden Jahres ausgeliefert werden soll.

Gewicht und Aufbauten

Mit einem reinen Chassisgewicht von nur 3,5 Tonnen schultert der neue BAX 7.5 den Angaben zufolge eine Netto-Nutzlast von vier Tonnen. Das macht ihn laut BPW zum idealen Träger von Aufbauten aller Art: Mit einem ab Werk lieferbaren festen Kofferaufbau mit Palfinger-Ladebrücke verbleiben noch  drei Tonnen Zuladung. 15 Europaletten haben in dieser Version Platz.Der BAX 7.5 ist m it zwei verschiedenen Radständen – 3465 und 4475 mm – lieferbar und kann ohne konstruktive Einschränkungen mit entsprechenden Aufbauten individualisiert werden wie ein Dieselfahrzeug. Beispiele sind Container-Shuttle, Hubsteiger, Tankwagen oder Aufbauten für Müllfahrzeuge.

Reichweite und Ladevorgang

Mit dem sogenannten ‚Long Range‘-Batteriesatz fährt der BAX laut BPW 200 Kilometer weit, die ‚Medium Range‘-Version mit einer Reichweite von 130 Kilometern zielt auf die City-Logistik ab. Die Reichweiten wurden im realen Testeinsatz bei Winter-Temperaturen gemessen. Die Batterien werden von BMWi geliefert. Der BAX 7.5 soll in weniger als 40 Minuten von 20 auf 80 Prozent geladen werden können. Jeder BAX kann sowohl mit 22 kW AC oder auch 100 kW DC geladen werden, je nachdem welche Ladeinfrastruktur und welche Anzahl von Schichten der Fahrzeugbetreiber plant.

Zuladung

Die Zuladung des BAX erklärt sich aus der Antriebsphilosophie: Der Motor sitzt nicht vor oder unter dem Fahrer, wie sonst bei batterieelektrischen Lkw üblich, sondern in der Hinterachse: Die Antriebsachse von BPW wuchtet mit zwei E-Motoren ein Drehmoment von jeweils 3.290 Newtonmetern auf die Räder – das sorgt für kraftvolle Fahrleistungen. Die maximale Achslast liegt bei 5,6 Tonnen. Das Antriebskonzept, das sich bereits seit 2018 bei der elektrischen Umrüstung von Lkw bewährt, benötigt weder Differenzialachse noch Kardanwelle – das kommt der Zuladung zugute, aber auch der Wartungsfreundlichkeit: „Was nicht da ist, kann auch nicht kaputt gehen“, so die Experten von BPW.

Sitzposition / Assistenzsysteme

Weniger Gewicht, mehr Bauraum und mehr Zuladung soll auch das Chassis ermöglichen. Vor allem aber sorgt es laut BPW für mehr Sicherheit im urbanen Verkehr. Im BAX sitzt der Fahrer nicht hoch über dem Verkehr, sondern nahezu auf Augenhöhe mit Radfahrern. Auch das Ein- und Aussteigen (BPW hat im Test mit KEP-Fahrern 450 Stopps pro Tagestrip gemessen) fällt so erheblich leichter. Für Sicherheit sollen auch die umfassende Assistenzsysteme sorgen, darunter finden sich beispielsweise ein Spurhalteassistent, ein Notbrems- und Abbiegeassistent sowie eine Rückfahrkamera. Serienmäßige Komfort-Features wie eine Klimaanlage, eine Sitzheizung, eine Freisprecheinrichtung sowie Apple Carplay/Android Auto ergänzen das Paket.

Telematik

Der BAX 7.5 ist serienmäßig mit einem Transport-Telematiksystem von Idem Telematics ausgerüstet. Der Fahrer, aber auch der Fuhrparkmanager oder Disponent in der Zentrale können nicht nur in Echtzeit alle Fahrzeug-, Batterie- und Tourdaten online einsehen, sondern auch die Zuladung. Auf diese Weise können Touren auch spontan optimiert werden.

„Wir freuen uns, die Leistungsstärke unseres Achsantriebs erstmals in einem Neufahrzeug unter Beweis stellen zu können“, erklärt Josha Felix Kneiber, Leiter Produktmanagement & Strategischer Vertrieb Elektromobilität bei BPW.

Die Fahrzeugbauer

Hinter der neuen Lkw-Marke BAX stehen zwei Spezialisten der Nutzfahrzeugbranche: Die BPW Bergische Achsen KG im nordrhein-westfälischen Wiehl und die Paul Nutzfahrzeuge GmbH. BPW entwickelte neben der Antriebstechnik auch die Vernetzung und Systemintegration des Fahrzeugs, Paul übernahm die mechanische Integration sämtlicher Antriebs-Komponenten, sowie auch die Homologation für den gesamteuropäischen Markt. Beide Unternehmen kooperieren seit Jahren bereits bei der Umrüstung von Lkw von Diesel- auf Elektroantrieb. Das Fahrzeug ist nach ISO 26262 entwickelt und erhält eine EG-Typgenehmigung. Ab Mitte 2022 kann der neue BAX den Angaben zufolge in ganz Europa gekauft werden. Bereits jetzt ist das Fahrzeug bestellbar. Der BAX 7.5 kann wahlweise schlüsselfertig inklusive Aufbau direkt über BPW bestellt werden. Alternativ können Fahrzeugbetreiber oder Aufbauten-Spezialisten auch nur das Chassis bestellen und den Aufbau in Eigenregie vornehmen. „Der BAX ist kein kapriziöses Showcar, sondern ein echtes Arbeitstier für den Transport-Alltag. Auch die serienmäßige Telematik sorgt für mehr Wertschöpfung pro Kilometer“, so Kneiber.