Der Volvo FH Electric wird seit Kurzen in Serie gebaut. Bild: Volvo-Trucks
E-Antrieb (BEV/FCEV)

Schweden-Power: Der Volvo FH Electric

Volvo hat im September mit der Serienproduktion des Volvo FH Electric für den Fernverkehr im Tuve-Werk in Göteborg begonnen. Im nächsten Jahr soll das Werk in Gent, Belgien, folgen. Die Schweden produzieren den Elektro-Lkw auf der gleichen Produktionslinie wie die der konventionellen Lkw, was eine hohe Produktionsflexibilität und Effizienzsteigerung ermöglichen soll. Die Batterien werden von dem neuen Batteriemontagewerk von Volvo Trucks in Gent geliefert. Der Verkauf des Fahrzeugs in Europa (wie auch der des FM und FMX Electric) ist bereits angelaufen. Zwanzig FH Electric werden beispielsweise bis Ende des Jahres an Amazon-Deutschland geliefert.

Volvo zeigte eine FH Electric 4×2 Sattelzugmaschine auf der IAA Transportation in Hannover. Bild: Georg Blenk

Der Antrieb

Zwei oder wahlweise drei Elektromotoren sollen in Kombination mit einem an die Bedürfnisse der Elektromobilität angepassten I-Shift-Getriebe beim FH Electric für ein geschmeidiges und leistungsstarkes Fahrverhalten sorgen. Die Leistung von bis zu 490 kW beziehungsweise satten 666 PS wird von einer Traktionskontrolle auf die Straße gebracht, die auch für rutschige Oberflächen geeignet ist. Für Leistungsfähigkeit, Komfort und Energieverbrauch nach Wunsch stehen verschiedene Fahrmodi zur Verfügung. Die sechs Batteriepakete liefern bis zu 540 kWh und gewährleisten so laut Volvo eine ausreichende Reichweite für eine Vielzahl regionaler Transportaufgaben. Die E-Achse ist laut Benjamin Schiebler, Manager E-Mobility bei Volvo-Trucks, eine Eigenentwicklung. Einzelne Komponenten wie zum Beispiel die Elektromotoren können dabei Zulieferprodukte sein.

Im Übrigen: Auf der IAA Transportation hat Volvo zudem eine völlig neue, vollelektrische Hinterachse vorgestellt. Die neue E-Achse soll mehr Platz für mehr Batterien schaffen und so in einigen Jahren für eine noch größere Reichweite der batteriebetriebenen Lkw von Volvo sorgen.

Neben den Volvo FH Electric werden auch die beiden kleineren, vollelektrischen Schwestermodelle, der FM für den Fern- und Regionalverkehr und der FMX für das Bausegment im Tuve-Werk in Göteborg gefertigt. Bild: Volvo-Trucks

Die Batteriezellen

Für den FH Electric werden die Batteriezellen von Samsung SDI geliefert und im Batteriewerk von Volvo-Trucks in Belgien zu Batteriemodulen montiert. Für die Zukunft plant Volvo Trucks eine eigene Zellfertigung in Schweden.

Die Batteriekapazität gibt Volvo je nach Konfiguration mit 180–540 kWh, bei 2–6 Batterien an. Die Maximale Reichweite beträgt bis zu 300 km. Die Dauer des Ladevorgangs (vollständige Aufladung) Beträgt 9,5 h mit Wechselstrom (43 kW) und 2,5 h mit Gleichstrom (250 kW). Die Batterien von Samsung SDI sind laut Volvo so konzipiert, dass sie später wiederaufbereitet und wiederverwendet werden können.

Vielfältige Kombinationen

Was die Konfigurierbarkeit des FH Electric angeht, so stehen vielfältige Optionen zur Verfügung. So liefert Volvo die Sattelzugmaschine in den Achskonfigurationen 4×2, 6×2, 6×4, das Fahrgestell in den Varianten 4×2, 6×2, 6×4, 8×2 oder 8×4 aus. Radstände von 3.800 bis 6.700 mm sind möglich. Die Achsen sind luftgefedert. Das Fahrgestell ist für verschiedene Aufbauten geeignet und verfügt optional über drei Nebenantriebe (elektrisch, mechanisch und über das Getriebe). Das Fahrerhaus kommt wahlweise mit einer FH-Schlafkabine mit niedrigem Dach, einer FH-Schlafkabine, einem FH-Globetrotter-Fahrerhaus oder einem FH-Globetrotter XL-Fahrerhaus daher. Das Gesamtzuggewicht beträgt bis zu 44 Tonnen.

In einigen Jahren soll auch die neue, hintere E-Achse in Serien-Lkw kommen. Bild: Volvo-Trucks

Service + Wartung

Volvo bereitet seine Werkstattbetriebe parallel entsprechend auf die Elektromobilität vor. Dabei stünden die Sicherheitsanforderungen und entsprechende weiterführende Trainings der Mitarbeiter im Vordergrund. Laut Volvo wird eine Vernetzung des Fahrzeuges und damit eine vorausschauende, proaktive Wartung auch beim Volvo FH Electric eine immer größere Rolle spielen. Wichtig dabei sei die Zertifizierung aller Volvo-Werkstattpartner. „Die größte Herausforderung liegt in der derzeitigen Pionierarbeit, die wir gerade leisten, da wir der Lkw-Hersteller mit einer kompletten Palette an elektrischen Fahrzeugen sind“, so Peter Ström, Geschäftsführer bei Volvo-Trucks Deutschland.

600 Kilometer von Berlin nach München

Volvo Trucks hat kürzlich bei der sogenannten Miles Challenge den CO2-Emissionen auch auf langer Strecke getrotzt. Die von der DEKRA verifizierte Challenge bewies, dass der Volvo FH Electric im Alltagstest mit einer Zwischenladung problemlos die Strecke von München nach Berlin schafft. „Dass wir über 600 km mit dem Volvo FH Electric schaffen, bringt uns ein großes Stück näher Richtung Zukunft und unserem Ziel von Zero Emissions, also null Emissionen im Betrieb”, sagt Christoph Fitz, Director New Vehicle Sales bei Volvo Trucks. „Mit der Miles Challenge zeigen wir, dass wir technologisch alle Bereiche abdecken können und den Technologiewandel vorantreiben.”

 

Die Rahmenschienen des FH Electric sind aus fossilfreiem Stahl gefertigt. Bild: Volvo-Trucks.

Fossilfreier Stahl

Den Angaben zufolge führte Volvo bei seinen batterieelektrischen Lkws als erster Lkw-Hersteller der Welt fossilfreien Stahl ein. Der Stahl vom schwedischen Unternehmen SSAB wird laut Volvo mit einer völlig neuen Technologie hergestellt, welche auf Wasserstoff basiert. Das Ergebnis sei eine geringere Klimabelastung als bei konventionell hergestelltem Stahl. In kleinem Maße wird das Material bereits in den schweren Elektro-Lkw von Volvo eingesetzt. „Wir werden den Einsatz fossilfreier Materialien in all unseren Lkw erhöhen, um sie nicht nur im Betrieb, sondern auch bei den Materialien, aus denen sie gebaut sind, klimaneutral zu machen”, so Jessica Sandström, Senior Vice President Product Management bei Volvo-Trucks.

 

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4-2022 der Krafthand-Truck.