Lkw-Reifen werden teurer: Der BRV rechnet mit einem spürbaren Preisanstieg in allen Reifensegmenten. Ein Grund: Die Kostensteigerung bei der Beschaffung von Naturkautschuk. Bild: Georg Blenk
BRV

Preise für Lkw-Reifen steigen weiter

Trotz der Preisanpassung vieler Reifenhersteller in der 1. Jahreshälfte geht der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV, Bonn) davon aus, dass es auch in den kommenden Monaten, speziell zur Winterumrüstsaison, zu weitere spürbaren Preiserhöhungen in allen Reifensegmenten kommen wird. Diese werden laut BRV unter anderem aus den folgenden Entwicklungen resultieren:

  • Die Kosten für Naturkautschuk, eines der wichtigsten Materialien bei der Reifenherstellung vor allem im Nutzfahrzeugbereich, steigen kontinuierlich an. Der Mittelwert für das 1. Halbjahr 2021 lag 57 Prozent über dem Vorjahreswert, Tendenz weiter steigend.
  • Durch die aktuellen Ölpreissteigerungen verteuern sich auch die bei der Reifenherstellung verwendeten, auf petrochemischer Basis hergestellten synthetischen Kautschuke. Der Preis von Synthesekautschuk lag am Ende des 1. Halbjahres 66 Prozent über dem Mittelwert 2020.
  • Die bei der Reifenherstellung benötigten Energien haben sich laut BRV ebenfalls massiv verteuert:  Der Preis für elektrischen Strom hat sich beispielsweise zum 30. Juni um 154 Prozent gegenüber dem Vorjahresmittel erhöht.
  • Ebenso ist auch der globale Reifenmarkt von den steigenden Containerfrachtraten betroffen, egal ob Reifen oder Material nach Europa importiert werden. Die globalen Durchschnittsfrachtraten pro Container haben sich im Juni 2021 um 226 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht, wobei auf der Route von Ostasien nach Nordeuropa deutlich höhere Preisanstiege zu verzeichnen sind. Auch hier ist die Tendenz weiter steigend.
Stephan Helm. Bild: BRV

„Der Reifenfachhandel muss die von den Reifenherstellern im ersten Halbjahr 2021 schon realisierten und die für den weiteren Verlauf des Jahres angekündigten Preissteigerungen voll an den privaten wie auch gewerblichen Verbraucher weitergeben“, sagt Stephan Helm, Vorsitzender des BRV. „Auch wenn der Reifenhandel im Vergleich zu anderen Branchen nicht so starke Rückgänge während der Corona-Pandemie verzeichnen musste, steht die Reifenfachhandelsbranche extrem im Wettbewerb. Preiserhöhungen können in der aktuellen Situation nicht mehr durch Margenverzicht aufgefangen werden!“

Informationen über Versorgungsengpässe bei den Rohstoffen für die Reifenherstellung liegen dem BRV eigenen Angaben zufolge aktuell nicht vor. Die zwangsweisen Produktionseinschränkungen infolge nicht verfügbarer Elektronik-Komponenten in der Pkw-Erstausrüstung lassen aus heutiger Sicht für das Segment Consumer-Reifen keine nennenswerten Engpässe erwarten. Im Nutzfahrzeugbereich boomen sowohl der Erstausrüstungsbereich als auch der Ersatzmarkt mit Reifen. Hier konnten im Lkw-Segment bereits die Vergleichsmengen von 2019 erreicht werden.

„Der Reifenfachhandel steht extrem im Wettbewerb und muss daher Preissteigerungen der Reifenhersteller voll an private wie gewerbliche Verbraucher weitergeben“, so Stephan Helm, Vorsitzender des Bundesverbandes Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV, Bonn).