Fehler frühzeitig erkennen, heißt Stand- und Ausfallzeiten zu minimieren. Bild: Shutterstock, Webfleet Solutions
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Predictive-Maintenance: Reagieren bevor ein Fehler auftritt

Je eher ein Wartungsbedarf erkannt oder ein Defekt am Lkw festgestellt werden kann, umso besser. Ein Liegenbleiben kostet Geld, der Lkw fällt erstmal aus und führt zu unzufriedenen Kunden. Bekommt die Nfz-Werkstatt im Vorfeld entsprechende Informationen, quasi wenn sich ein Defekt anbahnt, können Wartungsund Serviceaufträge eingeplant, Teile bestellt und die Werkstatt optimal ausgelastet werden. Der Lkw ist stets in einem technisch guten Zustand. Der Fachbegriff lautet ‚Predictive-Maintenance‘, was so viel heißt wie ‚Vorausschauende Instandhaltung‘. Wir haben mit Wolfgang Schmid, Director Sales D-A-CH, bei Webfleet Solutions, einer einhundert-prozentigen Bridgestone-Tochter, gesprochen, was heute mit der Software-Plattform Webfleet bereits möglich ist.

Herr Schmid, welche Hard- und Software-Voraussetzungen sind notwendig, um Fahrzeugzustands- und Wartungsinformationen via Webfleet abzurufen?

Über unsere Software Webfleet erhalten Disponenten frühzeitig Informationen zu Wartungen am Fahrzeug. Zum Abrufen von Fahrzeugzustands- und Wartungsinformationen dient aktuelle Generation unserer Ortungsgeräte, die im Fahrzeug verbaut sind, wie beispielsweise der LINK 240 beziehungsweise der LINK 740. Der LINK 240 ist ein OBD-Gerät, welches per Plug-and-Play selbst installiert werden kann und Fahrzeuginformationen bei Pkw und Transportern liefert. Der LINK 740 ist eine fest installierte Blackbox, die über CAN-Bus-Anschlüsse verfügt und somit die Vernetzung zwischen verschiedenen elektronischen Einheiten innerhalb eines oder mehrerer Fahrzeuge ermöglicht. Diese Daten können wiederum in unserer Softwareplattform Webfleet angezeigt werden. Über die standardisierte Flottenmanagement-Schnittstelle (FMS) bei Lkw sind wir ebenfalls in der Lage, eine Vielzahl von Daten zu auszulesen. Voraussetzung ist dabei mindestens die Version FMS 3.0.

Wie gestaltet sich die Installation/Inbetriebnahme?

Die OBD-Geräte arbeiten nach dem sogenannten Plug-and-Play-Prinzip. Die fest installierten Geräte werden mit einer permanenten Stromversorgung verbunden und an die FMS-Schnittstelle oder an den CAN-Bus angeschlossen. Für den Anschluss an den CAN-Bus stellen wir entsprechende Einbauhinweise bereit, die erklären, wie ich den Anschluss realisieren kann.

Schränken die Lkw-Hersteller den Zugriff auf Fahrzeugzustandsdaten ein?

Die FMS-Schnittstelle ist nicht bei jedem Fahrzeug vorinstalliert, kann aber oftmals bei der Fahrzeugbestellung berücksichtigt werden. Nachträglich eingebaut, muss die Schnittstelle softwareseitig freigeschaltet werden. Alternativ dazu bieten wir die Möglichkeit, die Daten direkt mittels CAN-Bus zu erfassen. Unser Fachhandelsnetzwerk berät Interessenten und Kunden gerne über diese Optionen der Datenbereitstellung und die herstellerabhängig bereitgestellten FMS-Daten.

Wie hoch ist die Fahrzeugabdeckung?

Aktuell werden bereits mehr als 700 Fahrzeuge (Pkw, Transporter, Lkw und Busse) mit dem CAN-Bus-System von Webfleet-Solutions unterstützt, und es werden stetig mehr. Welche Daten bei welchem Hersteller, Modell, Baujahr geliefert werden können, erfahren Sie ebenfalls individuell bei Ihrem lokalen Webfleet-Solutions-Partner.

„Die Zukunft der Mobilität wird so aussehen, dass die Werkstatt bereits über einen Fehler informiert ist, bevor das Fahrzeug weiß, dass es einen hat“, so Wolfgang Schmid.

Wolfgang Schmid
Wolfgang Schmid. Bild: Webfleet

Wie sieht die Benutzeroberfläche zur Planung von Wartungs- und Inspektionsaufgaben aus?

In Webfleet gibt es ein Modul speziell zu Wartungsaufgaben, über das Informationen zu Wartungs- und Inspektionsaufgaben abgerufen werden können. Es besteht auch die Möglichkeit, Wartungsaufgaben manuell zu hinterlegen. So werden Flottenmanager und Werkstattprofis, beispielsweise automatisch über Intervalle für Service und Ölwechsel informiert oder es wird eine schwache Fahrzeugbatterie erkannt. Ähnliches gilt für den Zustand der Bremsen, der Reifen oder die Füllstände von Betriebsmitteln. Das Rad lässt sich zukünftig weiterspinnen, beispielsweise auf den Motorverschleiß oder die Sättigung von Trocknerfilterpatronen.

Ist die Anwendung auch für kleinere Speditionen mit angegliederter (freien) Lkw-Werkstatt geeignet, beispielsweise um Kunden zu binden?

Webfleet ist für alle Fuhrparkbetreiber anwendbar und keinesfalls auf Speditionen beschränkt. Wir bieten Lösungen für Kleinstflotten ab einem Fahrzeug bis hin zu großen Flotten mit mehreren hundert oder tausend Fahrzeugen. Dabei bleibt der Nutzwert von Webfleet nicht auf unsere Anwendung beschränkt. Über unser Partnernetzwerk bieten wir auf Basis unserer Schnittstellen Erweiterungsoptionen und Integrationsmöglichkeiten in die Softwaresysteme unserer Kunden. Für die angegliederte Werkstatt ist unsere Lizenz- und Rechtevergabe interessant. Der Betrieb kann damit, ohne weitere Kosten, auf vom Kunden freigegebene Daten zur Wartung, Inspektion, aber auch für Warnmeldungen zugreifen und so den Kundennutzen und die Kundenbindung maßgeblich verbessern.

Was ist in Zukunft möglich?

Auf unseren Straßen wird die Digitalisierung und die Vernetzung von Daten in den nächsten Jahren weiter stark zunehmen. Diese Entwicklung wird die Verkehrssicherheit deutlich verbessern und helfen, den Verkehrsfluss weiter zu optimieren. Webfleet-Solutions arbeitet daher sehr eng mit seinen Kunden zusammen, sodass die Produkte kontinuierlich weiterentwickelt werden. Man kann es auch so ausdrücken: Die Zukunft der Mobilität, beziehungsweise der Predictive-Maintenance, wird so aussehen, dass die Nfz-Werkstatt bereits über einen Fehler informiert ist, bevor das Fahrzeug überhaupt weiß, dass es einen hat.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2/21 der Krafthand-Truck.