Innovationsschau 2020 (Teil 2/2)
Normalerweise würden Sie hier die Nachlese zu den Branchenleitmessen Automechanika und IAA Nutzfahrzeuge und deren Messehighlights finden. Doch der weltweit grassierende Corona-Virus hat das Messe-Geschehen grundlegend verändert. Da die Werkstattausrüster, Systemspezialisten, Zulieferer, Fahrzeug- und Ersatzteilhersteller und Dienstleister aber auch im ‚Corona-Jahr‘ innovativ waren, stellen wir Ihnen deren Neuheiten und Neuigkeiten in der ‚KRAFTHAND-Truck Innovationsschau 2020‘ unter dem Motto ‚Das wäre zu sehen gewesen …‘ vor.
Interessante Innovationen trotz Virus
Noch immer diktiert der Corona- Virus das Messegeschehen, sodass aufgrund der Kontaktbeschränkungen traditionelle ‚Schau-Messen‘ nicht wie gewohnt stattfinden können. Das betrifft internationale Branchenleitmessen wie die Automechanika in Frankfurt und die IAA Nutzfahrzeuge in Hannover genauso wie die vielen lokalen Haus- und Leistungsmessen des Teilegroßhandels. Aus der Not heraus wurden deshalb zahlreiche Online-Formate wie ‚Virtuelle Hausmessen‘ und ‚Digitale Schaufenster‘ geboren. Und für all jene, die sich gemütlich im Büro- oder Wohnzimmersessel und zu einer selbstgewählten Zeit über die Neuheiten und Neuigkeiten von Werkstattausrüstern, Systemspezialisten, Zulieferern, Ersatzteilherstellern und Branchendienstleister informieren wollen, gibt es mit der zweiteiligen ‚KRAFTHAND-Truck-Innovationsschau 2020‘ quasi das ‚Das Beste der Leitmessen im Blätterformat‘.
Bosch
„Komplexe Probleme schnell gelöst mit der neuen ‚Visual Connected‘-App“, das versprechen die Diagnosespezialisten von Bosch. Eigenen Einschätzungen zufolge soll die App selbst bei schwierigen Problemstellungen um bis zu 50 Prozent schneller Ergebnisse liefern als bei der Kommunikation auf herkömmlichen Wegen. Darauf können sich zumindest Werkstattfachleute freuen, welche zur Software ‚Esitronic‘ auch den Technischen Support abonniert haben, denn sie können sich einen Expertenrat direkt via Smartphone in die Werkstatt holen. Mit der Smartphone-Kamera soll nämlich der Profi von Bosch dem Mechaniker buchstäblich üb er die Schulter schauen können. Die App ‚Visual Connect‘ überträgt dazu ein Echtzeitbild an den Experten, sodass dieser quasi genau das gleiche sieht wie der Werkstattmitarbeiter. Anschließend kann der Supporter den Mechaniker Schritt für Schritt zur Lösung führen und dabei, wenn es hilfreich ist, zusätzlich auf dem Bildschirm zeichnen und weitere Informationen, wie Schaltpläne oder die Lage versteckter Bauteile, einblenden können. Laut Bosch gibt es die App kostenlos in den App-Stores für Android und iOS.
Febi Bilstein
Kompetenz in Sachen Lenkung und Aufhängung stehen bei Febi Bilstein im Fokus. Mit mehr als 2.300 Lenkungs- und Aufhängungskomponenten in Erstausrüstungsqualität will der Ennepetaler Nutzfahrzeugteile-Spezialist eines der umfangreichsten Sortimente für den freien Reparaturmarkt vorhalten. Das Sortiment (www.febi.com/nkw/lenkung- aufhaengung/) reicht demnach von Achsschenkelbolzen und Dreieckslenker über Verbindungs-, Spur- und Lenkstangen sowie Endstücken bis hin zu Achsstreben und Servopumpen für die gängigsten europäischen Lkw, Anhänger, Busse und Spezialfahrzeuge. Dazu gibt es zahlreiche Komplett-Reparatursätze für die zeitoptimierte Reparatur. Besonders stolz sind die ‚Febianer‘ dabei auf ihre Eigenfertigung: Rund 85.000 Achsschenkelbolzen und -sätze werden demnach auf modernen CNC-Maschinen bei Bilstein Group Engineering hergestellt. Ein weiterer Fokus liegt auf der aktuellen Bremsen-Kampagne mit dem Slogan ‚Anhaltend gut‘ (www.febi.com/nkw/ bremsanlage/): das Sortiment an Nutzfahrzeug-Bremsscheiben und -belägen soll derzeit schon eine 84-prozentige VIN-Abdeckung der ‚Big Seven‘ erreichen – Tendenz steigend.
Haweka
Mehr Präzision und Komfort beim Wuchten von Transporter- und LLkw-Rädern verspricht Wuchttechnik-Spezialist Haweka für sein neues Zentriertechnik-Sortiment. Mit den individuellen Spannvorrichtungen, welche über spezielle Zentrierhülsen mit den exakten Abmessungen der Radnabe und eine Typenspannplatte, die den jeweiligen Lochkreis abbildet, verfügen, sollen sich deutlich präzisere Wuchtergebnisse als bisher erzielen lassen. Zudem soll sich damit auch die Laufruhe bei höheren Geschwindigkeiten spürbar verbessern, weil das Rad genau wie am Fahrzeug ü ber das Mittenloch zentriert und mit der Typenspannplatte fixiert wird. Haweka liefet die Adapter für gängige Transporter-Modelle mit Standard- und Zwillingsbereifung.
Hazet
Mit dem neuen, druckluftbetriebenen Mini-Nadelklopfer ‚9035 M-5‘ sagt der Remscheider Werkzeug-Spezialist Hazet Rost und Schmutz den Kampf an. Das handliche Gerät in Stiftform soll mit seinen dreizehn Stahlnadeln, welche mit 3.000 Schlägen pro Minute auf das Werkstück prasseln, selbst hartnäckigen Rost und Schmutz mühelos beseitigen. Die freien Nadeln verfügen über einen Einzeldurchmesser von 1,3 Millimeter und sollen auch verwinkelte Bereiche erreichen, etwa beim Reinigen und Entrosten von Bremssätteln. Der pfiffige, 235,6 Millimeter lange und 480 Gramm leichte Nadelklopfer besitzt einen Sicherheitsauslösehebel, mit dem sich die Leistung stufenlos regulieren lässt sowie ein Drehgelenk zur einfachen Handhabung. Der Nagler benötigt laut Hazet 48,1 Liter Druckluft pro Minute, um optimal zu funktionieren.
Hengst
Da moderne Dieselmotoren immer höhere Ansprüche an die Kraftstoffreinheit stellen, hat Filterhersteller Hengst mit dem ‚Blue.maxx‘-Baukasten ein passendes Konzept entwickelt. Eigenen Angaben zufolge werden bei diesem neuartigen Kraftstofffiltrationssystem Vor- und Hauptfilter nicht mehr getrennt, sondern als optimal aufeinander abgestimmtes Gesamtsystem betrachtet. Dennoch lassen sich laut Hengst die Komponenten je nach Kundenanforderungen kombinieren. Als Beispiel für eine solche kundenindividuelle Filtrationslösung aus dem ‚Blue.maxx‘-Baukasten nennt Hengst das ‚KSC‘ (Kraftstoff-Service-Center), welches für die D15-Motorenbaureihe von MAN entwickelt wurde. Beim KSC handelt es sich demnach um ein fünfstufiges Filtrationssystem mit Wasserabscheidung über das gesamte Serviceintervall. Die Besonderheit ist ein spezielles Mischventil, welches bei kalten Temperaturen (Winterbetrieb) den warmen Rücklaufkraftstoff aus dem CR-System mit kaltem Diesel aus dem Tank vermischt, um zu verhindern, dass der Filtereinsatz durch Paraffin kristalle verblockt. Eine bislang übliche elektrische Vorfilterheizung ist damit nicht mehr nötig.
Basierend auf dem ‚Blue.maxx‘-Baukastensystem zur Dieselfiltration hat Hengst mit dem ‚Kraftstoff-Service-Center‘ (KSC) für die D15-Motoren von MAN eine individuelle Lösung entwickelt. Beim KSC handelt es sich um ein fünfstufiges Filtrationssystem mit Vor- (links) und Hauptfilter (rechts) und einer Wasserabscheidung über das gesamte Serviceintervall. Bild: Hengst
HJS
Abgasreinigungssysteme für Transporter und Handwerkerfahrzeuge sind beim Emissionstechnikspezialisten HJS ein favorisiertes Thema. Die Hardware-Nachrüstlösung mit SCR-Technik garantiert Unternehmensangaben zufolge Haltern von gewerblich genutzten, leichten Nutzfahrzeugen ab 2,8 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht nicht eine freie Fahrt in Umweltzonen und bei Fahrverboten, sondern überdies auch noch eine staatliche Förderung (www.transporter-nachruestung.de). Mit Hilfe der SCR-Technologie verwandelt die von HJS entwickelte Hardware unter Zugabe des Additivs ‚AdBlue‘ giftige Stickoxide (NOX) in harmlosen Stickstoff und Wasserdampf. Um die für die chemische Reaktion erforderlichen Abgas-Mindesttemperaturen auch im Stadt- sowie im Kurzstrecken-und Teillastbetrieb zu gewährleisten, verfügt das System über ein aktives Thermomanagement. Laut HJS verfügt das Abgasnachbehandlungssystem über eine ABE und nimmt keinerlei Einfluss auf den Motor beziehungsweise das Motormanagement.
Knorr-Bremse
‚Original, zeitwertgerecht, nachhaltig – EconX‘. Unter diesem Motto läuft beim Systemspezialisten Knorr-Bremse eine Produktline speziell für die zeitwertgerechte Reparatur. Unternehmensangaben zufolge verbergen sich hinter der Marke ‚EconX‘ industriell aufgearbeitete Produkte, die dazu beitragen sollen, dass auch ältere Nutzfahrzeuge sicher und effizient auf der Straße bleiben. Das Angebot umfasst unter anderem Zuspanneinheiten für Truck, Trailer und Busse. Laut Knorr-Bremse werden die ‚EconX‘-Produkte komplett aufgearbeitet und neu montiert, was vor allem wertvolle Rohstoffe und Energie sparen soll: bei einer SN7-Zuspanneinheit beispielsweise sollen sich durch die Verwendung gebrauchter Komponenten bis zu 44,9 kg CO2-äquivalente Emissionen einsparen lassen.
Rheinmetall-Automotive
„Im Jahr der – leider ebenfalls abgesagten – IAA Nutzfahrzeuge hätte auf der Automechanika bei MS Motorservice International neben der Vielfalt an Ersatzprodukten der Premium-Marken KS Kolbenschmidt, Pierburg, BF und TRW Engine Components vor allem ein weiteres Thema im Mittelpunkt gestanden: Die Motorservice-Tochter ‚BF‘ als Instandsetzungs-Spezialist speziell für den Heavy-Duty-Bereich“, so ein Sprecher von Rheinmetall Automotive. Die Marke BF bietet demnach hochwertige Motorenkomponenten, die nach eigenem Bekunden auf eine lange Lebensdauer und eine zeitwertgerechte Reparatur ausgelegt sind. Dazu hat BF sein Produktportfolio aktuell noch weiter ausgebaut, um für alle Kundenbedürfnisse gerüstet zu sein.
SAF-Holland
Bei SAF-Holland wäre nach eigenem Bekunden der Fokus des IAA-Auftritts auf dem Thema ‚Digitalisierung‘ mit der ‚Sensierten Achse‘ gelegen. Zahlreiche elektronische Sensoren sollen bei dieser dazu beitragen, das Nutzfahrzeug immer in einem optimalen Zustand zu halten. Dazu überwachen die Sensoren unter anderem die Radlagertemperatur, das Bremssystem, den Reifendruck und auch den Beladungszustand des Trailers. Laut SAF-Holland erkennt das System jederzeit den Zustand des Fahrzeugs, sodass sich durch das Monitoring ein unnötiger Fahrzeugstillstand vermeiden lassen soll. Zudem sollen die in Echtzeit gewonnenen Daten künftig die Grundlage für die ‚Vorausschauende Wartung, auf neudeutsch ‚Predictive Maintenance‘, bilden und später auch einmal das automatisierte Fahren unterstützen. Das Paket aus Sensoren und Telematik soll voraussichtlich ab Mitte 2021 verfügbar sein.
Wabcowürth
Um das 10-jährige Jubiläum gebührend zu feiern, hatte sich die Mannschaft von Wabcowürth inige interessante Neuheiten und Neuigkeiten für die Messen einfallen lassen. Eines dieser Messehighlights ist das eigens für Autoglaser entwickelte, mobile Kalibriertool ‚W.Easy ADAS Calibration‘ für kamerabasierte Fahrerassistenzsysteme. Eigenen Angaben zufolge handelt es sich dabei um eine Weiterentwicklung, die nun komplett in Eigenregie entsteht. Zu den Hauptbestandteilen gehören die verbesserte, modular aufgebaute Justiereinrichtung, welche aufgrund ihres neu entwickelten Doppelrohrauszugs die Rüstzeit nochmals verkürzen soll, sowie eine für Autoglaser maßgeschneiderte Mehrmarkenlizenz der ‚W.Easy‘-Software. Mit dem optional erhältlichen Zubehör, etwa einer Universalhalterung sowie Kalibriertafeln fü r Transporter, will Wabcowürth nach eigenem Bekunden die Fahrzeuglüc ke zu Anbietern aus der Pkw-Riege schließen. Die Aufrüstkomponenten sollen ein herstellerkonformes Kalibrieren zahlreicher Transporter-Modelle von FCA, Mercedes-Benz und Volkswagen erlauben.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4/20 der Krafthand-Truck.
