

Heißes Eisen: Brandgefahr bei MAN-Lkw (TGX/TGS 2016-2019)? Wir haben in München den aktuellen Stand erfragt…
Mehre Medien berichteten kürzlich von erneut aufgetretenen Bränden bei Lkw der Marke MAN. Es handelte sich um die Modelle TGX und TGS des Produktionszeitraums 1.10.2016 bis 30.9.2019. Bereits am 30.10.2024 gab es einen offiziellen Rückruf des KBA (Rückrufcode MAN: 7979TW, 8062TW). Betroffen waren weltweit 37.565 und deutschlandweit 12.693 Fahrzeuge. Der offizielle Grund war die Überalterung und Verunreinigung des Motoröls. Es könne zum Motorausfall oder gar zum Brand des Fahrzeugs kommen. Als Maßnahme werden der Austausch der geschädigten Ölfilterbauteile/der Austausch des Ölfilters, des Öldeckels sowie die Verkürzung der Ölwechselintervalle empfohlen.
Nun hat am 15.9.2025 das NDR-Verbrauchermagazin ‚Markt‘ in einem Beitrag das Thema Brandgefahr bei den besagten Fahrzeugen nochmal aufgegriffen. Auch Schäden an Pleueln wurde genannt. Handelt es sich tatsächlich um mangelnde Wartung und zu altem Öl? Wir haben bei MAN in München nochmal nachgefragt. Die Antworten geben wir im ungekürzten Original wieder.
Laut Rückruf des KBA vom 24.10.204 handelt es sich bei den Fahrzeugen (TGX/TGS) um mangelnde Wartung und zu altes und verunreinigten Motoröl. Sind die Ölwechselintervalle zu lang bemessen?
MAN ruft bereits seit Ende 2022 Halter bestimmter Lkw und Busse mit D26 Euro 6c-Motoren (D2676LF51–53, D2676LOH35–37) der Baujahre 11/2016 bis 08/2019 zur Werkstattprüfung auf. Bei diesen kann aufgrund nicht fristgerecht oder nicht fachgerecht durchgeführter Wartung übermäßig gealtertes und verschmutztes Motoröl zu Schäden an Ölfilterbauteilen und ebenso am Motor selbst führen. Daraus können in seltenen Fällen auch Brandereignisse resultieren. Die betroffenen Fahrzeughalter wurden seit Ende 2022 bereits mehrfach angeschrieben und in die Werkstätten gerufen. Von den definierten Einzelmaßnahmen wurden dort zum größten Teil bereits über 90 Prozent abgearbeitet.
2024 wurde die aktive Kundenansprache nochmals intensiviert und durch eine Pressemitteilung öffentlich begleitet. Zudem wurden Behörden umfassend informiert, unter anderem per Business Alert sowie auf EU-Ebene. Unter anderem mit dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) als zuständiger Überwachungsbehörde wurde eine regelmäßige Abstimmung zu Fortschritt und Wirksamkeit der eingeleiteten Maßnahmen vereinbart.
Haben die Maßnahmen wie ein Öl-, ein Öldeckel- und ein Filterwechsel das Problem behoben?
Die Wirksamkeit der sehr umfangreichen und transparent kommunizierten freiwilligen Maßnahmen zeigt sich klar. Zwar sind weiter Motorschäden bei Lkw aufgetreten. Insgesamt aber ist keine signifikante Zunahme der Schadensereignisse erfolgt, wie sie bei zunehmender Laufleistung und steigendem Fahrzeugalter, ohne die bereits seit Ende 2022 eingeleiteten Maßnahmen zu erwarten gewesen wäre.
Haben Sie die Ölwechselintervalle verkürzt?
Bei den Fahrzeugen, die bisher im Rahmen der seit Ende 2022 laufenden Aktionen in der Werkstatt waren, wurde in jedem Fall der Ölfilterdeckel getauscht, weil es an diesen durch übermäßig gealtertes Öl zu Beschädigungen kommen kann. Darüber hinaus wurde gegebenenfalls das Wartungsintervall je nach Einsatzschwere angepasst und, wo aufgrund unserer Analysen angezeigt, in einigen Fällen auch weitergehende Maßnahmen ergriffen.
Kann man konstruktive Mängel oder Materialmängel an Motorenkomponenten (Pleuel) ausschließen?
Die genannten Fahrzeugtypen der Baujahre 11/2016 bis 08/2019 wurden aufgrund regulatorischer Vorgaben mit bleifreien Lagern ausgerüstet. Diese sind empfindlicher gegen Verunreinigungen und Ölalterung. Bei Nichteinhaltung der Wartungstermine und der vorgesehenen Werkstattaktionen kann es nach einer längeren Laufleistung (in der Regel zwischen 400.000 und 500.000 Kilometer) zu Motorschäden kommen. Schadensfälle können insbesondere dort auftreten, wo es zu einer übermäßigen Alterung und Verschmutzung des Motoröls und dadurch zu geschädigten Ölfilterbauteilen kommt – etwa durch Nicht-Einhaltung von Wartungsintervallen beziehungsweise nicht fachgerecht ausgeführten Wartungsarbeiten.
Weitere Gründe für solche Schadensfälle können sein: besondere Betriebsbedingungen und hier insbesondere eine Überdrehzahl, Eindringen von (Kühl-)Wasser ins Motoröl, Motortuning, Verwendung nicht freigegebener Motoröle sowie deren Vermischung und die Verwendung von Wartungsteilen wie Motorölfilter, Luft- und Dieselfilter, die nicht den Herstellervorgaben entsprechen. Werden alle für diese Motorentypen vorgesehenen Service- und Ölwechsel-Termine fristgerecht eingehalten, sieht MAN keine auffälligen Häufungen von Motorschäden, sondern eine sehr hohe Robustheit über alle Motorbaureihen mit Laufleistungen von teilweise weit über einer Million Kilometern.
Welche weiteren Maßnahmen stehen zusätzlich im Raum? Was raten sie den Speditionen und den Nfz-Werkstätten, die die entsprechenden Fahrzeuge bewegen?
Wir setzen weiter darauf, die Kunden, die sich noch nicht an den für Ihre Fahrzeuge vorgesehenen Maßnahmen beteiligt haben, proaktiv anzuschreiben und darüber hinaus alle Kunden wiederholt und deutlich durch weitere Anschreiben über die Wichtigkeit der Einhaltung von Wartungs- und Ölwechselintervallen zu informieren und dafür zu sensibilisieren, fahrzeugseitigen Wartungs- und Warnhinweisen unbedingt Folge zu leisten. Ebenso raten wir dazu, von unserem kostenlosen Angebot MAN ServiceCare zur proaktiven Wartungsplanung Gebrauch zu machen.
Zeigt sich MAN bei entsprechenden Schäden am Pleuel / gar Brand kulant? Wie sieht die Kulanz aus?
Motorschadensereignisse dieser Art werden auf Grundlage der uns vorliegenden Informationen gemeinsam mit Sachverständigen und in engem Austausch mit den Kunden analysiert. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass jeder Fall individuell zu beurteilen ist und wir deshalb keine pauschalgültigen Aussagen zu gegebenenfalls erfolgenden Kulanzregelungen machen.
Fazit
Letztendlich darf man gespannt sein, wie sich die Thematik bei MAN weiterentwickelt. Bleifreie Lager (so auch Gleitlager für die Lagerung der Pleuel), sind bereits seit Juli 2005 EU-weit Plicht. Entsprechende Erfahrungswerte sollten also vorhanden sein. Tatsächlich wiesen Lager mit Bleianteil bessere Notlaufeigenschaften auf, moderne Motorenöle können dies aber aufgrund ihrer Additiv-Formulierung ein stückweit kompensieren. Natürlich muss man generell auf die Einhaltung von Service-Intervallen achten und darf nur vom Hersteller freigegebenes Motoröl verwenden.
Letztendlich bleibt zu hoffen, das es nicht zu weiteren Motorschäden oder gar Bränden der betroffenen Fahrzeuge kommt und die Bemühungen von MAN Früchte tragen.














