TUEV-Report 2025: Zu den häufigsten Ursachen in den Jahren 2023 und 2024 gehören Schäden an der Achsaufhängung. Bild: Georg Blenk
TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2025

Gravierende Mängel! Jedes fünfte Nutzfahrzeug fällt durch die Hauptuntersuchung

Die Zahl der Nutzfahrzeuge mit gravierenden Mängeln nimmt laut TÜV-Verband weiter zu. So fällt jedes fünfte Nutzfahrzeug durch die Hauptuntersuchung. Zudem sind die Mängelquoten in allen Gewichtsklassen gestiegen. Zu den häufigsten Beanstandungen gehören die Beleuchtung, Ölverlust und Defekte an der Achsaufhängung. Das besagt der aktuelle TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2025. Der TÜV-Verband fordert demnach mehr Wartung, Instandhaltung und eine HU, die auch Funktion und Wirkung digitaler Systeme prüft. Zudem verzögerten Unsicherheiten generell die Antriebswende.

Die Details

Stolze 20,4 Prozent aller untersuchten Nutzfahrzeuge wiesen bei der Hauptuntersuchung „erhebliche“ oder „gefährliche Mängel“ auf – ein Anstieg um 0,8 Prozentpunkte im Vergleich zum letzten Report 2023. Die Auswertung basiert auf 2,31 Millionen Hauptuntersuchungen an TÜV-Prüfstellen im Zeitraum 2023/2024.

Besonders häufig stellten die Sachverständigen Defekte an der Beleuchtung, Ölverlust sowie Mängel an den Achsaufhängungen fest. Die Verschlechterung betrifft alle Gewichtsklassen: Transporter bis 3,5 Tonnen erreichen eine Mängelquote von 21,5 Prozent, nach 20,4 Prozent im TÜV-Report 2023. Fahrzeuge zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen liegen bei 20,0 Prozent – ein Plus von 0,8 Punkten. Bei Fahrzeugen von 7,5 bis unter 18 Tonnen beträgt die Mängelquote 16,5 Prozent (2023: 13,6 Prozent). Und bei den schweren Lkw ab 18 Tonnen ist die Mängelquote um 2,1 Punkte auf 21,9 Prozent gestiegen.

Schwere Lkw erstmals Schlusslicht

erstmals führen also schwere Lastkraftwagen ab 18 Tonnen die Mängelstatistik an und haben damit die Transporter als Schlusslicht abgelöst.

„Dass gerade die schweren Lkw am schlechtesten abschneiden, ist bemerkenswert: Sie sind überwiegend auf der Langstrecke unterwegs, werden häufiger geprüft und gelten als besonders sorgfältig gewartet“, so Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband.

Ein zentraler Faktor sei die enorme Beanspruchung: Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) haben Lkw ab 7,5 Tonnen 2024 im Schnitt 43.309 Kilometer pro Jahr zurückgelegt, Sattelzugmaschinen sogar 86.585 Kilometer. Zum Vergleich: Pkw fuhren durchschnittlich 12.309 Kilometer. Durch die intensive Nutzung wachse das Risiko altersbedingter Defekte: Einjährige Lkw ab 18 Tonnen fallen nur zu 7,4 Prozent durch die HU, bei fünf Jahre alten Fahrzeugen liegt die Quote bereits bei 20,5 Prozent, bei zehnjährigen bei 29 Prozent.

„Bei Fahrzeugen dieser Größe hat jeder technische Mangel ein höheres Gefährdungspotenzial“, sagt Goebelt. „Schwere Lkw müssen deshalb über ihre gesamte Lebensdauer hinweg in einem absolut verlässlichen technischen Zustand gehalten werden.“

Nach Angaben des KBA ist der Bestand der Lkw ab 7,5 Tonnen seit 2015 um 22 Prozent von 173.166 auf 211.809 Fahrzeuge gewachsen.

„Viele Speditionen investieren zwar in neue Fahrzeuge, lassen ältere Fahrzeuge aber auch länger im Betrieb“, sagte Goebelt. „Das erhöht den Wartungsbedarf und wirkt sich spürbar auf die Prüfergebnisse aus.“ Erschwerend komme auch hinzu, dass angesichts hoher Kosten, einer schwachen Konjunktur und starkem Wettbewerbsdruck offenbar weniger in Wartung und Instandhaltung investiert werde.

Antriebswende bei Lastkraftwagen kommt nur langsam in Fahrt

Diese Investitionszurückhaltung verlangsame laut TÜV-Verband auch die Antriebswende. Derzeit liege der Anteil von Lkw mit Elektro-Antrieb im Bestand bei 2,4 Prozent, doch bei den Neuzulassungen von Januar bis Juli 2025 bei 8,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 hatten 5,5 Prozent der Nfz-Neuzulassungen einen batterieelektrischen Antrieb.

„Die Elektrifizierung des Nutzfahrzeugverkehrs kommt in Bewegung, auch wenn der Umstieg für viele Unternehmen noch mit Unsicherheiten verbunden ist“, sagt Goebelt.

Hohe Anschaffungskosten, ein noch begrenztes Fahrzeugangebot und die schwer kalkulierbare Wirtschaftlichkeit im laufenden Betrieb bremsten den Hochlauf. Hinzu komme die Ladeinfrastruktur, die insbesondere für schwere Nutzfahrzeuge noch lückenhaft sei. „Fuhrparkbetreiber investieren in der Regel in eigene Ladepunkte, wenn sie E-Lkw anschaffen, was Aufwand und Kosten verursacht“, so Goebelt. Für den Fernverkehr brauche es zudem ein flächendeckendes Netz an Schnellladern entlang der Autobahnen. Der Aufbau von Megawatt-Ladesystemen sei zwar in Planung, werde aber noch mehrere Jahre dauern. „Gezielte Förderung, verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit sind jetzt entscheidend, um die Dynamik zu verstetigen.“ Dazu gehöre auch, auf europäischer Ebene die Befreiung emissionsfreier schwerer Nutzfahrzeuge von Maut- und Nutzungsgebühren zu verlängern.

Der vollständige TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2025 steht hier zum Download bereit.