Bremsenservice an einem Lkw
Der Bremsscheibenwechsel gehört zum ‚Kleinen Einmaleins‘ bei Nutzfahrzeug-Profis. Ein fachmännischer Bremsenservice beginnt mit einer Bestandsaufnahme, bei der man unter anderem den Zustand der Scheiben ermittelt. Bild: ZF Aftermarket
Scheiben-Weise

Bremsenservice an einem Lkw

Lkw im Fernverkehr sind idealerweise voll beladen unterwegs. Um das hohe Gewicht des Sattelzugs auch in Notsituationen sicher im Griff zu haben, müssen die Komponenten des Bremssystems topfit sein. Insbesondere auf die Bremsscheiben kommt es an. Sie sollten deshalb schon am besten vor den ersten Anzeichen eines drohenden Bremskraftverlusts erneuert werden, empfehlen die Bremsenexperten von ZF Aftermarket.

Obwohl der Bremsenservice an ziehenden und gezogenen Einheiten zu den Basisaufgaben in der Nutzfahrzeug-Werkstatt gehört, trotzdem schadet es nicht, von Zeit zu Zeit seine Arbeitsgewohnheiten zu überdenken und sie einmal durch die ‚Sicherheits-Brille‘ zu betrachten. Speziell beim Bremsscheibentausch, der für gestandene Nutzfahrzeug-Profis quasi zum ‚Kleinen Einmaleins’ gehört, schadet es nicht, sich eng an den Vorgaben und Reparaturleitfäden des jeweiligen Fahrzeug- oder Bremssystemherstellers zu orientieren, empfehlen die Bremsenfachleute von ZF Aftermarket in Schweinfurt. Sie haben KRAFTHAND-Truck dazu einige interessante Gedankenanstöße geliefert. Zudem raten sie, nur hochwertige Teile in Erstausrüsterqualität zu verbauen, um kein Sicherheitsrisiko einzugehen.

Bremsenservice ‚Schritt für Schritt‘

Bei sicher über der Grube oder auf der Hebebühne radfrei gehobenem Fahrzeug geht es bei abgenommenen Rädern an die Bestandsaufnahme. Die Bremsscheibendicke und der Zustand der Reibflächen zählen dabei zu den wesentlichen Kriterien, wenn es darum geht, ob ein simpler Belagwechsel genügt oder ob ein Scheiben-Komplettersatz angesagt ist. Nach dem Lösen der Steckverbinder von ABS-Sensor und Bremsbelag-Verschleißanzeige geht es ans Abbauen des Bremszylinders und das mechanische Zurückdrehen des Bremskolbens. Anschließend entfernt der Mechaniker den Federsplint und nimmt Sicherungsbolzen und Haltebügel ab, damit er die Bremsbeläge aus ihren Schächten ziehen kann. Um anschließend den Bremssattel demontieren zu können, muss er zuvor die Befestigungsschrauben des Bremssattelträgers entfernen.

Nun lässt sich die Bremsscheibe abnehmen, bei manchem Bremssystem muss allerdings die komplette Radnabe abgebaut werden. Um in einem solchen Fall Radnabe und Bremsscheibe trennen zu können, legt man den nicht ganz leichtgewichtigen Verbund auf einer stabilen Arbeitsfläche ab und entfernt die Verbindungsbolzen zwischen Radnabe und Bremsscheibe sowie den ABS-Ring, soweit dieser wiederverwendet werden soll. Im Zweifelsfall ist es den Fachleuten zufolge allerdings sicherer, einen neuen zu verwenden, um die ABS-Funktion nicht zu gefährden. Vorsicht ist beim Trennen der Bremsscheibe von der Radnabe an der Hydraulikpresse angebracht: der Mechaniker sollte sein Augenmerk dabei vor allem auf passgenaue Druckstücke legen.

Bevor die neue Bremsscheibe montiert wird, gilt es die Kontaktflächen an der Radnabe gründlich mit einer Rundbürste zu reinigen und von Korrosionsprodukten (lose Rostschichten etc.) zu befreien. Anschließend wird die neue Bremsscheibe auf die Radnabe montiert. Die Experten von ZF Aftermarket empfehlen hierzu neue Verbindungsschrauben. Bei Bremsscheiben der Marke ‚TRW‘ sind diese bereits im Lieferumfang enthalten. Nach dem Anziehen der Schrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment bekommt die Radnabe im nächsten Schritt idealerweise einen neuen ABS-Ring.

Derart vorbereitet lässt sich die Radnabe wieder an der Achse anbringen. Nach dem Festziehen der Achsenmutter mit dem vorgegebenen Drehmoment wird diese gesichert und die Achsenmutterkappe mit frischer Fettfüllung aufgesteckt. Bevor der Bremssattel wieder montiert wird, sollte man die Brems-scheiben mit einem speziellen Reiniger säubern. Die Bremsenspezialisten von ZF Aftermarket empfehlen hierfür ein eigens von TRW entwickeltes Produkt. Im nächsten Schritt werden die neuen Bremsbeläge eingesetzt, befestigt, gesichert und das Lüftspiel nach Vorschrift neu justiert. Anschließend zieht der Mechaniker sämtliche Befestigungsschrauben mit dem vom Fahrzeughersteller vorgegebenen Drehmoment an, montiert den Bremszylinder und verbindet abschließend die Stecker von ABS-Sensor und Bremsbelag-Verschleißanzeige.

Nachdem die Räder wieder angebaut sind folgt zum Abschluss die Endabnahme, zu der eine Funktionsprüfung im Rahmen einer Probefahrt und eine Bremswirkungsprüfung auf dem Bremsprüfstand gehören.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1/20 der Krafthand-Truck.