Stefan Velte ist bei Hasenkamp Leiter der Abteilung Logistics & Engineering Solutions – kurz LES. Bilder/Grafiken: Hasenkamp
Im Gespräch mit Stefan Velte

Hasenkamp-LES: Der Transport von sensiblen Kunstgegenständen

Stefan Velte leitet die Abteilung Logistics & Engineering Solutions bei der Spedition Hasenkamp. Das Unternehmen mit Sitz in Köln-Frechen hat sich auf den Transport und Lagerung von sensiblen Gütern spezialisiert. Bis Ende des Jahres 2021 stand Velte der sogenannten Kunstinspektion bei Hasenkamp als Abteilungsleiter vor. Mit Jahresbeginn firmiert diese nun unter der Bezeichnung Logistics & Engineering Solutions – kurz LES. Das klingt international und sehr technisch. Und genau das soll es. In den vielen Jahren des Bestehens der Abteilung für besondere logistische Herausforderungen sind die Anforderungen an das rund zehnköpfige Team stetig gestiegen. Die neue englische Bezeichnung soll das nun namentlich besser abbilden – auch, um der immer stärker werdenden Internationalisierung gerecht zu werden.

Die Kunstinspektion ist laut Hasenkamp eine Institution im deutschsprachigen Kunstmarkt. Jeder, der mit Kunst- und Kulturgütern oder sehr wertvollen und sensiblen Transportgütern arbeitet, hat wenigstens schon den Namen des Unternehmens gehört. Diejenigen, mit besonders komplizierten Aufgabenstellungen, seien es sehr alte, äußerst wertvolle, große oder besonders schwere Objekte, wenden sich an Stefan Velte, dem Leiter der Abteilung.

Warum haben Sie den Namen Kunstinspektion geändert?

Der Name Kunstinspektion hat sicherlich bereits etwas von einem Mythos in der Museums- und Kunstszene. Ein Mythos ist allerdings auch, dass wir nicht nur Kunstobjekte oder Kulturgüter sicher verpacken und an ihren Bestimmungsort bewegen. Unsere Aufgabenstellung ist häufig viel breiter: Wir planen, beraten und setzen jegliche Art außergewöhnlicher logistischer Projekte in die Tat um. Allen gemein ist: Sie sind so speziell, dass es für sie keine Blaupausen gibt. In der Regel entwickeln wir für solche Transporte individuelle Verpackungen, die die Exponate schützen und transportabel machen. Wir setzen Werkzeuge und Kräne ein, die oftmals Eigenentwicklungen sind – basierend auf unserer langjährigen Erfahrung.

Sie sind also nicht nur in der Kunstwelt zuhause. Worauf legen Sie noch Schwerpunkte?

Wir sind unter anderem bei Routen- und Gebäudeplanungen beratend tätig. Oftmals ist unsere Routine für Bereiche gefragt, an denen großvolumige und schwergewichtige Güter an- und abtransportiert werden: Beispielsweise bei der Planung von Museumsneubauten, Krankenhäusern oder Rechenzentren, bei Aufzügen, Treppenhäusern, Rampen sowie bei Gebäudezugängen. Und das eben vermehrt auch rund um den Globus, weshalb wir den Begriff Kunstinspektor nicht mehr passend fanden und neuerdings unser Team und unsere Leistungen als Abteilung für Logisitics & Engineering Solutions weltweit vermarkten.

Die Hasenkamp-Abteilung Logistics & Engineering Solutions übernimmt vielfältige Aufgaben.

Was macht Ihre Abteilung einzigartig in der Logistikbranche?

Das Besondere an unsere Abteilung Logistics & Engingeering Solutions ist sicherlich die Fähigkeit unserer Mitarbeiter, ihre technischen Fertigkeiten mit der Freude am Problemlösen zu kombinieren. Ich denke, dass vor allem diese mentale Einstellung uns auszeichnet. Wir arbeiten in dem Wissen, dass wir zufriedenstellende Lösungen für unsere Kunden finden – und wir wollen immer die beste, sicherste und effizienteste Lösung erarbeiten. So gesehen sind wir eine Art Spezialkommando, das gerufen wird, wenn Lösungen für komplexe logistische Anforderungen gefordert sind. Dazu sind wir weltweit im Einsatz und verfügen innerhalb der Hasenkamp Group über mehr als 40 Standorte in Europa sowie Ost- und Südwestasien.

Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um diesen Job zu machen?

Neben einer hohen Flexibilität im Denken sind vor allem bei den Transporten Fingerspitzengefühl, Ruhe und Ausgeglichenheit gefragt. Oft wird jeder Handgriff von umstehenden Menschen verfolgt. Da muss man schon sicher und routiniert auftreten und darf sich auch in stressigen Situationen nicht ablenken lassen. Ansonsten wünsche ich mir, dass meine Mitarbeiter wie Schweizer Taschenmesser sind: Wir brauchen kaufmännisches Verständnis, ein hohes handwerkliches Geschick, eine starke Kooperations- und Teamfähigkeit sowie diplomatisches Gespür im Umgang mit Auftraggebern und Projektbeteiligten.

Können Sie Beispiele für Arbeiten Ihrer Abteilung nennen?

Eines meiner Lieblingsstücke, weil wir es immer wieder einmal bei seinen Reisen begleiten dürfen, ist die Himmelsscheibe von Nebra. Sie ist für mich so herausragend wertvoll wie schön, weil sie mit ihren schätzungsweise 3600 Jahren das älteste Zeugnis vom astronomischen Wissen unserer Vorfahren ist.
Wo wir über Himmel und Sterne sprechen, schließe ich gern mit einem weiteren außergewöhnlichen Projekt an, dem Alpha Magnetic Spectrometer (AMS-02). Das ist kurz gesagt ein zwei Milliarden Euro teures wissenschaftliches Experiment, das auf seinem Weg zur Internationalen Raumstation (ISS) von der Firma Hasenkamp per Spezialtransport quer durch Europa gefahren wurde. Vom Cern bei Genf, über Aachen nach Nordwijk in den Niederlanden und wieder zurück nach Genf, bevor es per Flugzeug nach Cape Canaveral gebracht wurde, um an Bord eines Space Shuttles den Zielort ISS zu erreichen. Die Reise in die USA bis zur NASA in Florida hat unser Team federführend geplant und umgesetzt. Wir sind sehr stolz darauf, einen wichtigen Beitrag zum Gelingen dieser Mission beigetragen zu haben.
Vor eine ganz besonders schwergewichtige Herausforderung hat uns ein anderes technisches Meisterwerk gestellt – diesmal eines aus dem Mittelalter. Mit einer Höhe von je 4,72 Metern und einem Gewicht von etwa 1,85 Tonnen pro Flügel sind die bronzenen Bernwardtüren des Hildesheimer Doms die größten ihrer Epoche und, einzigartig um das Jahr 1015, aus einem Guss hergestellt.
Neben dem Transport solcher technischen, künstlerisch wertvollen oder geschichtlich bedeutenden Objekte treffen wir aber auch auf ganz säkulare und manchmal auch kuriose Aufgaben. Zum Beispiel der Fall, eines Künstlers, der in seinem Atelier ein dermaßen raumgreifendes Gemälde erstellt hat, dass es weder zur Tür noch zum Fenster hinausgebracht werden konnte. Kurzerhand haben wir einen Plan entwickelt, der beinhaltete, dass wir das Dach des Hauses anhoben, das Bild herausnahmen und anschließend das Dach über dem Atelier wieder absenkten. Sie sehen, geht nicht, gibt es bei uns nicht.