Gut aufgestellt: Im Gespräch mit Martin Kemker, Vertriebsleiter bei Wielton

Vor 25 Jahren im polnischen Wieluń gegründet, gehört Wielton eigenen Angaben zufolge heute zu den drei größten Herstellern von Anhängern, Aufliegern und Aufbauten in Europa sowie zu den zehn größten Herstellern weltweit. Nachdem das Unternehmen 2016 bereits die Grundsteine für die Präsenz auf dem deutschen Markt gelegt hatte, möchte Wielton nun das Deutschlandgeschäft forcieren. Wir haben mit Martin Kemker, Vertriebsleiter bei Wielton über die Pläne gesprochen.

Sehr geehrter Herr Kemker, mit welcher Strategie möchte sich Wielton in Deutschland positionieren und vom Wettbewerb abgrenzen?
Als Nutzfahrzeughersteller können wir unseren Kunden dank innovativer Fertigungsverfahren nachhaltige, kostenoptimierte und effiziente Produkte mit idealer Nutzlast und optimiertem Handling anbieten. Das gilt sowohl für unsere Standardprodukte wie Tautliner oder Kippauflieger, als auch für kundenspezifische Sonderanfertigungen. Als junges und innovatives Unternehmen leben wir Nahbarkeit und Flexibilität. Das heißt für uns auch, dass wir in Sachen Individualisierung und Customizing einen echten Unterschied gegenüber anderen Marktteilnehmern machen. Ein Ansatz, der durch unser eigenes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Wieluń unterstützt wird. Wir sind in ganz Europa aktiv und in zahlreichen Ländern bereits in verschiedenen Produktsparten auf dem ersten Platz der Zulassungsstatistik. Das möchten wir nun auch in Deutschland erreichen und als eine Alternative im Markt wahrgenommen werden.

Wie schätzen Sie insgesamt die Marktentwicklung was Trailer angeht in Deutschland ein?
Nun, nach einem schwachen letzten Jahr bei den Zulassungs- und Absatzzahlen in vielen europäischen Märkten, auch in Deutschland, wird nun viel über Aufholbedarf und auch Unsicherheiten gesprochen. Wir bei Wielton haben 2020 genutzt, unsere Möglichkeiten und Potenziale zu prüfen. Die erste Jahreshälfte 2021 lief sehr gut für uns. Wir konnten die Aufmerksamkeit großer Flotten in Deutschland für die Marke Wielton wecken und zahlreiche Test- und Demofahrzeuge platzieren. Für die kommende Monate werden sicherlich die Pandemie, aber auch das Thema Nachhaltigkeit und der Bedarf in Boom-Branchen wie Bauwirtschaft, Entsorgung und Automotive die Marktentwicklung beeinflussen.

Was sind aus Ihrer Sicht Zukunftsthemen was Trailer angeht?
Nachhaltigkeit, Lifecyclecost und Effizienz sind essentielle Themen, an denen kein großer europäischer Trailer-Hersteller vorbeikommt. Die Reduktion von CO2-Emissionen steht ganz oben. So weisen leichte, aerodynamisch designte Trailer einen geringeren Dieselverbrauch auf und schonen damit Umwelt und Geldbeutel. Truck-Trailer-Gespanne müssen zudem zukünftig möglichst flexibel einsetzbar sein, um eine effiziente Beförderung auch bei stark variierende Transportmengen gewährleisten zu können. Ein weiterer großer Trend sind natürlich digitale Lösungen – sowohl mit Blick auf die Telematik und angebundene Services als auch auf den Aftermarket.

An welchen technischen Weiterentwicklungen arbeitet Wielton gerade?
Für uns stehen aktuell Themen wie Innovation sowie ökologische Nachhaltigkeit in der Produktion und bei den Produkten im Fokus. Hier sehen wir interessante Entwicklungen, die auch ein klares Bekenntnis zum Klimaschutzgesetz sind (Bis zum Jahr 2030 müssen die CO2-Einsparungen auf 65 Prozent erhöht werden). Unsere 65 Mitarbeiter im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Wieluń arbeiten mit Hochdruck daran, kontinuierlich neue Lösungen zu entwickeln. Bei der Produktentwicklung hilft uns unser dortiger Prüfstand, den es so nur ein weiteres Mal in Europa gibt. Mit dessen Hilfe können wir innerhalb weniger Wochen mehrere Jahre harten Einsatzes unter höchster Belastung auf europäischen Straßen simulieren. Aus unserer Sicht ist das ein echter Vorteil im Markt. Neben Nachhaltigkeitsaspekten ist es uns aber auch wichtig, unsere vergleichsweisen kurzen Lieferzeiten für unsere Anhängefahrzeuge zu halten und im Aftermarket eine hohe Verfügbarkeit von Teilen gewährleisten zu können. Hier versuchen wir stetig, noch besser zu werden.

Wie sieht das Service-Netzwerk in Deutschland aus?
Unsere Kunden können auf ein gutes Service-Netzwerk vertrauen – wir sind in allen wichtigen Ballungsräumen in Deutschland mit Servicepartnern vertreten. Sie decken vom einfachen Ersatzteilbedarf bis zur Garantieabwicklung alles ab. In den nächsten Monaten möchten wir unser Service-Netzwerk aber noch weiter ausbauen. Daher auditieren wir derzeit weitere Betriebe. Wir gehen davon aus, dass wir diesen Prozess im Laufe des kommenden Jahres erfolgreich abschließen werden.

„In den nächsten Monaten möchten wir unser Service-Netzwerk weiter ausbauen und auditieren deshalb derzeit weitere Betriebe“, so Martin Kemper

Welche Services bietet Wielton über die Reparatur und Ersatzteilversorgung hinaus?
Qualität spielt für uns eine ganz wichtige Rolle – nicht nur bei der Produktion unserer Fahrzeuge, sondern auch bei unserem angeschlossenem Service-Angebot. Wir bieten unseren Kunden, je nach Bedarf, das ganze Portfolio von Reparaturen über die Ersatzteilversorgung bis hin zu Garantieabwicklungen.

Sind Ersatzteile auch über den Teilegroßhandel erhältlich?
Um die Produktgüte unserer Fahrzeuge zu sichern, aber auch eine schnelle Versorgung mit gängigen Verschleiß- und Ersatzteilen zu gewährleisten, verbauen wir ausschließlich Komponenten renommierter Hersteller wie WABCO, SAF oder Knorr-Bremse. Auf diese Weise können unsere Kunden jederzeit auch auf das flächendeckende Service-Netzwerk unserer Partner zugreifen. Die Eigen- und Strukturteile sowie Aufbaukomponenten sind in der Regel in unserem Stammlager in Deutschland vorrätig. So garantieren wir eine sehr gute Produktverfügbarkeit und schnelle Lieferung.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3/2021 der Krafthand-Truck.

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Georg Blenk, 08247 / 3007-45 | georg.blenk@krafthand-medien.de