Anders als bei Pkw werden Service- und Instandsetzungs-Arbeiten bei Nutzfahrzeugen nicht auf die lange Bank geschoben. Bilder: Berner
Studien/F+E

Berner-Geschäftsklimaindex: Zuversicht feiert Comeback in den Nfz-Werkstätten

Nach zuletzt eher gedämpfter Stimmung kehrt die Zuversicht in immer mehr Nfz-Werkstätten zurück. Das zeigt das neue Branchenbarometer der Berner Group, die dafür europaweit 899 Entscheider aus dem Nutzfahrzeug-Bereich befragt hat. „Der Nfz-Geschäftsklimaindex hat sich insgesamt deutlich stabilisiert“, berichtet Florian Sommer, zuständiger Leiter des Mobility-Segments bei Berner. „Das liegt insbesondere daran, dass die Marktfaktoren für Nfz-Profis zurzeit günstiger sind als für Pkw-Betriebe.“

So bleibt der Wartungs- und Reparaturaufwand laut Sommer in den Nfz-Werkstätten allein schon deshalb hoch, weil die Flottenbestände nach wie vor durch Verbrenner geprägt sind. „Gerade bei den laufleistungsstarken schweren Nutzfahrzeugen erwarten wir auf absehbare Zeit auch weiterhin eine klare Dominanz der traditionellen Antriebstechnologien“, erklärt Florian Sommer.

„Neben margenstarken Umsätzen mit Ersatzteilen und Öl profitieren Nfz-Profis ganz konkret von verrechenbaren Arbeitswerten, die in Folge der zunehmenden Elektrifizierung im Pkw-Bereich immer öfter entfallen.“

Florian Sommer.

Anders als bei Autos werden Service- und Instandsetzungstätigkeiten bei Transportern oder Nutzfahrzeugen zudem in der Regel nicht auf die lange Bank geschoben. „Ein Lkw, der steht, verdient kein Geld“, so Sommer. „Kein Unternehmer will größere Schäden und damit Ausfallzeiten riskieren. Das sorgt für eine konstante Auslastung in den Nfz-Werkstätten.“ Zumal der Straßen-Güterverkehr wächst. Sommer: „Hier profitieren die Nfz-Betriebe nicht zuletzt vom boomenden Online-Handel, da die bestellten Waren natürlich ausgeliefert werden müssen, was vor allem bei Kleintransportern die Laufleistung kräftig in die Höhe treibt. Und damit den Verschleiß der Fahrzeuge.“

Österreich plant mit konstanter Auslastung

Obwohl sich die Rahmenbedingungen ähneln, fällt die Prognose für 2023 je nach Markt unterschiedlich optimistisch aus. So glauben beispielsweise gerade einmal 8% der österreichischen Nfz-Profis an ein Auftragsplus. „Im europäischen Vergleich lief das Werkstattgeschäft in Österreich in der zweiten Hälfte des Vorjahres überdurchschnittlich gut“, berichtet Florian Sommer. „Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich viele Betriebe jetzt erstmal etwas zurückhaltender äußern.“ Die meisten Befragten (57%) planen entsprechend auch mit einer konstanten Auslastung.

Optimismus pur in Italien

Besonders groß ist die Zuversicht laut Berner-Branchenbarometer in Italien, wo fast jeder zweite Nfz-Betrieb (43%) eine „bessere“ oder sogar „viel bessere“ Auftragslage erwartet. Lediglich 14% befürchten einen Rückgang. In Frankreich sind 22% der Werkstätten davon überzeugt, dass sie 2023 mehr verdienen werden. Schlechter als im Vorjahr schätzen 17% ihre Geschäftschancen ein.

Deutsche Nfz-Profis weniger optimistisch

Und was sagen die Deutschen? Hierzulande gehen 16% der Nfz-Profis von einem Wachstum aus. Knapp ein Drittel (27%) rechnet 2023 mit weniger Umsatz. „Das etwas pessimistischere Stimmungsbild ist nur eine Momentaufnahme und kann sich angesichts der überragenden Bedeutung, die die
Industrieproduktion in Deutschland spielt, ganz schnell ins Positive drehen“, betont Mobility-Experte Sommer. Denn: „Wenn der Wirtschaftsmotor wieder richtig anspringt, steigen die Frachtvolumina auf der Straße. Das macht sich direkt in den Werkstätten bemerkbar, weil damit automatisch auch der Wartungs- und Reparaturbedarf im Nutzfahrzeugbereich steigt.“