

„Kunden und Mitarbeiter stehen im Mittelpunkt.“
Die winkler Unternehmensgruppe ist einer der führenden Großhändler für Nutzfahrzeug-Teile und Betriebsausrüstung in Europa. Mehr als 1.700 Mitarbeiter sorgen an mehr als 40 Standorten in Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, der Schweiz und der Slowakei für die Betreuung von Nutzfahrzeughaltern, von Nfz-Werkstätten, Omnibus- und Agrarunternehmen. Wir haben uns mit Markus Becker, Geschäftsleiter Vertrieb bei winkler über den Nfz-Teilemarkt, die Logistik, den Nutzfahrzeugservice der Zukunft sowie über Persönliches unterhalten.
Sehr geehrter Herr Becker, winkler gehört zu den größten Nfz-Teilehändlern in Europa. Wieviel Artikel für Lkw, Trailer, Busse und Landmaschinen halten Sie vor und mit wieviel Lieferanten arbeiten Sie zusammen?
Unser Lagersortiment beinhaltet zirka 200.000 Teile. Wir arbeiten dabei mit mehreren hundert Lieferanten auf der ganzen Welt zusammen.

Hinzu kommt die Werkstattausrüstung, die Werkstattchemie, Prüf- und Diagnosetechnik, Räder/Reifen und vieles mehr. Speziell die Nfz-Werkstätten sind auf kurze Lieferzeiten und die Lieferqualität angewiesen. Ohne eine ausgeklügelte Logistik ist das nicht zu machen?
Dank unseres leistungsfähigen Lager- und Logistikkonzepts können wir dafür sorgen, dass das benötigte Ersatzteil in kürzester Zeit bei unserem Kunden ankommt. Unsere Möglichkeiten im Bereich Logistik und der Lieferfähigkeit sind vielfältig. Denn nach wie vor hat die One-Stop-Strategie ein hohes Maß an Bedeutung für alle, die professionell eine Werkstatt betreiben wollen.
Wie lassen sich die Lagerbestände optimieren um eine Kapitalbindung zu vermeiden, aber winkler trotzdem schnell liefern kann?
Die Optimierung von Lagerbeständen bleibt ein Balanceakt zwischen Kapitalbindung und Servicegrad. Unterstützt werden unsere Mitarbeiter durch eine datengetriebene Disposition, klassifizierende Analysen und agile Lieferketten. Die Kunst besteht darin, sich nicht auf ein starres Modell zu verlassen, sondern flexibel nach Artikeltyp, Nachfrage und Marktanforderung zu differenzieren.
Zur Person
Nach dem Abschluss zum Kfz-Meister hat Markus Becker seine fachliche Qualifikation durch eine Weiterbildung als Betriebswirt ergänzt. Während dieser Zeit war er fünf Jahre bei MAN tätig, wo er wertvolle Erfahrungen sammeln konnte. Im Anschluss wechselte Becker zur Firma winkler, bei der er nun seit 28 Jahren beschäftigt ist. In dieser Zeit hat er nahezu alle relevanten Stationen im Unternehmen durchlaufen bis hin zur heutigen Funktion in der Geschäftsleitung.
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu (globalen) Lieferengpässen auch bei Fahrzeugteilen. Wie stellen Sie trotzdem die Verfügbarkeit her?
Mit unseren drei Zentrallagern in Kassel, Ulm und Wien können wir eines unserer Kundenversprechen – die Lieferfähigkeit – gewährleisten. Darüber hinaus betreiben alle Standorte eigene Betriebslager, um flexibel, schnell und individuell auf die Nachfrage der Kunden eingehen zu können. Um dieses Versprechen weiterhin einzuhalten, werden wir im Jahr 2026 ein neues Zentrallager in der Nähe von Langenau an der A7 eröffnen.

Sie sind mit winkler Partner der Carat-Einkaufskooperation. Welche Vorteile ergeben sich daraus?
Die langjährige Partnerschaft mit der Carat-Einkaufskooperation bietet die Möglichkeit, uns noch leistungsfähiger auf allen Ebenen, wie der Sortimentserweiterung oder durch marktfähige Konditionen, zu bewegen.
Der deutsche Nfz-Teilemarkt wird sich internationaler, digitaler und preisgetriebener entwickeln.
Die Kampagne ‚Right to repair‘ setzt sich für den freien Pkw-/Nfz-Teilehandel ein. Es geht um fairen Wettbewerb für freie Werkstattbetriebe, den Zugang zu Fahrzeug- und Reparaturdaten sowie zur Fahrzeugsoftware. Auch winkler unterstützt die Kampagne. Konnte man weitere Hürden abbauen?
Die Kampagne ‚Right to repair‘ hat in den letzten Jahren wichtige Hürden abgebaut. Vor allem auf politscher Ebene, durch EU-Initiativen. Aber die technologischen Maßnahmen und wirtschaftlichen Interessen der Hersteller bleiben zentrale Barrieren. Der Trend geht jedoch klar in Richtung mehr Transparenz, längere Produktlebensdauer und unabhängige Reparaturmöglichkeiten.
Welche Zusatzservices neben den eigentlichen Produkten bietet winkler den Nfz-Werkstätten an?

Zu den Zusatzservices zählen unter anderem die Schlauchfertigung im Hydraulik- und Tank-/Silo-Bereich. Wir produzieren vom Einzelschlauch über die Federn zahlreiche Komponenten. Hinzu kommt die Sitzreparatur sowie die Serienfertigung für Fahrzeugbauer und die Industrie. Des Weiteren zählen zu den Zusatzservices die Fahrzeugdiagnose und die Werkstattausrüstung. Zusätzlich bieten wir ein praxisorientiertes Schulungsprogramm mit erfahrenen Trainern an, das ein facettenreiches Wissensspektrum rund um Nutzfahrzeuge bietet. So erhalten unsere Kunden in allen Bereichen eine kompetente Beratung und umfassende Betreuung.
Wie wird sich zukünftig der Nfz-Teilemarkt in Deutschland entwickeln, speziell vor dem Hintergrund der steigenden Internationalisierung und des Kostendrucks.
Der deutsche Nfz-Teilemarkt wird sich internationaler, digitaler und preisgetriebener entwickeln. Erfolgreich werden diejenigen sein, die internationale Beschaffungs- und Vertriebsstrukturen effizient kombinieren, digitale Geschäftsmodelle einführen, technologische Entwicklungen im Auge behalten und schlussendlich auf Servicequalität und technische Kompetenz setzen.
Wie wird sich perspektivisch die Elektrifizierung der Lkw auf den Nfz-Teilemarkt auswirken?
Die Elektromobilität verändert langfristig die Teilebedarfe. Verschleißteile werden weniger, aber gleichzeitig entstehen neue Bedarfe, zum Beispiel Hochvolt-Komponenten und Sensorik. Auch in der Ausstattung der Werkstätten sehen wir heute schon neue Bedarfe und Geschäftsfelder, die sich für uns öffnen.
Ich sehe meinen Führungsstil als pragmatisch, direkt und beziehungsorientiert.“
Herr Becker, Sie sind Geschäftsleiter Vertrieb, naturgemäß eine stark erfolgsorientierte Position mit Umsatz- und Personalverantwortung. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Meine berufliche Laufbahn begann vor fast 40 Jahren im Handwerk, mit den noch damaligen Ansichten und eher autoritären Führungsstilen. Ich sehe meinen Führungsstil daher als pragmatisch, direkt und beziehungsorientiert. Bei mir standen und stehen Kunden und Mitarbeiter im Mittelpunkt meines Handelns.
Über was haben Sie sich kürzlich am meisten geärgert, über was am meisten gefreut?
Am meisten habe ich mich kürzlich über das Verkehrsaufkommen auf der A7/3/45, bei meinem Rückweg aus Ulm geärgert. Mein Respekt gilt daher allen Lkw-Fahrerinnen und Fahrern, die sich Tag für Tag diesen Strapazen aussetzen. Gefreut habe ich mich über meinen schönen und entspannten Osterurlaub!
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 2-2025 der Krafthand-Truck.











