IVECO S-Way NP
IVECO S-Way NP vor einer Shell LNG-Tankstelle. Bilder: Jonathan Fafengut
IVECO-Fahrzeuge unterwegs für Edeka, Shell liefert Bio-LNG

Testlauf mit Bio-Flüssiggas

Das Thema Bio-LNG nimmt weiter Fahrt auf. Laut IVECO lassen sich im Vergleich zu einem DieselLkw um bis zu 95 Prozent CO2-Emissionen einsparen. Die Deutsche Energieagentur DENA spricht von über 80 Prozent. Zusätzlich können der DENA zufolge, Stickoxide um bis zu 85 Prozent reduziert werden, Schwefeloxide und Feinstaub entfallen beim Einsatz von Bio-LNG bei Nutzfahrzeugen fast vollständig.

Um die verpflichtend vorgeschriebene Verringerung der durchschnittlichen CO2-Flottengrenzwerte für neu zugelassene, schwere Nutzfahrzeuge um 30 Prozent bis 2030 zu erreichen und auch weitere Schadstoffwerte zu reduzieren, kann Bio-LNG also ein wichtiger Hebel sein. Vor diesem Hintergrund und um das Thema weiter anzuschieben, hat der Energiekonzern Shell nun reines Bio-LNG für einen Testlauf zur Verfügung gestellt. Drei Kunden, darunter auch EDEKA in Minden-Hannover, haben seit Kurzem die Möglichkeit, jeweils drei Lkw für rund ein Jahr mit dem alternativen Kraftstoff zu betreiben.

Keine Umrüstung erforderlich

Zum Einsatz kommen beispielsweise der IVECO Stralis NP sowie der S-WAY NP. Beide Zugmaschinen verfügen über sogenannte Cursor-13-Gas-Motoren der Emissionsstufe Euro VI Step D und lassen sich vollumfänglich mit Bio-LNG nach den marktüblichen Mindeststandards betreiben. Laut IVECO ist eine technische Umrüstung nicht erforderlich, und es gelten unverändert die Garantiebedingungen und gleichen Wartungsintervalle wie beim Einsatz von fossilem LNG.

In den beiden 540 Liter großen Tanks einer 4×2-IVECO-Natural-Power-Sattelzugmaschine mit 460 PS Motorleistung finden mindestens 390 Kilogramm flüssiges Bio-LNG Platz. Damit ist laut IVECO eine Reichweite von bis zu 1.600 Kilometern möglich. Neben einem niedrigeren Verbrauch und reduzierten Schadstoffemissionen sollen die Natural-Power-Sattelzugmaschinen bei EDEKA Minden-Hannover zudem mit dem Geräuschvorteil eines Gasmotors punkten.

Das von Shell im Test eingesetzte Bio-LNG wird aus landwirtschaftlichen Abfällen hergestellt. Es erfüllt die Kriterien der Erneuerbare-Energien-Richtlinie 2 (REDII) der Europäischen Union und ist ein Produkt nachhaltiger Kreislaufwirtschaft. EDEKA und die anderen Kunden erhalten entsprechende Bestätigungen über die Nachhaltigkeit und CO2-Vorteile des Produkts.

Shell Bio-LNG Tankstelle
Shell will in Deutschland das Tankstellennetz mit Bio-LNG weiter ausbauen.

Shell-Deutschland-Chef Fabian Ziegler betrachtet den Testlauf für Bio-LNG in Deutschland als sehr wichtigen Schritt für die weitere Ausweitung der Bio-LNG-Pläne von Shell für den Güterfernverkehr: „Bereits im Sommer soll in den Niederlanden die Bio-LNG-Anlage von Nordsol die Produktion aufnehmen und in unser europäisches Versorgungsnetz einliefern. Darüber hinaus haben wir in Köln im Frühjahr den Bauantrag für eine 100.000-Tonnen-Anlage zur Herstellung von Bio-LNG im Shell Energy and Chemicals Park Rheinland eingereicht und hoffen, noch in diesem Herbst den ersten Spatenstich zu machen. So könne man laut Ziegler die Shell-LNG-Tankstellen in Deutschland bereits ab 2023 flächendeckend mit Bio-LNG versorgen und dabei helfen, den Güterfernverkehr um bis zu einer Million Tonnen CO2 zu entlasten.

Förderungen

Direktförderungen für den Kauf eines Lkw mit alternativem Antrieb sowie die Befreiung von der Lkw-Maut auch für LNG-Fahrzeuge sind Ende 2020 ausgelaufen. Im Rahmen des De-Minimis-Förderprogramms wird die Umrüstung von Diesel-Lkws ab 7,5 t auf LNG aktuell noch gefördert. Die Förderquote liegt bei maximal 80 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben und betrifft Aufwendungen für die Anschaffung des Motors sowie für dessen Umbau/Einbau. Die Zuschüsse sind auf höchstens 2.000 EUR pro Lkw angesetzt. Aktuell sind Lkw, die mit LNG unterwegs sind, bis Ende 2026 auch steuerbegünstigt. Der Steuervorteil schmilzt jedoch ab 2024 ab, der Steuersatz steigt von 13,90 EUR/MWh auf 31,80 EUR/MWh. Es bedarf also dringend noch zusätzlicher, neuer Anreize um das Thema Bio-LNG als eine sinnvolle Alternative im Antriebsmix der Zukunft voranzubringen.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3/21 der Krafthand-Truck.