Männer mit Winkler Diagnosegerät vor Bus
Elektronik-Evolution: Moderne Busse entwickeln sich immer mehr zu ‚Computern auf Rädern’. Selbst bislang simple Wartungs- und Reparaturaufgaben lassen sich mittlerweile ohne Diagnosegerät kaum noch fachgerecht erledigen – von der komplizierten Fehlersuche in den ‚Tiefen der Elektronik’ ganz zu schweigen. Bild: Winkler
Leistungsstarkes Diagnosetool

Keine Chance ohne Diagnose

Moderne Omnibusse mutieren immer mehr zu ‚Computer auf Rädern’. Für die Reparatur und Wartung ist mittlerweile ein Diagnosegerät unabdingbar. Doch noch längst nicht alle Bus-Profis haben ein solches. KRAFTHAND-Truck hat sich deshalb bei einem ‚Infotag Mehrmarken-diagnose für Omnibusse’ unter die Interessenten gemischt.

Moderne Omnibusse entwickeln sich angesichts der ‚galoppierenden Elektronifizierung’ und der Vernetzung der elektronischen Systeme untereinander unaufhaltsam zu ‚fahrenden Computern’. Nicht nur gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitssysteme wie der Notbremsassistent EBA (Emergency Brake Assist) oder der abstandsgeregelte Tempomat ACC (Adaptive Cruise Control), sondern auch andere, optional erhältliche Fahrerassistenzsysteme (FAS), die der Fahrsicherheit und dem Fahr(er)komfort zugutekommen, erhöhen permanent die Zahl der elektronischen Steuergeräte und Komponenten. Darüber hinaus tragen auch die immer strengeren Abgasgesetze dazu bei, dass sich heute immer mehr Steuergeräte um das Motormanagement und die Abgasreinigung kümmern.

Das hat unter anderem zur Folge, dass sich an modernen Omnibussen – gleichgültig, ob diese im Nah- oder Fernverkehr unterwegs sind – selbst banale Service- und Wartungsarbeiten wie Ölservice, Bremsbelagwechsel, Luftfilterersatz oder der Kupplungstausch kaum noch ohne ein geeignetes Diagnosegerät erledigen lassen. Von der Fehlersuche ‚in den Tiefen des Elektronikdschungels’, wenn diese Systeme nicht mehr korrekt arbeiten und im Armaturenbrett zahlreiche Fehlerlampen angehen lassen und über das ‚Mäusekino’ kryptische Fehlercodes ausgeben, ganz zu schweigen.

Zunehmend im Zugzwang

„Ein professionelles Diagnosesystem sollte heutzutage zur Grundausstattung einer jeden Nutzfahrzeug- oder Bus-Werkstatt gehören, gleichgültig, ob der eigene Fuhrpark oder im Kundenauftrag gewartet und repariert wird“, konstatiert Christian Hettich, beim Stuttgarter Nutzfahrzeugteilegroßhändler Winkler als Trainer im Zentralvertrieb tätig. Dort organisiert der erfahrene Nutzfahrzeugspezialist unter anderem die Informationstage ‚Mehrmarken-Diagnose für Omnibusse’ und ‚Mehrmarken-Diagnose für Nutzfahrzeuge und Trailer’. Hintergrund dieser Tagesveranstaltungen ist demnach, interessierten Kunden – insbesondere Verantwortlichen und Entscheidern aus freien Werkstattbetrieben und betriebseigenen Werkstätten, aber auch aus markenorientierten Servicebetrieben – die Wichtigkeit und das Potenzial eines eigenen Diagnosegeräts näherzubringen und diesen „die Angst vor der Diagnose zu nehmen“. Mehr als 25 solcher Veranstaltungen hat der Vertriebsfachmann mittlerweile pro Jahr in seinem Kalender stehen – mit „steigender Tendenz“, so Hettich.

Anfang August 2017 durfte sich die KRAFTHAND-Truck-Redaktion bei einem solchen Infotag im Schulungszentrum Ulm unter die Teilnehmer mischen. Bereits bei der Vorstellungsrunde zeigte sich, dass der eine oder andere schon einmal die bittere Erfahrung gemacht hat, dass sich bislang simple Reparaturen ohne geeignetes Diagnosegerät nicht mehr fachgerecht erledigen beziehungsweise abschließen lassen. Der Werkstattleiter eines Reisebus-Unternehmens etwa berichtete, dass bei einem der Fernreisebusse nach dem Kupplungstausch der Motor nicht mehr über 1.400/min drehte. Was ihm aber bei der abschließenden Probefahrt auf dem Betriebshof jedoch nicht aufgefallen war. Die Recherche des Kfz-Meisters bei der Markenwerkstatt ergab, dass die neue Kupplung erst angelernt werden müsse, damit sie korrekt funktionieren könne – was schließlich mit dem Diagnosegerät schnell erledigt war. „Die meiste Zeit nahm die Fahrt zur Markenwerkstatt und das Warten auf den Mechaniker in Anspruch“, berichtete er.

Ein anderer Teilnehmer, Inhaber eines größeren Bus-Unternehmens mit stark gemischtem Fuhrpark, beklagte, dass er angesichts des ‚Elektronik-Wahns der Fahrzeughersteller’ seine Fahrzeuge für die unterschiedlichsten, teils simplen Reparaturen immer öfters in Fremdwerkstätten verbringen müsse. Was nicht nur einen hohen Zeitaufwand und unnötige Standzeiten bedeute sondern auch „zusätzliche und unnötige“ Kosten verursache. Darüber hinaus habe er keine Kontrolle, „was die Marken-Kollegen da so alles reparieren“.

Der Dritte, Leiter der Werkstatt eines mittelständischen Verkehrsbetriebs, in der neben den rund 150 eigenen Einheiten auch gewerbliche Kunden bedient werden, berichtet von einem „nach gründlichen Überlegungen ‚auf Verdacht’ erneuerten und sündhaft teuren Retarder-Steuergerät“, das er in der Markenwerkstatt anlernen ließ – und mit dem der Fehler dann doch nicht behoben war. „Glücklicherweise handelte es sich um ein eigenes Fahrzeug, so dass wir die Aktion als ‚teures Lehrgeld’ für uns verbucht haben“, berichtet der erfahrene Kfz-Meister. Die weitere Fehlersuche und Reparatur übernahm schließlich die besagte Markenwerkstatt – zwar „mit Kollegen-Rabatt, aber immer noch teuer genug“.

Gründe, warum es durchaus Sinn macht, sich intensiv mit dem Thema ‚Diagnose’ zu beschäftigen und über die Anschaffung eines eigenen Diagnosegeräts nachzudenken, gibt es demnach also mehr als genug. Und dem will Nutzfahrzeugspezialist Winkler mit den Informationstagen Rechnung tragen.

Welches Diagnosegerät ist das Richtige?

Hersteller-, System- oder Mehrmarken-Diagnosesystem – welches ist das Richtige für mich? Mit dieser Frage sieht sich Christian Hettich bei jedem Infotag konfrontiert. „Grundsätzlich gilt: Den ‚Alleskönner’ unter den Diagnosegeräten, den sich viele wünschen, gibt es definitiv nicht. Besonders bei der Zahl der kompatiblen Fahrzeuge und der Prüftiefe der diagnostizierbaren Systeme gibt es zum Teil gravierende Unterschiede“, erläutert der Fachmann und zeigt den Teilnehmern die wesentlichen Merkmale der einzelnen Spezies in seinem Vortrag auf. „Wichtige Entscheidungskriterien und Fragen sind deshalb

  • die Fahrzeug- und Systemabdeckung: Welche genau brauchen Sie?
  • die verfügbaren Funktionen: Welche Diagnosearbeiten wollen Sie vornehmen beziehungsweise soll das Gerät leisten?
  • die Bedieneroberfläche: Finden Sie sich darauf leicht zurecht? Kommen Sie mit der Menüführung und der Darstellung klar?
  • der Anbieter: Ist eine kontinuierliche und schnelle Aktualisierung der Diagnosesoftware gewährleistet?
  • der Support: Gibt es Hilfe eine schnelle und problemlose Hilfe bei Problemen? Ist eine technische Hotline verfügbar?“, erklärt Hettich

„Wenn sich nicht alle Fragen eindeutig beantworten lassen, empfehlen wir die Mehrmarkendiagnose. Eine Faustregel sagt, dass mehr als zwei Drittel der anfallenden Diagnosearbeiten auf das Auslesen des Fehlerspeichers, das anschließende Lokalisieren und Reparieren und das abschließende Löschen der Fehlercodes entfallen. Demzufolge ist ein markenübergreifendes Diagnosetool die bessere Wahl“, resümiert der Vertriebsfachmann. Neben den Systemdiagnosen von Knorr, Wabco und Spheros hat Winkler die Mehrmarkentools der beiden Marktführer Bosch und Texa im Programm. „Das Thema ‚Diagnose’ ist sehr komplex und erklärungsintensiv. Doch aufgrund unserer langjährigen Erfahrung im Bus-Sektor können wir unseren Kunden umfassend und vor allem neutral beraten – und die Hard- und Software individuell auf den jeweiligen Bedarf abstimmen. Darüber hinaus bieten wir auch diverse Diagnoseschulungen an, so dass sich unsere Kunden zu selbständigen Diagnosespezialisten entwickeln und damit künftig auch noch wettbewerbsfähig sein können“, verspricht Hettich.

Nach einem intensiven, theoretischen Spaziergang durch die ‚Welt der Diagnose’ stellt er den Teilnehmern die beiden Mehrmarken-Diagnosegeräte ‚KTS Truck’ von Bosch und ‚Navigator TXTs’ von Texa im Detail und ohne Präferenzen vor. Er geht dabei neutral auf die Basics, Features, Ausstattungsvarianten und Paketzusammenstellungen ein und zeigt – ebenso neutral – auch die Besonderheiten der Systeme und die Unterschiede der beiden Unternehmensphilosophien auf. Anhand von Demo-Geräten können sich die Teilnehmer im Schulungsraum bereits selbst einen ersten Eindruck von der Handhabung verschaffen und sich mit der jeweiligen Menüführung anfreunden.

Wenig später geht es dann ‚am lebenden Objekt’ in die Praxis. Hierfür hat der Teilegroßhändler eigens einen aktuellen Linienbus des Typs ‚MAN A20’ bei den Ulmer Stadtwerken ausgeliehen, der Hettich und den Teilnehmern als ‚Versuchskaninchen’ dient. Die Infotag-Teilnehmer können die beiden Diagnosesysteme nacheinander eigenhändig auf Herz und Nieren testen. So kann sich jeder unter gleichen Bedingungen einen Eindruck verschaffen und vielleicht schon ‚das richtige’ Gerät für sich herausfinden.

Mehr Kompetenz durch Diagnose

Bei der Zusammenfassung am Ende der Veranstaltung weißt Christian Hettich noch einmal eindringlich auf die Wichtigkeit und das Potenzial der Omnibus-Diagnose in Eigenregie hin: Reparaturen lassen sich schneller abwickeln, da die Fehlerquelle idealerweise schon beim ersten Werkstattbesuch identifiziert wird und sich sofort die geeigneten Abhilfemaßnahmen ergreifen lassen. „Das hält die Standzeiten gering – ein wichtiges Argument nicht nur für die eigene Flotte, sondern insbesondere auch für die gewerblichen Kunden“, so der Fachmann. Außerdem führe die erworbene Diagnosekompetenz durch die Qualifikation der Mitarbeiter zu einer Imagesteigerung – was wiederum die Neukundengewinnung erleichtere. Darüber hinaus blieben viele Arbeiten im Haus, die früher fremd vergeben werden mussten – was nicht nur weniger Nebenkosten bedeute, sondern zudem auch die Werkstattauslastung erhöhen könne, resümiert der Nutzfahrzeugfachmann. Wann und wo die nächsten Diagnose-Informationsveranstaltungen stattfinden, finden Interessierte Bus- und Nutzfahrzeug-Profis auf der Internetseite des Unternehmens (www.winkler.com).

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4/17 der Krafthand-Truck.