

„Im Wuchten von Lkw- und Trailer-Rädern liegt viel Potenzial“
Tatsächlich ist es beim Wuchten von Lkw- und Trailer-Rädern nicht nur mit dem klassischen Wuchtvorgang, dem Aufbringen von Wuchtgewichten und der Nachprüfung getan. „Wenn man es richtig macht und über eine entsprechende Maschine verfügt, liegen im Wuchten noch viel mehr Potenziale. Es geht um das Vermeiden von Höhenschlägen und das optimale Matching“, so Marco Kempin, Geschäftsführer bei Hunter Deutschland.

Letztendlich müssen sämtliche Räder am Zugfahrzeug sowie am Trailer gezielt aufeinander abgestimmt werden. Dabei liegt das Augenmerk auch auf der Zwillingsbereifung. Unterscheidet sich ein Reifen auch nur marginal in der Höhe, treten unterschiedliche Belastungen auf. Die Folge sind mechanische Spannungen, Vibrationen und ein ungleicher Reifenverschleiß. Zudem lässt sich durch ‚Matching‘ der Rollwiderstand sämtlicher Reifen optimieren und der Kraftstoffverbrauch minimieren. Auch die Fahrstabilität und die Spurtreue des Gesamtfahrzeugs verbessern sich, was zur Verkehrssicherheit beiträgt. Natürlich müssen sämtliche Fahrwerkselemente korrekt funktionieren, die Fahrwerkseinstellung muss stimmen.
Force-Matching
Mit ‚Force-Matching‘ bezeichnet Montagespezialist Ulrich Schlink von Hunter Deutschland, die Vorgehensweise zur optimalen Ausrichtung des Reifens zur Felge. Das Ziel: Unwuchten und Höhenschläge vermeiden. Dabei wird der steifste Punkt der ersten harmonischen Ebene der Radialreifen-Fahrkraft (Komponente, die einmal pro Umdrehung auftritt) auf dem durchschnittlichen Tiefpunkt der ersten harmonischen Ebene des Radialfelgen-Laufs ausgerichtet. Klingt kompliziert. Gemeint ist die Platzierung des schwersten Reifenpunktes gegenüber des leichtesten Felgenpunkts. So können auftretende Radialkräfte ausgeglichen werden – die Rad-/Reifenkombination läuft harmonisch. „Diese Art des Matchings wird seit einigen Jahren mit sehr teuren Wuchtgeräten von Reifen- und Radherstellern sowie von Erstausrüstern durchgeführt“, so Schlink.
Force-Matching in der Kfz-Werkstatt
„Die Wuchtmaschine HD-Elite von Hunter bietet das ‚Force-Matching‘ auch auf der Werkstatt-Ebene“, erzählt Schlink. Dabei erfolgt die Überprüfung der Rad- / Reifenkombination mittels einer patentierten Sichttechnologie (Laserkodierung und Kameras) sowie mit einer Diagnose-Lastrolle, welche auf den Reifen einwirkt. Das Laser-Sichtsystem ermittelt automatisch die Abmessungen und Konturierungen der Felge sowie des Felgenrundlaufs (tiefster Punkt und Unrundheit der Felge). Die Maschine erstellt quasi ein komplett dreidimensionales Modell der Felge. Die Diagnose-Lastrolle erfasst den steifsten Punkt des Reifens (Hochpunkt).

Die von Hunter patentierte ‚Force-Matching‘-Funktion bestimmt danach die optimale Konfiguration, in welche Position der Reifen zu Felge gedreht werden muss, um Lauffehler zu minimieren. Dabei wird mittels sogenannter ‚Match Codes‘ die höchste Stelle des Reifens mit einer Zahl markiert und auf dem Display der HD-Elite angezeigt. Die tiefste Stelle der Felge wird ebenfalls markiert.
Durch den finalen Abgleich des höchsten Reifen-Match-Code-Wertes mit dem höchsten Felgen-Match-Code-Wert je Rad-/Reifenkombination, kann so nacheinander die optimale Montagepositionen der einzelnen Räder am Fahrzeug ermittelt werden. Sämtliche Werte werden von der Wuchtmaschine gespeichert und im Vergleich grafisch angezeigt.
Das Wuchten
Beim Wuchten selbst wird mittels des Laser-Sichtsystems die Kontur, der Durchmesser und die Breite der Felge vermessen und mit Hilfe einer Kamera gescannt. So ermittelt die HD-Elite automatisch das zu verwendende Auswuchtgewicht und schlägt den entsprechenden Gewichtsmodus vor (Schlaggewicht- oder Klebegewicht).
Das Aufbringen von Wuchtgewichten
Mit Hilfe der patentierten ‚Smartweight‘-Technologie ermittelt die HD-Elite welche Unwucht-Kraft am stärksten auftritt. (Statische- oder Dynamische Unwucht). Aufgrund der hinterlegten Grenzwerte schlägt die Maschine dann automatisch die bestmögliche Positionierung der Auswuchtgewichte vor. „Bei den meisten Felgen ist nur ein einzelnes Gewicht nötig, was zu einer Einsparung an Material und Arbeitszeiten führt“, erklärt Schlink. Gleichzeitig bedeuten weniger Gewichte auch mehr Laufruhe und geringeren Kraftstoffverbrauch.
Nach dem erfolgten ‚Matchen‘ auf der Montagemaschine wird die Rad-/Reifenkombination noch einmal anhand der Force-Match-Werte überprüft. Gegebenenfalls wird nochmal nachgewuchtet.
Problemstellungen und Fehlerquellen
Oftmals kann eine falsche mechanische Befestigung des Rades auf der Welle zu falschen Messwerten und Wuchtergebnissen führen. Die Ursachen sind verschlissene oder beschädigte Adapter, Rost oder Schmutzanhaftungen auf dem Rad, der Welle, der Nabe oder den Adaptern. Auch ein verschlissener Konus verursacht falsche Ergebnisse. Die HD-Elite verfügt deshalb über eine sogenannte ‚Centring-Check-Funktion‘, die die korrekte Platzierung des Rades an der Maschine überprüft.
Auch die Messungen des Reifenluftdrucks können sich vor und nach dem Matchen unterscheiden. Somit ergeben sich unterschiedliche Werte beim Force-Matching.

In vielen Fällen weist ein Rad hohe Ungleichmäßigkeitswerte auf, weil der Reifenwulst stärker überlagert ist oder der Wulst nicht richtig sitzt. Dies kann durch eine fehlerhafte Montage oder durch Verwendung von zu wenig Reifenmontagepaste einhergehen. In diesem Fall muss der Reifen noch einmal abgedrückt werden, der Reifenwulst und der Felgenbereich (einschließlich des Wulstsitzes, des Höckers und des Tiefbettes) noch einmal geschmiert und danach mit dem korrekten Luftdruck befüllt werden.
Im Übrigen: Durch die patentierte eCal-Kalibrierung, bei welche sich die HD-Elite automatisch nachkalibriert, sind Ausfälle und Reklamationen durch fehlerhafte Wuchtvorgänge ausgeschlossen.
„Die Reifen der Zugmaschine und des Trailers müssen hinsichtlich ihres dynamischen Abrollumfanges aufeinander abgestimmt sein. Abweichungen führen zu Relativbewegungen zwischen den Achsen, erhöhter Walkarbeit und begünstigen einen ungleichmäßigen Verschleiß“, so Marco Kempin. Ulrich Schlink ergänzt: „Die Wuchtmaschine HD-Elite errechnet auch die Kostenersparnis, die bei der durchgängigen Anwendung von ‚Force-Matching‘ möglich ist.“
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4-2025 der Krafthand-Truck.











