Kommentar zum Gerichtsurteil über Diesel-Fahrverbote

Zeit zum Nachrüsten

Abgase aus Auspuff
Bild: Schmidt

Es ist keine Überraschung, dass das Bundesverwaltungsgericht Leipzig der Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) stattgegeben hat. Die Umweltschutzvereinigung fordert, die sogenannten Luftreinhaltepläne in den Städten Düsseldorf und Stuttgart so zu ändern, dass die Immissionsgrenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) eingehalten werden.

Und weil laut Umweltbundesamt vor allem Dieselautos die Luft mit Stickoxiden verpesten, drohen jetzt temporäre Fahrverbote für Autos mit zu hohen Emissionen in diesen Großstädten, aber nicht nur dort. Denn viele Experten sehen das Urteil als wegweisend für andere Metropolen an. Um gesetzte Klimaziele zu erreichen.

Dass etwas passieren musste, hat sich schon lange abgezeichnet. Im Grunde seit den 80er Jahren. Ja, damals wurde der Diesel in Sachen CO und CO2 als schadstoffarm eingestuft, aufgrund seines geringen Verbrauchs. Doch mal ehrlich: Es hat nicht lange gedauert, bis der Rußanteil in die Kritik geraten ist. Später stand der hohe Schwefelgehalt im Fokus, ein Grund für den sogenannten sauren Regen.

Also erst Ruß, dann Schwefel, jetzt Stickoxide. Im Grunde war der Selbstzünder nie so sauber, wie von Industrieseite propagiert. Und das war den Verantwortlichen seit Jahrzehnten bekannt. Deshalb kommen die manipulierten Abgaswerte auch nicht von ungefähr. Zu verurteilen sind sie allemal und deshalb müssen die Hersteller dafür geradestehen. So schnell wie möglich.

Doch jetzt ist es nicht nur die Schummelsoftware diverser Hersteller, die für dicke Luft sorgt. Fakt ist auch: Für Stickoxide gibt es wie für Feinstaub europaweite gesetzliche Grenzwerte. Basis ist die EU-Richtlinie 2008/50/EG von 2008! Doch diese Vorgaben werden in Düsseldorf und Stuttgart seit Jahren überschritten. Und eben nicht nur dort.

Während – wie auf dem Dieselgipfel im August 2017 befürwortet – Softwareupdates die NOx-Belastung lediglich um rund 25-30 Prozent verringern würden, sprechen Experten vom ZDK aber beispielsweise auch der ADAC bei Hardwarenachrüstungen von bis zu 70 Prozent Verbesserung.

Hardware-Nachrüstungen müssen jetzt schnell kommen. Das Know-how zum Einbau solcher Systeme ist in Werkstätten allemal vorhanden.

Allerhöchste Zeit also, um jetzt und nachhaltig zu handeln. Nicht nur, um eine drohende Klage aus Brüssel zu verhindern. Auch mit Blick auf unsere Branche setzt die immer weiter schwelende Dieselkrise dem Autohandel immens zu. „Die Nagelprobe steht erst bevor“, sagte Jens Nietzschmann, Geschäftsführer der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) erst vor wenigen Tagen. Zu immer längeren Standzeiten für Diesel kommt der zunehmende Wertverlust für gebrauchte Dieselfahrzeuge. Gleichzeitig zündet die Umtauschprämie nicht ausreichend.

Die Autos müssen nachgerüstet werden. Politik und die Autohersteller müssen jetzt schnell den Weg frei machen für Hardware-Nachrüstungen für die mehr als fünf Millionen Euro-5-Diesel. So, wie es auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) fordert. „Wir stehen bereit“, hat ZDK-Präsident Jürgen Karpinski kürzlich in Berlin betont und den 37.000 Kfz-Betrieben in Deutschland damit wohl aus dem Herzen gesprochen. Zu Recht unbeeindruckt von den Äußerungen des Daimler-Chefs, der den Werkstätten die Kompetenz zum Nachrüsten NOx-reduzierender Technik allen Ernstes abgesprochen hatte.

Nicht nur, dass die Haltung Dieter Zetsches respektlos gegenüber Werkstätten ist. Es fehlt an Verantwortungsbewusstsein. Verantwortung für die Umwelt, für die Gesundheit und nicht zuletzt für die vielen betroffenen Fahrzeugbesitzer, die aufgrund der nicht endenden Diesel-Debatte Wertverluste hinnehmen müssen.

Schreiben Sie den ersten Kommentar

Kommentieren Sie als Gast oder melden Sie sich mit Ihrem Krafthand Medien Benutzerkonto an.
Erforderliche Felder sind mit * markiert