Bauen und Einrichten

Grün bis in den Heizungskeller

Aus Liebe zur Natur und aus seinem Verantwortungsbewusstsein für die nachfolgenden Generationen hat Franz Hornberger ein eigenentwickeltes Energiekonzept für sein neues Autohaus umgesetzt. KRAFTHAND war zu Besuch bei einem Škoda-Händler, bei dem die Farbe Grün für mehr steht als nur für das CI der Marke.

Stückzahlen, Rendite, Umsatz. Für manchen Autohändler zählt – trotz Expansionsplänen – mehr als das. Zum Beispiel die Fragen: Wie vertragen sich Mensch, Technik und Natur am besten? Was macht in der Gegenwart für die Zukunft des Planeten Sinn? „Diese Überlegungen haben mich bei meinen Neubauplänen immer geleitet“, berichtet Franz Hornberger bei unserem Vor-Ort-Termin. Wer nachvollziehen möchte, woher dieses Denken und Handeln kommt, und was hier an der Staatsstraße zwischen den Ortschaften Hunderdorf und Steinburg entstanden ist, muss den Werdegang des Kfz-Profis kennen und verstehen.

Das Herz des 56-Jährigen schlägt von Kindesbeinen an für die Natur. Er ist auf dem Bauernhof seiner Eltern groß geworden, oben auf dem Starzenberg, einer 458 Meter hoch gelegenen Anhöhe, mit einem weitläufigen Blick über die niederbayerische Gemeinde. Hierher führt nur ein schmaler steiler Anstieg. Und hier oben startete er 1988 als freier Ein-Mann-Kfz-Betrieb ohne nennenswertes Eigenkapital. In unmittelbarer Nähe zu den elterlichen landwirtschaftlichen Stallungen hat er seinen ersten Servicebetrieb hochgezogen und in den vergangenen Jahrzehnten gute Geschäfte gemacht.

Škoda-Partner seit 22 Jahren

Seit 1998 ist er Partner von Škoda, der 1895 in Tschechien gegründeten Marke, die seit Mai 2000 vollständig zum VW-Konzern gehört. „Am Anfang sind wir belächelt worden, obwohl Škoda damals mehr denn je für Qualität und Flexibilität in den Abläufen stand“, so der Autohändler. Spätestens seit die „grüne“ Marke ab dem Jahr 2005 enorm an Zuspruch gewonnen und das Interesse von Investoren geweckt hat, ist auch Hornbergers Geschäft zusehends gewachsen. Mittlerweile platzt der Standort auf dem Starzenberg aus allen Nähten. Obendrein gibt Hornberger zu: „Die Steigung nach hier oben ist für viele Kunden schon immer ein Problem gewesen.“ Nicht nur wenn es Winter wird in Niederbayern. „Diese Lage ist deshalb nicht zu vergleichen mit unserem für jeden Vorbeifahrenden unübersehbaren Neubau an der viel befahrenen Staatsstraße“, erklärt er.

Im Zusammenspiel mit einer Wasseraufbereitungsanlage steht immer genügend Brauchwasser bereit und die hocheffiziente Autowaschanlage des Autohauses läuft ohne einen Tropfen Leitungswasser.

Doch so wirtschaftlich und strategisch einleuchtend seine Wachstumspläne auch waren, so klar war für den umtriebigen Unternehmer immer: „Ich wollte auf keinen Fall meine Heimat verschandeln.“ Vielmehr geht es ihm darum, „ein Zeichen zu setzen, nicht nur für die Marke, sondern für uns als Autohaus“.

In der Folge entstand ein über Monate ausgetüfteltes Energiekonzept. Und dieses zielt nicht nur darauf ab, bestehende Flächen zu erhalten und zu schützen, sondern auch, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten und Ressourcen zu schonen. Der Schlüssel dazu ist quasi ein energetisches Puzzle. Es setzt sich aus mehreren energietechnischen Anlagen zu einem großen Ganzen zusammen. Mit dem Ergebnis, dass der 20-Mann-Betrieb nahezu energieautark wirtschaftet und auf fossile Brennstoffe und Kernenergie zum Heizen verzichten kann. Stattdessen nutzt das Autohaus wo immer möglich erneuerbare Energien aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse.

Bestandsfläche und -technik genutzt

Um, wie er sagt „die Natur nicht zu verschandeln“ und Bestandsflächen neu zu nutzen, hat Hornberger sich dazu entschieden, den neuen Standort auf dem insgesamt 6.800 Quadratmeter großen Gelände einer ehemaligen Schreinerei zu bauen, am Fuße des Starzenbergs. Diese Entscheidung hat zwar die Baukosten in die Höhe getrieben, denn alleine die Entsorgung des holzverarbeitenden Betriebs war ein immenser finanzieller Kraftakt. Doch so kommen jetzt die vorhandenen technischen Gegebenheiten aus Zeiten der alten Schreinerei samt Wandlermessung zum Tragen. Das heißt, das Autohaus ist automatisch Nutznießer eines leistungsfähigen Hausanschlusses mit mehr als 100 kVA (= etwa 100 kW), der sich mit Blick auf die insgesamt vier Ladesäulen am neuen Standort auszahlt. Zwar kann zurzeit – nachdem Škoda das E-Auto Citigo wieder aus dem Verkehr gezogen hat – von einer E-Auto-Kundschaft noch keine Rede sein. Doch sobald die Marke ab Februar 2021 ihr erstes rein elektrisches Modell Enyaq ausliefert, soll sich das ändern.

Durchdachter Stromkreislauf

Dabei kommt der Strom bei Hornberger nicht aus der Steckdose. Vielmehr folgt auch die Stromversorgung einem ganzheitlichen Ansatz. Heißt: Die auf den Dächern des neuen Showrooms und der Werkstatt (mit elf Hebebühnen) montierten PV-Module dienen der Energiegewinnung. Mit einer Leistung von 175 kW decken diese die Hausversorgung bis auf wenige Leistungsspitzen ab.

Um die gewonnene Solarenergie flexibel einsetzen zu können, wurde die Anlage mit einem BYD-Batteriespeicher kombiniert. so lässt sich bei Niedriglast des Gebäudes die Energie speichern und bei hohen Stromanforderungen dem Gebäude wieder zuführen. In Verbindung mit dem Batteriespeicher kommt das Herzstück zum Einsatz, ein intelligentes Strommanagementsystem, das die Stromversorgung für das gesamte Gebäude sowie der Autowaschanlage regelt. Realisiert hat der Querdenker diese Idee mit dem Unternehmen IBC Solar aus Bad Staffelstein, ausgeführt von der Firma Provoltaik aus Niederwinkling.

Der 20-Mann-Betrieb arbeitet nahezu energieautark.

Summa summarum überliefert das System wesentlich mehr Strom als der Betrieb braucht. Sollte der PV-Strom im Winter aufgebraucht sein, springt zunächst die Holzpelletsheizung ein. Erst danach kauft der Unternehmer die Energie bei den Stadtwerken Bogen zu.

Ähnlich verhält es sich beim Thema Wasser. Hier profitiert die Firma von einem hauseigenen Zisternenbrunnen. Im Zusammenspiel mit einer Wasseraufbereitungsanlage steht damit einerseits immer genügend Brauchwasser bereit und zweitens läuft die hocheffiziente Autowaschanlage des Autohauses – sie benötigt nur zehn Prozent des herkömmlichen Wasserbedarfs – ohne einen Tropfen Leitungswasser.

Klimaneutrales Heizen

Doch zurück zur Holzpelletsheizung. Sie ist eine weitere wichtige Säule des Hornbergerschen Energiekonzepts. Dabei handelt es sich konkret um eine CO2-neutrale Biomasseheizung mit Holzhackschnitzeln aus dem eigenen Wald. „Diese Voraussetzungen hat natürlich nicht jeder“, weiß der Landbesitzer. Dennoch lohne sich der Einsatz solch klimafreundlicher Heiztechnik langfristig für jedermann. Nach seinen Berechnungen ersetzt eine Tonne Pellets theoretisch 1.000 Liter Heizöl. Statt 40.000 Liter Heizöl im Jahr für einen Betrieb seiner Größenordnung braucht er jetzt circa 30 Tonnen zugekaufte Pellets im Jahr. Und er erklärt: „Von den Energiekosten ganz abgesehen, wenn ich den Holzofen einschalte, dann sehe ich nicht mal Rauch, sondern nur Wasserdampf.“ Die Emissionen, den Gestank und die Umweltbelastung lehnt Hornberger ab: „Das tue ich für mein gutes Gewissen.“

Einen Heizkörper sucht man in dem 3.400 Quadratmeter großen Neubau übrigens vergebens. Stattdessen versorgt die Holzheizung den Betrieb über eine Flächenheizung mit Grundwärme und läuft permanent auf niedrigem Niveau. Auch deshalb, weil weitere drei Einfamilienhäuser von dieser Heizquelle abhängig sind. Zusätzlich und schnell benötigte Wärme etwa für den Werkstattbetrieb liefert eine Wärmepumpe. Die Wärmepumpen-Klimaanlage lässt sich per Knopfdruck in den Büros regulieren, entweder zum Kühlen oder zum Heizen.

Somit setzt sich das energetische Puzzle des „grünen“ Autohauses aus energieeffizienter Gebäudetechnik, genutzter klimafreundlicher Energie sowie aus sparsamem Wassereinsatz und gutem Wärmeschutz durch dreifachverglaste Fensterscheiben zusammen. Hornbergers Fazit: „Ökologisch zu arbeiten und zu wirtschaften, ist für mich wichtiger, als Gewinne zu machen. Für mich ist entscheidend, etwas geschaffen zu haben, das in die Umgebung passt, der Umwelt, meinen Mitarbeitern und Kunden zugutekommt. Und, wenn ich ein Autohaus betreibe, das sehr wenige Kosten verursacht und sparsam im Unterhalt ist, dann habe ich auch einen großen finanziellen Vorteil.“

Steckbrief

Das Energiekonzept

• CO2-neutrale Biomasseheizung mit Holzhackschnitzeln aus dem eigenen Wald

• Solarbetriebene Wärmepumpe und Klimaanlage mit Regelung über eine Heizübergabestation

• Herzstück: 175-kW-Photovoltaikanlage mit Speicher und intelligentem Strommanagementsystem

• Wasserversorgung über eine hauseigene Zisterne zur Brauchwassernutzung

• Wasseraufbereitung des Quellwassers für die hauseigene Autowaschanlage kt

 

 

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