

„Wir setzen auf Kundennähe und die zügige Umsetzung von Produktanforderungen.“
Kögel gehört zu den führenden Trailer-Herstellern in Europa. Dabei gilt der Unternehmensleitsatz ‚Because we care’ als zentrales Kundenversprechen. Seit September 2024 ist Thore Bakker als Chief Sales Officer (CSO) Teil des Führungsteams des über 90-Jahre alten Traditionsunternehmens. Wir haben mit Bakker über Herausforderungen, die der Markt mit sich bringt, die Verkaufs- und Produktstrategie sowie über Persönliches gesprochen.
Sehr geehrter Herr Bakker, Sie sind vor rund einem Jahr als neuer CSO bei Kögel gestartet und wollten sofort ‚die Ärmel hochkrempeln‘. ‚Hands-on‘ statt stundenlange Strategie-Meetings?
Tatsächlich wurden die Ärmel unmittelbar nach meinem Start hochgekrempelt – allerdings ohne dabei die strategische Ausrichtung des Unternehmens aus den Augen zu verlieren. Angesichts der herausfordernden Marktsituation standen und stehen Themen wie Digitalisierung, After-Sales und die Weiterentwicklung des Produktportfolios im Mittelpunkt. Ebenso wichtig sind für mich der direkte Austausch mit unseren Kunden und das Verständnis für ihre Investitionsentscheidungen. Operatives Handeln und strategische Planung, gehen in meiner Rolle Hand in Hand.

Zur Person
Der studierte Diplom-Wirtschaftsingenieur Thore Bakker (48), begann seine berufliche Karriere bei der Daimler AG, wo er in unterschiedlichen Positionen im Lkw-Bereich tätig war. 2013 wechselte er als Head of International Sales (North East & LATAM) zur Daimler Fleetboard GmbH, einem Spezialisten für Telematik-Services. Später führte ihn sein Weg zur BPW Bergische Achsen KG, wo er zuletzt als General Manager tätig war. Seit September 2024 ist Bakker bei der Kögel Trailer GmbH, mit Hauptsitz im bayerischen Burtenbach (ein Tochterunternehmen von Humbaur), als CSO (Chief Sales Officer) verantwortlich den Vertrieb von Sattelaufliegern, Lkw-Anhängern und Wechselaufbauten.
Ihr Arbeitsplatz liegt im schwäbischen Burtenbach, eine ländliche Gegend. Gibt es Unterschiede, was die Unternehmenskultur zum vormaligen Arbeitgeber BPW im rheinischen Wiehl angeht?
Beide Unternehmen – sowohl BPW als auch Kögel – sind mittelständisch geprägt und in ländlichen Regionen verwurzelt. Auch wenn Wiehl geografisch im Bergischen Land liegt, ähneln sich die Mentalitäten der Menschen durchaus. BPW ist zwar in einigen Bereichen etwas breiter aufgestellt, doch in der Unternehmenskultur sehe ich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.
Möchten Sie kurz Ihren Führungsstil beschreiben?
Ich führe zielorientiert mit einem klaren Fokus auf Ergebnisse. Dabei lege ich großen Wert darauf, meine Mitarbeitenden zu fördern und gleichzeitig zu fordern. Diese Balance führt meiner Erfahrung nach zu schnellen und qualitativ hochwertigen Ergebnissen im Team.
Ich lege Wert auf Fördern und Fordern und kurze Entscheidungswege.
Bis zum 30.9.2025 war Christian Renners CEO bei Kögel. Bis ein Nachfolger gefunden ist, haben Sie zusätzlich die Verantwortung für die Bereiche Marketing und Produktmanagement übernommen. Ganz schön viel Verantwortung?
Die zusätzliche Verantwortung für Marketing und Produktmanagement empfinde ich nicht als Belastung, sondern als sinnvolle Erweiterung meines Aufgabenfelds. Beim Produktmanagement bringe ich umfangreiche Erfahrung aus meiner Zeit bei BPW mit. Der Marketingbereich ergänzt diese Arbeit hervorragend, da er die Brücke zwischen Markt und Produkt schlägt. Unsere Teams arbeiten hier sehr eng und effizient zusammen.

Das Marktumfeld im Trailer-Bereich ist sehr anspruchsvoll. Wie positioniert sich Kögel, um sich vom hart umkämpften Wettbewerb abzusetzen?
Unsere Differenzierung im hart umkämpften Trailer-Markt basiert auf konsequenter Kundennähe. Wir reagieren schnell auf Kundenanfragen und setzen individuelle Anforderungen zügig um. Durch unsere hohe Entscheidungsgeschwindigkeit und unsere ausgeprägte Serviceorientierung schaffen wir echten Mehrwert. Wir denken und handeln stets aus Kundensicht und entwickeln unser Portfolio gezielt weiter, um langfristig die besten Lösungen am Markt zu bieten.
Welche Produkte werden bei Kögel aktuell am stärksten nachgefragt und in welche Zukunftstechnologien investieren Sie?
Derzeit verzeichnen wir die stärkste Nachfrage im Segment der Planenfahrzeuge. Gleichzeitig wächst das Interesse an Kipp- und Boxfahrzeugen sowie an Wechselsystemen. Wir erschließen zunehmend neue Branchen, insbesondere im Bauwesen. Ein Highlight ist der Kögel Cool LiteShell – ein innovatives Kühlfahrzeug, das temperaturgeführte Transporte auf ein neues Niveau hebt. Parallel investieren wir intensiv in digitale Lösungen, um die Transportbranche nachhaltiger und effizienter zu gestalten.

Erst kürzlich hat Kögel den Spatenstich zur Erweiterung des Produktions- und Servicestandorts Burtenbach vollzogen. Sie setzen also gezielt auf Wachstum?
Ja, wir setzen klar auf Wachstum – sowohl durch die Erweiterung unseres Produktportfolios als auch durch die Erschließung neuer Märkte. Kooperationen wie die mit TIP eröffnen uns neue Geschäftsmöglichkeiten, die wir weiter konsequent ausbauen. Wir setzen auf klare Partnerschaften!
Wir setzen klar auf Wachstum – sowohl durch die Erweiterung unseres Produktportfolios als auch durch die Erschließung neuer Märkte.

Neben der eigentlichen Produktion, dem Service in der neuen Lkw-/Trailer-Werkstatt, setzen Sie mit der Wiederaufbereitung von Kögel-Trailern auf ein neues Geschäftsfeld?
Wir beobachten, dass in wirtschaftlich unsicheren Zeiten weniger Neuinvestitionen getätigt werden. Das führt dazu, dass Auflieger länger im Einsatz bleiben müssen. Mit unserem ‚Back-to-Check Refurbishment‘-Programm verlängern wir die Lebensdauer der Fahrzeuge unserer Kunden erheblich – ein Beitrag sowohl zur Wirtschaftlichkeit als auch zur Nachhaltigkeit. Auch hier bestätigen Kunden uns, richtig agiert zu haben. Wir freuen uns über die hohe Nachfrage.
Kürzlich haben Sie eine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Bremszylinder-Hersteller TSE Brakes geschlossen. Sie bauen das Ersatzteilgeschäft immer weiter aus?
Unser Ziel ist es, unseren Kunden im Aftermarket ein umfassendes Angebot zu bieten – ein echtes ‚One-Stop-Shop‘-Erlebnis. Daher überprüfen und erweitern wir kontinuierlich unser Produktportfolio. Gleichzeitig optimieren wir die Benutzerfreundlichkeit unseres Online-Shops, um Bestellungen noch einfacher und schneller zu gestalten. Zusätzlichen richten wir aktuell unser europäisches Servicenetzwerk neu aus. Hier werden wir 2026 weiter zulegen.

Die Vermietung von Kögel-Fahrzeuge haben Sie kürzlich an die TIP Group übergeben. Der Fokus liegt vermehrt auf dem Kerngeschäft?
Die Übergabe unseres Vermietgeschäfts an die TIP Group ermöglicht es uns, uns stärker auf unser Kerngeschäft zu konzentrieren und trotzdem unseren Servicegedanken europaweit weiterzuentwickeln. Gemeinsam mit TIP schaffen wir neue Synergien, insbesondere im Bereich Full-Service-Wartungsverträge, Refurbishment mit Kaufoptionen sowie bei der Verfügbarkeit von Ersatzfahrzeugen und Werkstätten.
Ich ärgere mich über die Dumping-Preise, mit denen einige unserer Marktbegleiter den Markt verzerren.
Nach guter Tradition, zum Schluss noch eine persönliche Frage: Über was haben Sie sich kürzlich am meisten geärgert, über was am meisten gefreut?
Geärgert habe ich mich zuletzt über die Dumping-Preise, mit denen einige unserer Marktbegleiter den Markt verzerren. Umso mehr habe ich mich über den Erfolg unseres Ride & Drive-Events gefreut, den wir gemeinsam mit MAN und Humbaur veranstaltet haben. Dort konnten unsere Kunden unsere Fahrzeuge praxisnah erleben uns sich selbst von deren Qualität überzeugen.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 4-2025 der Krafthand-Truck.










