

Servicegerät für Arbeiten an FCEV und H2-ICE
Die DILO Armaturen und Anlagen GmbH aus dem bayerischen Babenhausen hat mit dem ServiceCart H2 eine neue Lösung vorgestellt, die zukünftige Werkstattmitarbeiter bei allen Arbeiten rund um Wasserstoff und Wasserstoffsysteme in Fahrzeugen unterstützten soll. Dabei sei es unerheblich ob es sich um Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) oder Wasserstoff-Verbrenner (H2-ICE) handelt. Das universell einsetzbare ServiceCart H2 kann zentrale Servicefunktionen vollständig automatisiert übernehmen. Dazu gehörten die Druckentlastung des Wasserstoffsystems, die Inertisierung des Systems mit Stickstoff zur Entfernung von Wasserstoffresten und die Messung von Restgas, zur Bestätigung, dass das System wasserstofffrei ist. Hinzu komme die Spülung mit Formiergas sowie der anschließende Dichtigkeitstest zur Erkennung von Leckagen nach dem Service.
Bislang wurden diese Aufgaben von speziell geschultem Personal manuell durchgeführt, was relativ mühsam war. Das DILO ServiceCart H2 soll diese Prozesse nun erheblich vereinfachen. Die automatisierte Bedienung des Gerätes erfolgt über einen Touchscreen, den DILO gerade weiterentwickelt. Das Gerät führt den Bediener auf Wunsch mit Hilfe eines Assistenten durch die einzelnen Prozessschritte. Ein gezieltes Training auf das Gerät reiche laut Andreas Scheppach, Key Account Manager bei DILO aus, um Mitarbeiter sicher und effizient zu qualifizieren und die Aufgaben in einer Vielzahl von Werkstätten durchzuführen.
Die Zusammenarbeit mit Keyou

DILO ist strategischer Investor bei KEYOU, dem Münchner Experten für Wasserstoff-Verbrennungsmotoren und seit einem Jahr beim Unternehmen an Bord. Gemeinsam testete man auch das ServiceCart H2 und unterzog es zahlreichen Praxistests. „Das Gerät ist das erste Ergebnis unserer erfolgreichen Zusammenarbeit, bei der wir unsere Wasserstoffexpertise einfließen lassen konnten. Die umfangreichen Tests an unserem 18t-Pionierfahrzeug verliefen absolut positiv, das ServiceCart H2 ist aus unserer Sicht einsatzbereit“, so Jürgen Nadler, Marketingleiter bei Keyou.
Wann ist ein Service am H2-System notwendig?
Der Service an Wasserstoff-führenden Systemen ist dann notwendig, wenn es Anzeichen von Fehlfunktionen oder Leckagen gibt. Des Weiteren sollten regelmäßige Wartungen durchgeführt werden, um die Sicherheit und die Effizienz des H2-Systems zu gewährleisten, so Scheppach. Dabei müssen immer die Herstellerangaben beachtet werden. Das H2-Servicegerät selbst sei laut Scheppach wartungsarm. Dennoch müssten regelmäßig interne Funktions- und Dichtheitsprüfung durchgeführt werden. Was die Serviceanschlüsse angeht, so können sie von den OEM eigenständig spezifiziert werden. DILO bietet entsprechende Adapter auf Basis eines rein metallischen, speziellen Abdichtungsprinzips an.
Sicherheitsmaßnahmen, Qualifizierung

Bei Arbeiten an H2-Systemen sind entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, da Wasserstoff zwar extrem flüchtig, aber unter sehr seltenen Umständen auch entzündlich oder gar explosiv sein kann. Die Bildung explosionsfähiger Zonen sind demnach zu vermeiden und Zündquellen auszuschließen. Technische Schutzmaßnahmen sind dichte Systeme, eine ausreichende Belüftung, explosionsgeschützte Geräte, Gaswarnsysteme und die Vermeidung von elektrostatischer Aufladung.
Um an Wasserstoff-Systemen arbeiten zu dürfen, sind entsprechende Schulungen und Qualifizierungen erforderlich. Es gibt verschiedene Schulungsangebote, die auf unterschiedliche Rollen und Aufgabenbereiche in der Wasserstofftechnologie zugeschnitten sind. Sie vermitteln nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch praktische Kenntnisse über den sicheren Umgang mit H2-Systemen, die Gefährdungsbeurteilung, die Schutzmaßnahmen und Instandhaltung. Die DGUV-Richtlinie FBHM-099 schreibt vor, wie und was geschult werden muss und welche Kenntnisse für die unterschiedlichen Arbeiten am H2-System von Fahrzeugen nötig sind. Im Übrigen bietet neben anderen Bildungseinrichtungen, die Paul-Academy (Paul Nutzfahrzeuge) entsprechende Schulungen an.
In der Werkstatt sicher einsetzbar
Entsprechend der DGUV Information 209 072 ist für Routinewartungen an H₂-Lkw (zum Beispiel Öl oder Bremsflüssigkeitswechsel, Nachfüllen von Betriebsstoffen, Reifen- und Bremsenservice) kein separater, explosionsgeschützter Arbeitsplatz nötig. Die Voraussetzung ist allerdings, dass die Werkstatt über eine ausreichende Belüftung verfügt. Das heißt, es sollte mindestens ein dreifacher Luftaustausch möglich sein. Zudem sind eine H₂-Warnsensorik, ensprechende Erdungssysteme sowie entsprechendes Spezialwerkzeug notwendig. Erst bei Arbeiten an wasserstoffführenden Leitungen oder Hochdruckkomponenten ist eine systematische Entleerung oder Inertisierung erforderlich. „Dies geschieht idealerweise im Freien oder in einem abgetrennten Bereich, der über entsprechende Explosionsschutzmaßnahmen verfügt“, so Scheppach. (siehe auch DGUV-Regel 209-072 „Wasserstoffsicherheit in Werkstätten).
„Das DILO ServiceCart H2 ermöglicht es hingegen, auch diese Tätigkeiten sicher und flexibel direkt in der Werkstatt durchzuführen – ohne teure Umrüstung auf eine spezielle Explosionsschutz-Infrastruktur. Das Gerät übernimmt die Inertisierung, die sensorische Leckage-Überwachung und den Potenzialausgleich in einem kompakten Gerät“, erklärt Andreas Scheppach.
Im Übrigen: Aktuell wird der überschüssige Wasserstoff über einen 20 Meter langen Abgasschlauch sicher an einen mobilen Kamin in die Atmosphäre weitergeleitet. DILO arbeitet an Systemen mit denen die Speicherung des Wasserstoffes unter Hochdruck am Gerät möglich ist.
Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 3-2025 der Krafthand-Truck.









