Produktionsstandort Deutschland: Die Batterieproduktion bei MAN

MAN feierte im November letzten Jahres am Standort Nürnberg Richtfest für das neue Gebäude der Großserien-Fertigung von Batterien für vollelektrische Lkw und Busse. Ab April 2025 sollen auf 17.000 m2 Hochvolt-Batterien industriell gefertigt werden. Es entstehen laut MAN rund 350 neue Arbeitsplätze. Ein deutliches Commitment zum Standort, zumal MAN der erste Nutzfahrzeughersteller ist, der in Deutschland eine eigene Batterieserienproduktion in Betrieb nimmt. Stolze 100 Millionen habe man investiert.

Endmontage in Nürnberg

MAN bezieht die Batteriezellen, die zu Modulen zusammengefast sind, vom chinesischen Hersteller CATL aus Erfurt. Das Gesamtsystem, bestehend unter anderem aus Batteriemanagementsystem, Batteriegehäuse und den Modulen, wird bei MAN montiert.

Batterie-Technologie

Bei den Batterien handelt es sich um Lithium-Ionen-Batterien unter Einsatz verschiedener Materialien für den Plus- und Minuspol. Experten sprechen gleichsam von der Zellchemie. MAN setzt in seinen Batterien auf die NMC-Zellchemie (Nickel-Mangan-Cobalt). Die Kathode besteht also aus einer Mischung von Nickel, Mangan und Kobalt. Diese Kombination bietet eine hohe Energiedichte, Stabilität und Sicherheit. Die Anode besteht aus Graphit, einer Form von Kohlenstoff. Andere Batterien nutzen auch die LFP-Zellchemie, die Lithium und Eisen-Phosphat für die Kathode nutzt. Das Material ist ebenfalls thermisch stabil, sicher und langlebig, bietet aber eine etwas geringere Energiedichte im Vergleich zu NMC-Batterien. MAN hat beide Technologien intensiv verglichen und sich bewusst bei der aktuellen Batterie-Generation für NMC-Zellen entschieden.

Sicherheitsmaßnahmen bei der Produktion

Bei der Produktion der Batterien in Nürnberg gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen. Dazu gehört die Unterweisung aller an der Produktion beteiligten Mitarbeiter in puncto Arbeiten in Hochvolt-Umgebungen. Darüber hinaus erhalten Mitarbeiter, die unmittelbar mit Hochvoltkomponenten arbeiten, eine tiefergehende Schulung. Das Tragen einer persönlichen Schutzausrichtung (PSA) ist obligatorisch.

Modulare Produktion

Bei der Batteriepackproduktion in Nürnberg setzt man auf eine modulare Herangehensweise. Das bedeutet: MAN arbeitet ohne klassisches Band und ohne vorgegebene Taktung. So kann man optimal mit unterschiedlichen Produktvarianten umgehen und das System einfach an neue Varianten anpassen. Die entkoppelten Stationen können unabhängig voneinander betrieben und umgebaut werden, die Batteriepacks fließen abhängig vom individuellen Bedarf und Zustand durchs Produktionssystem. Ermöglicht wird das laut MAN durch ein hohes Maß an Digitalisierung und Automatisierung im Produktionsfluss und in der Materialbereitstellung. Letztere erfolgt vollständig automatisiert mit Hilfe intelligenter, vernetzten, fahrerlosen Transportsysteme (FTS). Somit könne sowohl die notwendige Flexibilität und Wandelbarkeit als auch die wirtschaftliche Herstellung unterschiedlicher Batteriepacks gewährleistet werden.

Qualitätskontrolle

Jede Batterie durchläuft am Ende der Produktion einen ‚End-of Line-Test‘. Im Fokus stehen dabei verschiedene Softwaretests, elektrische Tests wie Laden/Entladen, die Überprüfung der von CATL übermittelten Daten der Batteriezellen und -module sowie ein Leckage-Test. Schließlich müssten die kompakten Stromspeicher Wind und Wetter genauso aushalten wie die Reinigung mit einem Dampfstrahler, also absolut dicht sein. Jede Batterie durchläuft 23 Prüfprogramme, es werden rund 400 Prüfparameter aufgenommen und dokumentiert. Der Produktionsprozess kann so auch noch nach Jahren 1:1 nachverfolgt werden.

Einsatz und Fahrzeuge

Am MAN Standort in Nürnberg werden Batteriepacks in drei Formfaktoren hergestellt. Zwei Formate finden Anwendung in den eTrucks eTGL, eTGS und eTGX, also mit Gesamtgewichten von 12 bis 42 Tonnen. Ein weiterer, flacherer Formfaktor kommt im MAN Lion’s City E zum Einsatz, dem batterie-elektrischen Stadtbus.

Batteriereparatur und Recycling

Grundsätzlich ist es das oberste Ziel von MAN Truck & Bus, die Batterie so lange im Fahrzeug zu nutzen wie möglich. Deshalb steht die Reparatur und das Remanufacturing im Zentrum unserer aktuellen Maßnahmen. Zwei Batterie-Reparaturzentren sind in Deutschland (Standort Hannover-Laatzen) und Spanien (Barcelona) bereits in Betrieb. Weitere acht Reparaturzentren werden kurz- bis mittelfristig folgen. Dafür werden laut MAN Investitionen in Millionenhöhe getätigt.

Das Reparieren der Batterie und ihre Wiederaufbereitung sind wesentliche Elemente der ‚Battery-Closed-Loop-‘ sowie der Nachhaltigkeits-Strategie von MAN. Dafür sind die Diagnosefähigkeit der Batterie und deren wirtschaftliche Demontage von essentieller Bedeutung. Das übergeordnete Ziel ist es, einen geschlossenen Kreislauf für die Batterien zu etablieren. Wichtige Meilensteine in diesem Batteriekreislauf sind nach der ersten Nutzung im Fahrzeug, zum einen ein weiterer Einsatz im Fahrzeug (2nd Use) oder in einer anderen Anwendung (2nd Life).

Um den Wiederverwertungskreis (Closed-Loop) der wertvollen Batteriematerialien zu schließen, hat MAN bereits heute die Themen Recycling sowie die Rückführung der reycelten Rohstoffe (Rezyklat) in neue Batteriezellen im Fokus. Um dem Ziel des Battery-Closed-Loop näher zu kommen, ist MAN Truck & Bus im Jahr 2023 beispielsweise auch Partner des Münchner Start-Up-Netzwerkes Circular-Republic geworden. Circular-Republic ist Teil der Unternehmer-TUM GmbH, und hat sich zur Aufgabe gesetzt, etablierte Unternehmen und Start-ups zusammen zu bringen, um Innovationen der Kreislaufwirtschaft umzusetzen und weiter zu entwickeln. Außerdem läuft in Nürnberg derzeit noch das Forschungsprojekt Revamp, zur Wiederaufbereitung von Fahrzeugbatterien.

Das Recycling, also das Demontieren einer Batterie in ihre Einzelteile, inklusive der pyro- oder hydrometallurgischen oder elektrochemischen Verfahren, ist momentan weder für den Standort Nürnberg noch innerhalb von MAN Truck & Bus vorgesehen. Diese Verfahren lägen außerhalb der Kernkompetenz von MAN.

Den Beitrag finden Sie auch in der Print-Ausgabe 1-2025 der Krafthand-Truck.

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