Kommentar

Verkehr: bitte wenden!

Das E-Fahrzeug ist auf dem Vormarsch, der Verbrennungsmotor hat so gut wie ausgedient. Der Umweltschutz steht ab jetzt im Vordergund – oder etwa nicht? Fachredakteur Florian Zink ist der Meinung das diese Entwicklung wenig mit einem verantwortungsvollen Umdenken zu tun hat. Er findet, dass die Fahrzeuge grundsätzlich zu viel und vor allem zu groß sind.

Florian Zink, Redakteur der KRAFTHAND.
Florian Zink, Redakteur der KRAFTHAND. Bild: Lindau

Die Gründe für steigende Zulassungszahlen bei E-Fahrzeugen sind vielfältig: Für manche ist die Klimakrise Anlass für die Anschaffung, anderen gefällt das Fahrgefühl eines E-Antriebs, für viele aber ist es die Förderprämie.

Ich habe grundsätzlich nichts gegen staatliche Förderungen, die dazu führen, dass Energie eingespart und/oder die Umwelt geschont wird. Bei der Förderpraxis für E-Fahrzeuge ist allerdings beides nicht der Fall. Denn wie schwer, groß oder sparsam ein Modell ist, spielt keine Rolle. Faktoren wie Treibhausgase, Luftschadstoffe und der Energieaufwand für Produktion, Nutzung und Recycling eines Fahrzeugs werden einfach ignoriert.

Die Fördersumme ergibt sich vielmehr vor allem aus dem Anschaffungspreis – zusammen mit dem Herstelleranteil sind zurzeit Vergünstigungen bis 9.000 Euro möglich. Hinzu kommt eine Befreiung von der Kfz-Steuer auf zehn Jahre. Das ist absurd! Eine sinnvolle Förderung sieht anders aus: Je kleiner das Auto und je geringer der Verbrauch, desto höher die Fördersumme. Punkt.

Und auch ein weiterer Faktor stört, um eine positive Umweltbilanz bei der künftigen Mobilität zu erreichen: die schiere Zahl der in Deutschland zugelassenen Pkw. Anfang 2021 waren es 48 Millionen! Einfach alle in Elektroautos umzuwandeln, kann nicht die Lösung sein. Fakt ist: Das Auto, egal mit welchem Antrieb, verbraucht zu viele Ressourcen.

Auch Organisationen wie Greenpeace ist mittlerweile klar, dass es keine gute Idee ist, jeden Verbrenner durch ein E-Auto zu ersetzen. Das würde weder den Verkehrskollaps lindern, noch die Ressourcenverschwendung bei der Fahrzeugherstellung stoppen. Perspektivisch muss sich die Anzahl der Autos verringern. Im urbanen Umfeld funktioniert das nur mit einem bestens ausgebauten öffentlichen Nahverkehr mit wirklich günstigen Tarifangeboten. Das wäre eine Förderung, die sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft dient.

Ja, ich weiß, für Kfz-Betriebe sind das auf den ersten Blick wenig rosige Aussichten. Doch wenn gleichzeitig Autos länger gefahren werden und nicht permanent einer blinden Erneuerungswut zum Opfer fallen, steigt auch das Service- und Reparaturpotenzial – insbesondere für freie Werkstätten.

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