Kommentar zur Wartungsanfälligkeit

E-Autos sind nicht viel besser

Experten gehen für E-Autos von weniger Wartungen und Reparaturen aus. Dabei lohnt durchaus eine differenzierte Betrachtung – nicht nur, weil der TÜV-Report 2022 zeigt, dass bestimmte Verschleißkomponenten womöglich sogar schneller in die Knie gehen.

In E-Autos sind zweifelsohne weniger Komponente vorhanden und typische Wartungsarbeiten entfallen. Aber bedeutet das für Werkstätten wirklich signifikant weniger Arbeit? Bild: Schmidt

Jetzt ist es amtlich – naja, zumindest eindeutig belegt. E-Autos sind laut TÜV-Report 2022 nicht besser als Verbrenner – wenigstens was die Mängelquote bei der HU angeht. Von den laut TÜV-Verband vier beliebtesten Stromern landet lediglich der Smart Fortwo Electric Drive im Mängelquoten-Ranking im Vorderfeld, vergleicht man ihn mit den 128 im TÜV-Report erfassten Verbrennern. Der BMW i3 liegt im Durchschnitt, während der Tesla Model S eine ziemlich schlechte Figur abgibt. Er hat es mit einer Mängelquote von 10,7 Prozent gerade noch vor die beiden Letztplatzierten geschafft, den Dacia Duster und den Dacia Logan. So wies jedes zehnte Model S bei seiner ersten HU nach Erstzulassung erhebliche Mängel auf,
sodass die Plakette zunächst verwehrt werden musste.

Der Vollständigkeit halber: Der vierte vom TÜV-Verband in seiner Statistik aufgenommene rein elektrisch getriebene Wagen ist der Renault Zoe mit
einer Quote von 5,7 Prozent (weitere Details auf https://khme.de/tuev-report). Häufige Gründe für die Einstufung „erhebliche Mängel“ sind je nach Modell: Beanstandungen an der Lichtanlage, der Bremse, den Querlenkern und anderen Fahrwerksbauteilen. Damit ist klar: E-Autos sind keinesfalls die besseren Autos. Zum Glück für unsere Branche. Natürlich bleibt, dass ausbleibende Öl-, Zahn- und andere Riemenwechsel, fehlende Komponenten wie Auspuff, Kupplung oder andere Verschleißteile schmerzliche Umsatzlücken hinterlassen.

„Bis dato weiß niemand zuverlässig, wie anfällig und langlebig E-Autos beziehungsweise deren Komponenten tatsächlich sind. Das heißt: Es ist überhaupt noch nicht ausgemacht, dass sie im Reparaturmarkt wirklich so hohe Umsatzeinbußen bringen, wie oft befürchtet.“

Auf der anderen Seite aber werden der E-Antrieb, das Thermomanagement und nicht zuletzt das Batteriemodul immer komplexer – mit mehr potenziellen Fehlerquellen. Möglich, dass wegen Kosten, Effizienz und Reichweite Grenzen immer weiter ausgelotet werden – unter Umständen zu Lasten der Langlebigkeit. Ich jedenfalls halte es nicht für ausgemacht, dass E-Autosnur noch einen Bruchteil des Reparaturpotenzials bieten. Es sei denn, sie würden aufgrund teurer, aber nicht sehr alt werdender Batterien zu Wegwerfprodukten mutieren, etwa wie Unterhaltungselektronik.

Aber davon ist nicht auszugehen. Das würde ja den schon heute umstrittenen Nachhaltigkeitsgedanken komplett ad absurdum führen. Und wenn E-Autos 14, 15 Jahre und länger durchalten (müssen), kann mir niemand erzählen, dass sie von (teuren) Reparaturen verschont bleiben. So gesehen wären sie aus Werkstattsicht dann auch keine schlechteren Autos mehr.

 

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