Kommentar

Keine Datenhoheit für Automobilhersteller

"Der Gesetzgeber muss ein Gleichgewicht zwischen den Erfordernissen für die Cybersecurity und dem Recht auf freien Wettbewerb herstellen". Für Krafthand-Redakteur Florian Zink wird es dafür höchste Zeit.

Florian Zink, Redakteur der KRAFTHAND.
Florian Zink, Redakteur der KRAFTHAND. Bild: Lindau

Dass die Verschlüsselung des OBD-Zugangs im krassen Widerspruch zu den Rechtsvorschriften für die Fahrzeugtypgenehmigung steht, sieht beispielsweise auch der europäische Verband der Werkstattausrüster EGEA im krafthand-Interview so.

Trotzdem erlauben sich Fahrzeughersteller, die Zugänge immer weiter zu beschränken, um ungewünschte Eingriffe in die Fahrzeugelektronik zu erschweren. Stichwort Cybersecurity. Diese offizielle Begründung ist zwar nachvollziehbar, hat aber gleichzeitig den für sie schönen Nebeneffekt, den freien Markt auszubremsen.

Leider hat die Politik diesem Treiben bislang keinen Riegel vorgeschoben, vielleicht auch weil die OEMs sehr gut in höchste politische Kreise vernetzt sind. Andererseits ist es für die Fachgremien auch nicht leicht, in der EU eine einheitliche Regelung für den Datenabgriff aus Pkw mit Security Gateway zu schaffen.

Denn zum einen sind solche Vorgaben natürlich immer Auslegungssache und zum anderen haben die Fahrzeughersteller schon des Öfteren gezeigt, dass sie bereit sind, haarscharf an der Grenze des Erlaubten sowie darüber hinaus zu manövrieren – wie der Abgasskandal zeigt.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die OEMs gehen ja schon wenig zimperlich mit ihren Vertragspartnern in den Autohäusern um. Also warum sollten sie sich um Zugänge für freie Werkstätten scheren – zumal sie sich ja per Gesetz darüber (noch) keine Gedanken zu machen brauchen? Doch diese Gedanken muss sich jemand machen – erst recht vor dem Hintergrund, dass der Datenabgriff over the air bereits im Raum steht.



Und hier sind durchaus auch starke Kräfte wie Prüforganisationen und diverse Verbände aktiv, die zusammen mit der EU-Kommission derzeit eine Studie für den Fernzugriff auf Fahrzeuge erörtern und eine von unabhängigen Betreibern vorgeschlagene S-OTP (Secure Open Telematics Platform) als eine mögliche Lösung sehen.

Denn Fakt ist: Beim Datenzugriff over the air gibt es noch keine verbindliche Normung. Also besteht noch jede Möglichkeit für den freien Markt, Einfluss darauf zu nehmen. Ob es der Autobauerlobby passt oder nicht.

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