Kommentar

Der Antrieb ist doch egal

Das Auto ist trotz Umweltdiskussion und Kostensteigerung des Deutschen liebstes Kind, wenn es um Mobilität geht. Demnach sieht Chefredakteur Torsten Schmidt für die Kfz-Branche auch die Probleme nicht im teils umstrittenem und weniger wartungsbedürftigem E-Antrieb, sondern in einer anderen Debatte.

Torsten Schmidt, Chefredakteur der Krafthand.

Unter Kfz-Profis ist es nicht anders als im Rest der Gesellschaft. Die einen sind offen für die E-Mobilität und finden sie sogar richtig gut. Für die anderen geht nichts über den Sound eines kernigen Verbrenners. Unabhängig von Emotionen und dem jeweiligen Für und Wider ist meine Meinung: Hauptsache Auto – aber ohne die Vor- und Nachteile der verschiedenen Antriebe auszublenden. Denn letztlich ist die Basis für das Kfz-Gewerbe nicht, welches Aggregat unter der Motorhaube sitzt, sondern die Lust der Bundesbürger am Autofahren.

Und dass die Menschen hierzulande im Pkw immer noch ihr wichtigstes Fortbewegungsmittel sehen, zeigt jüngst wieder eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.000 Personen ab 16 Jahren: Laut der im Februar 2022 durchgeführten Erhebung gaben 72 Prozent an, an einem Werktag ihr Auto zu nutzen. Man kann also von einer „absoluten Mehrheit“ sprechen, die nicht auf des Deutschen liebstes Kind verzichten will oder auch gar nicht kann, weil das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs zu dürftig ausfällt und das Fahrrad für den Weg zur Arbeit nicht in Frage kommt.

„Bei der Antriebsform für Technologieoffenheit zu sein, heißt nicht nur, gegen ein Abschreiben von Verbrenner und E-Fuels zu sein, sondern es nicht den ideologisch geprägten E-Auto-Befürwortern gleichzutun und eine bestimmte Technologie per se abzulehnen. Demnach muss es uns als Kfz-Profi doch egal sein, mit welchem Motor Kunden in die Werkstatt kommen.“

Diese Beliebtheit des motorisierten Untersatzes ist – wenn sicher auch coronabedingt – im Vergleich zu Anfang 2020 sogar um 7 Prozent gestiegen. Was zugleich zeigt, dass undifferenziertes Bashing von Autos beziehungsweise Verbrennern seitens irgendwelcher Ökodioten glücklicherweise bei der hiesigen Bevölkerung nicht verfängt. Und das ist auch gut so in einem Land, in dem der Pkw über Jahrzehnte hinweg der Wohlstandsturbo war.

Das soll keinesfalls heißen, dass alles so bleiben kann wie es ist. Natürlich muss es Ziel sein, Emissionen zu senken oder das Verkehrsaufkommen und die damit einhergehenden Belastungen in Innenstädten in den Griff zu bekommen. Dass es dafür zu mehr verkehrsberuhigten Zonen, konsequentem Tempolimit (auch auf Autobahnen) oder einer gewissen gewollten Verteuerung des Autofahrens kommen wird, ist nicht schön, aber Bestandteil der Lösung.

Was aber nicht passieren darf: Eine grundsätzliche Verteufelung des Autos – unabhängig vom Antrieb, so wie es ideologiegetriebene Autogegner tun, die am liebsten alles verbannen würden, das vier Räder hat. Ohne Rücksicht auf das, was die absolute Mehrheit will: nämlich einfach nur Autofahren.

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