Kommentar

Rettet das E-Auto womöglich die Branche?

"Viele Menschen wollen ihre individuelle Mobilität mit einem Auto behalten und keinesfalls nur auf öffentliche oder alternative Mobilitätskonzepte angewiesen sein." Für KRAFTHAND-Chefredakteur Torsten Schmidt gehört aber auch zur Wahrheit, dass sich immer mehr ein E-Auto wünschen.

Torsten Schmidt, Chefredakteur der KRAFTHAND

Die Sorge, dass Elektrofahrzeuge der Kfz-Branche mittel- bis langfristig erhebliche Umsatzeinbußen bescheren, ist zwar keineswegs unberechtigt. Doch bin ich da nicht so pessimistisch, obwohl natürlich der gern als Sinnbild herangezogene Ölwechsel und auch andere Tätigkeiten wegfallen werden.

Anders betrachtet, könnte es nämlich auch dazu kommen, dass gerade das teils ängstlich beäugte E-Auto die Existenz der Branche sichert. Nicht etwa, weil der Verbrenner im Pkw keine Chance mehr hat. Sondern vor allem, weil das E-Auto das Zeug dazu hat, die individuelle Mobilität zu sichern. Wie ich darauf komme? Da muss ich etwas ausholen.

Ich bin überzeugt: Nach wie vor wollen auch viele junge Menschen ein eigenes Auto. Und jene, die keins wollen, brauchen dennoch eins. Auf dem Land sind Carsharing und andere moderne Mobilitätsangebote nun mal rar.

Das Elektroauto kann sowohl zum Game-Changer in der Mobilitätsdiskussion werden, als auch der Schrauberbranche weiterhin Arbeit bescheren.

Zudem sind solche Alternativen nicht billig, insbesondere wenn die von den jeweiligen Firmen subventionierten Preise kostendeckenden Marktpreisen weichen müssen. Und öffentliche Verkehrsmittel? Es ist eine romantische Vorstellung, dass sie die Bequemlichkeit eines eigenen Pkw jemals ersetzen.

Im Rahmen der HUK-Mobilitätsstudie 2021 gaben selbst viele Städter zu Protokoll: „Ich hätte vor Corona nicht erwartet, dass ein Auto für mich einmal einen solchen Stellenwert als Verkehrsmittel haben könnte.“ 69 Prozent der Befragten sehen das Auto auch in Zukunft als ideales Fortbewegungsmittel. Dagegen wirken die Zustimmungswerte für die Bahn (16 %) und Busse (10 %) geradezu dürftig. Insgesamt also nicht die schlechtesten Nachrichten für die Kfz-Servicebranche.

Jeder Sechste der Befragten erklärt aber auch, „beim Fahrzeugkauf nur noch ein E-Auto“ in Betracht zu ziehen. Natürlich ist offen, ob Studienergebnisse und Absichtserklärungen tatsächlich eintreten. Doch sobald E-Autos billiger und noch alltagstauglicher werden – und das werden sie –, wechseln selbst viele E-Auto-Skeptiker.

So gesehen stimme ich dem HUK-Coburg-Vorstand Dr. Jörg Rheinländer zu, wenn er sagt: „Das Elektroauto kann zum Game-Changer in der Mobilitätsdiskussion werden.“ – Und der Schrauberbranche weiterhin Arbeit bescheren.

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