Kommentar zur Kfz-Ausbildung

Kreative Fachkräfte fördern

Immer wieder sind Klagen über wenig motivierte Azubis zu hören. Dabei gibt es auch in der Ausbildung noch Luft nach oben. Krafthand-Redakteurin Christine Waldmann erklärt, wie Kompetenz und Motivation beim Nachwuchs wachsen könnten.

ProMotor/T.Volz

Aus Fehlern lernen – keine Theorie, kein Unterricht, keine Fachliteratur kann mit dem Lernerfolg von Versuch und Irrtum mithalten. Wer einmal auf die heiße Herdplatte gefasst hat, tut das in der Regel nie wieder. Ebenso effektiv ist das Lernen aus Fehlern. Das gilt insbesondere für Praktiker im Handwerk.

Bekanntermaßen ist in Deutschland eine konstruktive Fehlerkultur nicht gerade ausgeprägt. Fehler zu machen wird hierzulande immer noch mit Schwäche und Versagen gleichgesetzt. Welch ein Desaster für die deutsche Lernkultur!

Denn siehe oben: Am besten und schnellsten lernen Menschen aus der Erfahrung eines selbstgemachten Fehlers. Und daraus resultieren – wie bei Heranwachsenden auch – eine nachhaltige Selbstständigkeit und die Möglichkeit, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.

Wer stets bevormundet wird, wird nicht lernen, zu seinem Vorgehen und
zu seinen Entscheidungen zu stehen. Die Selbstverantwortung bleibt dann auf der Strecke. Wünscht ein Kfz-Betrieb aber mitdenkende und selbstständig handelnde Mitarbeiter, die in der Lage sind, (Reparatur-)Lösungen kreativ zu erarbeiten, können Ausbilder dies bereits von Anfang an bei ihren Azubis fördern und fordern.

Hilfreich ist hier der Ansatz von Prof. Dr. phil. Ralph Dreher von der Uni Siegen (Lehrstuhl für Technikdidaktik): Er hat ein binnendifferenziertes Kurskonzept zur Diagnose an E-Fahrzeugen entwickelt – Krafthand hat es in Ausgabe 18-19/2023 vorgestellt. Dabei geht es ihm darum, nicht bloßes Fachwissen zu vermitteln, sondern eine eigenständige Handlungskompetenz aufzubauen.

Denn, so sagt er: „Kompetente Mitarbeiter stellen das Gelernte immer wieder in Frage, um es weiterzuentwickeln und an die Bedarfe anzupassen, sind also flexibler und innovativer als ‚nur‘ geschulte Mitarbeiter.“

„Klar, Zeit- und Kostengründe stehen oft dagegen, Lehrlinge sich ausprobieren zu lassen, um aus Fehlern zu lernen. Doch wer den Anspruch hat, kompetente und lösungsorientierte Kfz-Profis heranzuziehen, kann das nicht grundsätzlich anderen überlassen und muss in diesen sauren Apfel beißen.“

Um dies praktisch in den Werkstätten umzusetzen, braucht es allerdings den Mut der Kfz-Meister, Auszubildenden und Junggesellen die Freiheiten zu geben, sich auszuprobieren und Fehler zu machen. Denn selbstständiges Denken und Tun mündet in der Bereitschaft und Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen.

Strikt vorgegebene Reparaturwege – wie sie insbesondere für Markenwerkstätten häufig vorgesehen sind – nehmen den Handelnden jeden Impuls, kreative Lösungen zu suchen. Doch so kann sich keine (Fach-)Kompetenz entwickeln.

 

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