ZDK-Experten zur Forderung nach freiem Datenzugang

„Der Gesetzgeber muss ein offenes Spielfeld schaffen“

ZDK-Technikexperte Dominik Lutter (l.) und Verbandsvizepräsident Wilhelm Hülsdonk. Bild/Grafik: ZDK/Krafthand Medien

Gleichberechtigen Zugang zu allen im Fahrzeug vorhandenen und generierten Daten und Funktionen für alle Player: Das fordert unter anderem der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Im Podcast erklären ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk und Technikexperte Dominik Lutter, was genau das Ziel ihrer Forderungen ist und was ansonsten gerade auch für freie Betriebe auf dem Spiel steht.

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Auszüge aus dem Gespräch mit Timecodes:

ab Min. 0:59: Warum der freie Datenzugang so wichtig für den freien Markt ist  (Tenor: Services entwickeln, Apps entwickeln und dazu braucht es eben Daten, Kunden sollen die freie Dienstleisterwahl haben)

ab Min. 2:37: Was passiert, wenn der Zugang verwehrt wird? Sterben freie Betriebe dann aus? Hülsdonk: „Es ist ein gemeinsames Thema des gesamten Servicemarktes. Denn es ist für uns ein Bedrohungspotenzial, dass Autohersteller jetzt auch noch den Aftersales an sich ziehen wollen.“

ab Min. 3:58: Wie ist der Datenzugang Stand heute geregelt? (Historie mit verschiedenen Etappen: Kfz-GVO, Euro6-, Euro5-Verordnung, neue Typengenehmigung), Tenor: „Die Zugangsmöglichkeiten über Herstellerportale mit Blick in die Zukunft sind eher mangelhaft.“

 „Mit diesen Etappen wird immer ein bisschen mehr an der Datenregulierung geschraubt.“

ab Min. 5:27: Das ist unter „sektorspezifischer Regulierung“ zu vestehen. Erklärung am Beispiel Strom ab Min. 7:20

ab Min. 8:38: Lösung: Onboard-Diagnosestelle: Begriffserklärung S-OTP-Konzept

„Mit S-OTP kriegen wir Fahrzeugdaten sofort aus dem Fahrzeug und haben die Möglichkeit auf Rechenleistung zuzugreifen, um beispielsweise Applikationen installieren zu können für den direkten Kundenaustausch.“

ab Min. 10:14: Wieso das von den Herstellern vorgeschlagene sogenannte ADAXO-Konzept für Werkstätten aus Verbandssicht keine akzeptable Lösung ist

Hüldonk: „Aus unserer Sicht ist lediglich der Name geändert worden. Aus Nevada wurde ADAXO. Wir haben das geprüft, das System ist nicht offen und interoperabel. Faktisch so nicht brauchbar. Auch international werden wir etwas Besseres brauchen.“

Keine Hoheit der Hersteller über Ideen und Geschäftsmodelle aus dem Mittelstand: Hüldonk: „Es kann nicht sein, dass viele gute Idee aus dem Mittelstand gekommen und alleine die Hersteller entscheiden, ob ein Geschäftsmodell zum Tragen kommt.“

„Wir setzen voll auf die sichere Onboardtelematikplattform als Schnittstelle
für das Auto“

ab Min. 13:18: Wettbewerbsnachteile befürchtet, wenn der Datenzugang nur auf der Grundlage von vordefinierten, offenzulegenden Anwendungsfällen (Use-Cases) möglich sein würde

Lutter: „ADAXO verlangt, dass Verbände und Organisationen use cases liefern werden, die auf alle Zeiten gefixt sind. Das wollen wir auf keinen Fall. Es braucht keine vordefinierten Anwendungsfälle, über die der Hersteller dann entscheidet, ob sie implementiert werden oder nicht. Das ist abstrus.“

ab Min. 15:09: Das tut der Gesetzgeber (nicht) für den freien Datenzugang

„Leider viel zu wenig. Wir als Betriebe sind im Vergleich zu den Möglichkeiten der Hersteller drei Jahre hinterher.“

Tenor: Es braucht eine rechtliche Legitimierung, dass alle am Markt Beteiligten einen festen Rahmen haben, innerhalb dessen jeder, der möchte, Geschäftsmodelle entwickeln kann.

Laut Hülsdonk existieren nicht nur („im alten Bereich“) über die Onboard-Diagnoseschnittstelle nach wie vor zu viele Einschränkungen seitens der Hersteller, erst recht die  „neue digitalen Welt“ – over the air  – sei nicht geregelt. „Wir haben zu viele Restriktionen, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Da muss der Gesetzgeber ran“

ab Min. 17:23: Diese Hürden auf europäischer Ebene gibt es derzeit noch.

ab Min. 18:52: Was eine sektorspezifische Regulierung für den Datenzugang bedeuten würden und über welche Dienstleister Werkstätten dann Daten kommen würden. („Im schlimmsten Fall müssen sich Werkstätten über die Server der OEMs registrieren, um an Daten zu kommen.“) Vergleich Mobilfunk

Ab Min. 20:06: Das Fahrzeug als Plattform:  „Wir betrachten das ganze Fahrzeug als Plattform, auf der Dienstleistungen angeboten werden können. Der Fahrzeughersteller bleibt Betreiber der Plattform. Das wollen wir ihm gar nicht absprechen, aber die Spielregeln für diese Plattform müssen für den euopäischen Binnenmarkt vernünftig geregelt sein.“) „Wenn ein Kfz-Betrieb selbst Interesse hätte, eine Applikation zu entwickeln, muss er diese Möglichkeit haben. Es ist ein offenes Spielfeld für alle.“

ab Min. 22:07: Welche Druckmittel hat die Serviceseite, um die Forderungen nach einem offenen Spielfeld umzusetzen? Drei Dimensionen/Grundlagen: Kartellrecht (Art. 101 nach europäischem Recht), Gruppenfreistellungsverordnung, keine Beschränkungen für andere

ab Min. 24:26: Nachfrage nach möglichen formalen Voraussetzungen, um sich als Kfz-Unternehmer auf einer On-Board Telematik-Plattform (S-OTP) erfolgreich zu registrieren (noch in der Schwebe, SERMI, SERMA)

ab Min. 26:14: Wie lange kann sich der Gesetzgebungsprozess noch hinziehen? (Tenor: Die EU-Kommission hat Handlungsdruck nicht nur von der Serviceseite, sondern auch, weil die Fahrzeugtechnik immer weiter voranschreitet (teilautonomes Fahren) und es dafür einen rechtlichen Rahmen braucht.)

 

 

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