Werkstattportale: Preisdumping oder Chance für Kfz-Werkstätten?

Objektiv vergleichbar: Das Werkstattportal von Autoscout24 ist über die Startseite der gleichnamigen Internetautobörse erreichbar. Die Kfz-Betriebe können in dem Portal nur solche Leistungen mit einem konkreten Preis anbieten, deren Umfänge bei fachgerechter Ausführung stets identisch sind. Bilder: Schmidt

Das Thema Werkstattportale beschäftigt die Branche. Bei der Jahresbilanz des ZDK in Berlin kritisierte Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk die Portale scharf. Diese würden die Kunden hinters Licht führen und Preisdumping betreiben. Ein gänzlich anderes Meinungsbild kristallisierte sich dagegen bei einer Veranstaltung von Autoscout24 in München heraus.

Dort nahm kein Vertreter des ZDK teil, stattdessen diskutierten: Manfred Kaufhold (Vorsitzender des  Verbandes freie Werkstätten BVFMW), Andreas Keßler (Autoblogger und Vorstand Verband der Motorjournalisten), Wolfgang Hermann (Geschäftsführer Autohaus Hermann), Thomas Burkhardt (Vizepräsident Technik ADAC), Prof. Dr. Willi Diez (Direktor Institut für Automobilwirtschaft der Hochschule Nürtingen-Geislingen) und André Stark (Geschäftsführer Autoscout24).

Neukunden und Vergleichbarkeit
Einig waren sich die Teilnehmer darin, das Werkstattportale den Kfz-Betrieben die Chance zur Neukundengewinnung bieten. Aktuell sind etwa 3.000 Werkstätten bei Autoscout 24 registriert – Tendenz steigend, erklärte der Geschäftsführer von Autoscout24. André Stark.

Einhelliger Tenor war auch, dass nur Leistungen gelistet werden sollen, die vergleichbar sind, zum Beispiel der Kundendienst nach Herstellervorgabe. Kontrovers diskutiert wurde über den Vorwurf des ‚Preisdumpings‘, den vor allem der ZDK erhebt.

Prof. Willi Diez sagte, dass ‚Kunden nicht so dumm sind, nur auf den Preis zu schauen.‘ Vor allem müsse der Kfz-Betrieb seinen Auftritt im Werkstattportal glaubwürdig gestalten. Dies bedeutet ein vollständiges Profil mit authentischen Bildern, vor allem mit Personen. Autoscout möchte hierzu künftig mehr beraten, erklärte André Stark.

Wolfgang Herrmann, Inhaber mehrer Autohäuser, wies darauf hin, wie wichtig die Internetpräsenz auf einm Portal für Markenbetriebe sein kann. ‚Mit dem Vergleich in Portalen können Markenwerkstätten beweisen, dass Sie zu Unrecht das Image einer Apotheke tragen‘, erklärte Herrmann. Außerdem sieht er eine Chance, mithilfe der Portale auch die Besitzer älterer Fahrzeuge als Kunden zu gewinnen – eine Klientel, die es bislang vorzugsweise zu den ‚Freien’ zieht.

Manfred Kaufhold, Vorsitzender des Verbands freie Werkstätten, hat seine vor zwei Jahren noch ablehnende Haltung gegenüber Werkstattportalen revidiert. Damals war er noch der Meinung ,’Werksattportale sollten am besten verboten werden.‘ Bei der Podiumsdiskussion erklärte er, ’solche Portale haben einen Nutzen für die Werkstatt, bei aller Skepsis.‘

Wie geht’s weiter?
In der zweiten Jahreshälfte 2013 möchte Autoscout ein Bewertungstool installieren. Außerdem denkt das Unternehmen darüber nach, weitere Leistungen einzubauen. Nachgedacht wird beispielsweise über den Räderwechsel und die Achsvermessung.

Einig waren sich die Diskutanten darüber, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis die Mehrheit der Werkstattkunden bereit sei, einen Werkstatttermin im Internet zu buchen.  Vor Jahren noch hätten es viele Kunden noch für undenkbar gehalten, Flüge, ja ganze Urlaube im Internet zu buchen, hieß es.

Ein ausführllicher Artikel zum Thema Werkstattportale war bereits in KRAFTHAND 3/2013 zu lesen.

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