Vernetzter Autonotruf

Der eCall als Grundausstattung

eCall im Autor
Nach einem schweren Unfall zählt jede Minute. Wenn Autofahrer nicht mehr in der Lage sind, selbst Hilfe zu rufen, löst der eCall (emergency call) den Notruf 112 bei der nächsten Rettungsstelle aus. Bild. ADAC

Vom 1. April 2018 an müssen alle neuen Fahrzeugmodelle (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) mit dem automatischen Notrufsystem eCall (emergency call) ausgerüstet sein. Grundlage ist die EU-Verordnung 2015/758. Ziel ist, die Zahl der Unfalltoten europaweit zu verringern.

Schätzungen der EU-Kommission gehen von circa zehn Prozent pro Jahr aus. Und so funktioniert das System: Wenn der Fahrer nach einem Unfall nicht selbst den Krankenwagen über das SOS-System rufen kann, lösen Crash-Sensoren automatisch einen Notruf an die europaweit einheitliche Notrufnummer 112 aus. Die nächstgelegene Unfallzentrale versucht Kontakt mit dem Fahrer aufzunehmen. Gelingt dies nicht, erfolgt automatisch ein Rettungseinsatz. Technische Basis ist eine eigene Antenne, ein eCall-Steuergerät sowie ein GSM- oder Galileo-Modul. Zusätzlich ist eine SIM-Karte notwendig.

Datenschutz greift

Mit dem automatisierten Notruf sind erstmals alle Neufahrzeuge mit dem Internet verbunden. Aus Datenschutzgründen dürfen die vom System bei einem Unfall abgesetzten Daten nur bestimmte Informationen enthalten. Der sogenannte Minimaldatensatz beinhaltet Informationen zum Standort, zum Fahrzeugtyp, zum Treibstoff, zum Unfallzeitpunkt, zur Fahrzeugposition und zur Anzahl der Insassen enthalten. Der eCall-Qualifier gibt zusätzlich an, ob der Notruf automatisch oder manuell per Knopfdruck vom Fahrzeuglenker ausgelöst wurde.

Auf Grundlage der EU-Datenschutz-Verordnung (GDPR – General Data Protection Regulation) – zusätzlich zu den national geltenden Datenschutzrichtlinien – dürfen die von den Notdiensten und ihren Dienstleistungspartnern gesammelten Daten ohne die ausdrückliche vorherige Zustimmung der betroffenen Person nicht an Dritte weitergegeben werden. Die Hersteller müssen gewährleisten, dass die eCall-Technologie die vollständige und dauerhafte Löschung aller gesammelten Daten erlaubt.

Vernetzt und automatisiert

EU-Kommissarin Elżbieta Bieńkowska sagt: „Den genauen Ort eines Unfalls zu kennen, ist entscheidend für die Rettung von Menschenleben. Mit dem europäischen Satellitennavigationssystem Galileo können die Einsatzteams den Unfall viel genauer lokalisieren.“ Das obligatorische eCall-System sei ein Puzzleteil dafür, wie die Mobilität in Zukunft aussehe, nämlich vernetzt und automatisiert mit emmissionsarmen Autos. „Mit der Einführung machen wir einen wichtigen Schritt für die Einführung von Galileo auf dem Automobilmarkt.“

 

eCall Funktionsweise ADAC
Die Grafik des ADAC verdeutlicht, was im Fall eines Notrufs über den eCall passiert. Bild: ADAC

Auch zum Nachrüsten

Eine Nachrüstung von Gebrauchtwagen ist möglich, aber nicht verpflichtend. Für Autos ohne OBD2-Schnittstelle (verbaut in fast allen Pkw ab Baujahr 1996) gibt es Notruf-Lösungen für den Zigarettenanzünder. Sie verfügen über einen Beschleunigungssensor und melden über das Smartphone einen etwaigen Zwischenfall. In diesem Fall muss die Verbindung mit dem Handy während der Fahrt sichergestellt sein.

Zusätzlich sind sogenannte Dongles für die OBD2-Schnittstelle erhältlich. Sie lesen unfallrelevante Fahrzeugdaten wie Infos zum Gurtstraffer oder zu Airbags aus, verfügen über eine eigene SIM-Karte oder sind ebenfalls via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden. Der Vorteil sind Zusatzfeatures auf Basis weiterer OBD-Daten, die über eine App angezeigt und analysiert werden. Beispiele sind ein elektronisches Fahrtenbuch oder die Anzeige und Aufzeichnung von relevanten Betriebsinformationen wie Kraftstoffverbrauch oder diverse Betriebszustände.

Wer den offiziellen eCall, also das Original, im Auto haben möchte, muss nach Angaben von Pace etwas tiefer in die Tasche greifen. Denn die Technik basiert, wie bereits beschrieben, auf dem Zusammenspiel mehrerer Komponenten, die im Auto installiert werden müssen. Dazu gehören GSM-Antenne, GPS-Empfänger, Steuergerät, Crash-Sensoren, ein Lautsprecher und ein Mikrofon, ein manueller Auslöser, Notstromversorgung, Kontroll-Leuchte und eine Rettungskarte. Diese Elemente werden nicht nur separat verbaut, sondern es müssen auch die entsprechenden Kabelkanäle gezogen werden. Zusätzlich muss eine SIM-Karte angeschafft werden, welche die Abgabe des Notrufs erst ermöglicht.

Notrufe der Hersteller

Wie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) mitteilt, sind auch die Fahrzeughersteller und Versicherer auf den Rettungszug aufgesprungen. Demnach arbeiten sie mit eigenen Notrufzentralen, die die Rettung und bei Bedarf auch die Pannenhilfe organisieren. „Einige Hersteller bieten ihren Kunden schon serienmäßig oder als Option Notrufdienste für Fahrzeuge mit sogenannten „Connected Services“ an. Sie funktionieren ähnlich wie eCall, sind mit dem europäischen Notrufdienst aber nicht kompatibel.“

 

 

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