Kommentar

Wie E-Autos den fairen Wettbewerb beeinflussen

Torsten Schmidt, Chefredakteur der KRAFTHAND

Die Vernetzung der Fahrzeuge erhält mit E-Autos einen Schub. Das bedeutet mehr Kontrolle der Autobauer über den Zustand des Fahrzeugs und jederzeit direkten Zugang zum Halter – egal wie alt der Wagen ist und wohin er verkauft wurde. Das wird den Wettbewerb zu den freien Werkstätten anheizen, meint Chefredakteur Torsten Schmidt.

E-Auto-Boom hin oder her. Werkstätten werden ihr Geld noch lange mit Benzinern und Dieseln verdienen. Richtig ist aber auch: Die Zeit, in der Autos mit elektrischem Antrieb nicht mehr nur vereinzelt auf die Höfe freier Kfz-Betriebe rollen, kommt schnell. Schneller als es vielen vielleicht bewusst ist. Denn vier, fünf oder sechs Jahre gehen flugs vorbei. Hält die steil nach oben zeigende Zulassungsquote für Steckdosenautos weiter an, sind sie in ein paar Jahren keine Exoten mehr. Und wie bei konventionellen Modellen werden auch E-Auto-Fahrer nach preiswerten Alternativen für Wartung, Reifenservice und Bremsenreparatur suchen.

Vor diesem Hintergrund ist es nur zu begrüßen, dass der ZDK seine Bundesfachgruppe Freie Werkstätten neu aufstellt. Dabei ist der neue Vorsitzende Jeffrey Kilian nur eine Personalie. Viel wichtiger ist, dass die ZDK-Abteilung Werkstätten und Technik um zwei Mitarbeiter aufgestockt wird. Weniger, weil es so komplex ist, E-Autos zu warten – das bekommen die Freien auch ganz gut ohne den ZDK hin.

Vielmehr geht es um die Problematik bei anderen Themen. Etwa bei der Vernetzung der Fahrzeuge. Sie wird mit den E-Autos deutlich ausgeprägter sein. Dieser Umstand schreit förmlich nach starker Lobbyarbeit. Denn unmittelbar mit der Vernetzung verknüpft sind noch ungeklärte Fragen für einen standardisierten Zugang zu Telematikdaten oder zu sicherheitsrelevanten Reparatur- und Wartungsinformationen für alle Marktteilnehmer. Hier besteht die nicht zu unterschätzende Gefahr, dass freie Werkstätten ausgebremst werden.

Denn eins ist sicher: Je mehr die Automobilhersteller per Direktvertrieb selbst Autos verkaufen wollen, umso mehr brauchen ihre Vertragspartner andere Möglichkeiten zum Geldverdienen. Und das geht nur über mehr Service und Reparaturen. Das wiederum verschärft die Rangelei um Kunden (älterer Autos), ist aber völlig legitim. Jedenfalls solange die Autobauer ihre Marktmacht (etwa durch diskriminierende Datenzugänge) nicht missbrauchen – was sie tun werden, wenn man sie gewähren lässt.

Verhindern kann das nur die Politik. Dort müssen sich starke Gruppierungen und Verbände, die dem freien Markt zugetan sind, Gehör verschaffen und erklären, was auf dem Spiel steht. Nämlich nichts anderes als ein fairer Wettbewerb.

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