Leserzuschrift zur Bremsprüfstands-Richtlinie

Was uns das Geschäft vermiest

Leserzuschrift von Kfz-Meister Stefan Weiß aus Bad Saulgau zum Editorial in KRAFTHAND-Ausgabe 21/2017 und was er über die Bremsprüfstands-Richtlinie sowie andere Themen denkt

Fahrzeug bei Bremsprüfung
Die Bremsprüfstands-Richtlinie treibt viele Kfz-Betriebe um. Bild: Schmidt


„Welchem Lobbyismus wir diese un­se­lige Bremsprüfstands-Richtline zu verdanken haben, vermag nur wirklich hartnäckiger Journalismus aufzudecken. Man bedenke, alleine die TÜV-Prüfstellen haben rund vierhundert Prüfstände im Schrottcontainer versenkt. Aber besonders lässt die Tatsache aufhorchen, dass teilweise Eichung und Stückprüfung gleichzeitig gefordert werden, was kostet. Die nun scheinbar so wichtige Funkschnittstelle bleibt den Prüfinstitutionen vorbehalten. Sämtliche Mechaniker in Deutschland können aber ohne Weiteres ohne diese auskommen. Allerdings kann keiner in der Werkstatt eine nicht bestandene HU oder den Erfolg der danach vorgenommenen Reparatur mit eigenem Prüfgerät nachvollziehen.

Hauptkritikpunkte bleiben zuletzt, warum Prüfstandshersteller keine Umrüstung anbieten, sowie aus Unternehmersicht das völlige Fehlen einer Rückvergütung durch die jeweils nutzende Prüfinstitution. Gehen wir jetzt noch von einer höchstwahrscheinlichen AfA über mindestens zwölf Jahre aus, weil der Prüfstand ja fest im Gebäude verbaut ist, haben wir alles beisammen, was uns das Geschäft vermiest.

Dürften Kfz-Betriebe an diesen technisch anscheinend so wichtigen Neuerungen auch finanziell partizipieren, würden die meisten Werkstattbetreiber begeistert statt ablehnend reagieren. Anstatt die Betrüger im Abgasskandal härter abzustrafen, schreibt man den Werkstätten nun neue Messgeräte vor. Vergessen wurde allerdings, dass beim Gasstoß die Abgasrückführung sicher nicht funktioniert, und man stelle sich vor, dass die manipulierten Stickoxide gar nicht gemessen werden können, derentwegen man das ganze Spektakel jetzt, zur Rettung der Menschheit, benötigt.

Viele unserer Kunden fahren Dieselautos, weil sie nur auf diesem Weg die gestiegenen Kraftstoffpreise schultern können. Die meisten Fahrzeuge unserer Privatkunden benötigen im Jahr etwa so viel Diesel wie ein Fernlaster während einer einzigen Doppelschicht, nämlich etwa 600 bis 800 Liter wenn man von etwa 6 l/100 km ausgeht. Betrachtet man womit unsere Straßen und Fernstraßen verstopft sind, kann man daraus durchaus Schlüsse ziehen.

‚Mit Maß und Ziel’ scheint ein Satz aus einer fernen Galaxie zu sein. Dann würde Nutzen für die Endkunden und Geschäftssinn sich die Waage halten. Zudem wäre es viel leichter für einen Handwerksbetrieb einen Nachfolger zu finden, was nicht zuletzt wegen vieler Vorschriften immer schwieriger wird. Ein Zimmermann baut eben lieber Häuser, als Paragrafen zu wälzen oder sich wegen vermeintlicher Nichteinhaltung vor Gericht ziehen zu lassen. Was bei den Fahrzeugherstellern eher nicht der Fall zu sein scheint, jedenfalls nicht in Deutschland. Der Abgasskandal lässt grüßen …

 

 

Schreiben Sie den ersten Kommentar

Kommentieren Sie als Gast oder melden Sie sich mit Ihrem Krafthand Medien Benutzerkonto an.
Erforderliche Felder sind mit * markiert