Kommentar

Was Markenbetrieben fehlt

Krafthand-Chefredakteur Torsten Schmidt

„Auch wenn der Weg in die Zukunft kein Spaziergang wird: Freie Kfz-Betriebe haben trotz der teils von OEMs verursachten Nachteile im Vergleich zu Markenwerkstätten genug Trümpfe in der Hand, um ihre Existenz zu sichern.“ Warum das Chefredakteur Torsten Schmidt so sieht, erklärt er in seinem Kommentar.

Viele Inhaber freier Werkstätten treibt die Sorge um, von den Markenkollegen abgehängt zu werden, weil die Fahrzeughersteller es dem freien Markt immer schwerer machen. Beispiele dafür gibt es genug: Security Gateway, FAS-Kalibrierung, Datenzugang oder Anlernen von AHK. Hinzu kommt, dass das Autofahren immer teurer wird, was viele Menschen zum Sparen zwingt.

Andererseits berichten derzeit viele Chefs freier Betriebe, dass sie alle Hände voll zu tun haben. Manche – wie zwei Leserzuschriften (hier und hier) zeigen – würden gar Aufträge über Reparaturen bekommen, die hierzulande lange out waren. Trotzdem ist es kein Widerspruch, wenn so mancher Unternehmer dennoch pessimistisch in die Zukunft schaut. Schließlich lassen sich die aufgebauten Hürden seitens der Autobauer ungeachtet der positiven Momentaufnahme nicht leugnen.

Gleichzeitig offenbart die derzeitige Situation die Stärken der Freien und die Schwächen zwar nicht aller, aber sicher vieler Autohäuser: Während die einen flexibel sind und im Sinn ihrer Kunden zeitwertgerecht reparieren, kämpfen Markenbetriebe mit den Umstrukturierungen im (wegbrechenden) Handelsgeschäft und schaffen es trotz massiver Bemühungen nach wie vor oft nicht, Kunden mit älteren Autos, an denen lukrative Reparaturen anfallen, zu halten.

Nicht nur, weil sie einen (teils erheblich) höheren Stundensatz berechnen. Sondern auch, weil sie an den festgefahrenen Reparaturschemata festhalten müssen. Doch könnten sie auch gar nicht anders, denn ihnen fehlt das Aftermarket-Know-how – etwa um auf günstige und trotzdem qualitativ vertretbare Ersatzteile für die Reparatur an beispielsweise über zehn Jahre alten Autos zurückzugreifen. Ihnen fehlt es auch an Kundennähe aufgrund der oft zementierten Glaspalaststruktur, in der Kunde und Werkstattmeister gar nicht erst zusammenkommen, etwa um über alternative Reparaturmethoden mit deren Vor- und Nachteilen zu sprechen. Dann wird eben auch für eine alte Karre ein teures Originalteil angeboten. Nach dem Motto: friss oder stirb.

Und solange das so ist, haben die Freien gute Chancen zu überleben. Und schließlich haben sie immer noch die Möglichkeit, für die Arbeiten, die sie nicht selbst erledigen können, eine Markenwerkstatt einzuspannen. Gute Gründe also, um die Sorgenfalten auch mal zu entspannen.

Schreiben Sie den ersten Kommentar

Kommentieren Sie als Gast oder melden Sie sich mit Ihrem Krafthand Medien Benutzerkonto an.
Erforderliche Felder sind mit * markiert