IAA 2019

Messerundgang IAA 2019 – war es der letzte?

Was war sie doch früher für eine Legende, die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main. Neben dem Genfer Automobil Salon, der Detroit Auto Show oder der Tokio Motor Show die Automesse schlechthin – über Jahrzehnte hinweg sogar die wichtigste. Doch auch diese Legende scheint ihr Ende zu finden.

Messehalle IAA 2019 in Frankfurt
Dieses Jahr kamen deutlich weniger Besucher zur IAA nach Frankfurt. Gleichzeitig fehlten zahlreiche renommierte Namenin der Ausstellerliste. Insgesamteine enttäuschende Show. Bild: VDA

Nach Frankfurt zur IAA, da wollte man nicht nur als Lehrling hin, die neuesten Autos sehen und sich einmal in den Traum-Sportwagen setzen – Auto leben einfach. Doch das ist lange her, nun steht die gute alte IAA wohl am Scheideweg. Zwei Tage waren wir dort. Leider war die Messe nur ein Schatten ihrer selbst, die Stimmung extrem gedämpft. Viele renommierte Aussteller fehlten und die, die da waren, fuhren Großteils auf Sparflamme.

2017 waren noch über 50 Pkw-Marken vertreten, darunter die größten Automobilhersteller aus Europa, Asien und den USA. Doch von den Amerikanern fehlte dieses Jahr jede Spur und bei den Asiaten muss man unterscheiden. Von den Big Playern aus Japan kam lediglich Honda nach Frankfurt. Toyota und Co. suchte man vergebens. Koreaner und Chinesen fanden sich zwar ein, jedoch auch hier war der Auftritt eher sparsam. Italien und Frankreich stellten ebenfalls nicht aus, also weder „grande emmozione“ noch „vive la vie“. Auch die Besucher blieben dem einstigen Publikumsmagneten fern: etwa 30 Prozent weniger als vor zwei Jahren pilgerten an den Main. Von den 810.000 der IAA 2017 war man also weit entfernt.

War es das?

Einige Insider mutmaßten sogar, in zwei Jahren gäbe es keine IAA mehr. Nun, ob das wirklich so eintritt, lässt sich nicht seriös sagen. Aber Fakt ist: Bleiben noch mehr OEMs weg oder sparen weiter an ihren Ständen, macht es für Autofans keinen Sinn mehr, die schon heute überteuerte Veranstaltung zu besuchen. Natürlich war die Mercedes-Halle noch immer beeindruckend, doch wer 2017 da war, stellte schnell fest, dass hier zwei Stockwerke fehlten. BMW hatte die Halle  11 auch nicht mehr für sich alleine. Jaguar, Mini, Hyundai und sogar Opel waren noch mit drin, wobei der Opel-Stand eher wie ein mittelgroßes Autohaus der Neufranzosen daherkam. Das Ganze erinnerte eher an die Vorstellung des neuen Corsa beim örtlichen Vertragshändler – es fehlten nur Hähnchenwagen und Blasmusik.

E-Antrieb für alle

Bei Volkswagen herrschte vor allem ein Thema vor: ID. Elektro so weit das Auge reicht. Was man allerdings vergeblich suchte, war der jüngste Spross des jahrzehntelangen Goldkinds Golf. Der 8er ward nicht gesehen, dafür elektrische und sinnbefreite Buggies, die auch gut 55  Jahre nach ihrer Erfindung auf Käferbasis wenig Sinn zu machen scheinen. Der ID.3, der irgendwie den gesamten Stand dominierte, ist jedoch ein richtig gut gemachtes Elektroauto.

Audi scheint nur noch in S- und RS-Ligen zu schweben. Suchte man einen „normalen“ A4 oder A6, fand man ihn leicht abseits in einer Ecke. Probesitzen konnte man zwar, aber dafür waren einfach zu wenige Fahrzeuge vorhanden.

Für die Publikumstage waren dann jede Menge Demonstrationen verschiedenster Protestgruppen geplant, die der Veranstaltung wohl eine unangenehme Würze geben werden. Schade, denn bei aller Umweltliebe und der Notwendigkeit, sie zu schützen, sollte man doch die Realität im Auge behalten, selbst wenn es gerade in ist, alles was mit Verbrennungsmotoren fährt zu verteufeln.

Einen Aufreger für die Branche selbst produzierte Jack Wey. Den kennen Sie nicht? So ging es wohl einem Großteil der anwesenden schreibenden Zunft. Jack Wey ist der Gründer von Wey. Das sagt Ihnen immer noch nichts? Wey ist ein chinesischer SUV-Hersteller. Eigenen Angaben zufolge Chinas größter SUV-Hersteller. In dieser Funktion gab Jack Wey zur Präsentation seines neuesten Concept Cars eine vielbeachtete Pressekonferenz. Auf Mandarin! Komplett ohne Übersetzung, weder ins Englische noch ins Deutsche. Viele Kollegen meinten, das zeige, wohin der Weg der Branche gehe. Man kann das als eine Kampfansage verstehen. Dass das vorgestellte Fahrzeug nicht nur ganz ansehnlich gebaut und designt war, sondern tatsächlich eines der Highlights der ansonsten recht faden Messe war, ging dabei beinahe unter. Auch von den neuen Serienfahrzeugen der Chinesen, dem VV7 und dem VV7 GT-Pro konnte man recht angetan sein.

Nur ein Hersteller zeigte Mut zur Tradition. Lamborghini. Der enthüllte Siàn FKP 37 wird von einem Zwölfzylinder mit 800  PS befeuert und bekommt – sozusagen als kleine grüne Draufgabe – einen 34  PS starken Elektroantrieb dazu, der seinen Strom aus einem Superkondensator bezieht. Das FKP 37 steht für den kürzlich verstorbenen ehemaligen Konzernchef Ferdinand Karl Piëch. Auf einer IAA, auf der zum Beispiel Mercedes salopp ausgedrückt von der A-Klasse bis zum Maybach alles elektrifiziert und zwanghaft auf umweltschonend trimmte, ein schöner und wohltuender Farbklecks.

Abschließend kann man nur hoffen, die gute alte Dame IAA erholt sich und schafft den Neuanfang, die OEMs kommen zurück und es wird dem Besucher für sein Geld etwas geboten. Denn sonst ist es bald vorbei, sowohl mit der glorreichen Vergangenheit als auch mit einer eventuell rosigen Zukunft, denn fällt die IAA einmal aus, wird sie wohl nie wieder stattfinden. Und ob das Branche und Publikum wirklich so wollen?

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