Kommentar zu Autobauern und Umweltaktivisten

Sägen am Ast

KRAFTHAND-Chefredakteur über die Bredouille in der sich die hiesige Autoindustrie befindet und über Umweltaktivisten, denen es schon lange nicht mehr nur um SUVs geht, sondern um den Kampf gegen das Auto an sich.

Torsten Schmidt, Chefredakteur der KRAFTHAND: "Teils haben Werkstättennoch gar nichts von der Akkreditierungspflicht für die AU gehört. Umso besser, dass das Verfahren jetzt quasi feststeht und die Verunsicherung schwindet."

Es ist schon bemerkenswert, in welcher Bredouille sich die hiesige Autoindustrie befindet, wo Deutschland als Autonation doch sehr gut davon lebt. Natürlich liegt es hauptsächlich am eigenen Versagen – nicht nur wegen des Dieselskandals und des anschließend teils unsäglichen Verhaltens der Autobauer. Zusätzlich war man jahrelang genau nicht das, was heute viele zurecht fordern: technologieoffen. Viel zu lange glaubten die Automanager hierzulande: Der Diesel wird’s schon richten.

Doch so gekommen ist es nicht. Obwohl gerade die Euro-6-Diesel nachweislich sauber sind, scheint diese Technologie als Pkw-Antrieb am Anfang vom Ende zu stehen. Und das auch wieder, weil weder bei Politik noch den Autobauern jene Technologieoffenheit bezüglichOtto- und Dieselmotor besteht. VW und Mercedes-Benz haben bereits entschieden, die Entwicklung am Verbrenner/Diesel (mittelfristig) auszusetzen. Man trägt quasi selbst zum K.O. dieser Antriebe bei.

Offenbar ist diese Selbstgeiselung der Autoindustrie noch nicht genug. Inzwischen sieht es nämlich so aus, dass bei (einem Teil der) Umweltaktivisten das Auto als solches zur Disposition steht. Heute sind es die SUVs, morgen die Familienvans. Und übermorgen? Die individuelle Mobilität und damit die Freiheit an sich? Denn zur Wahrheit gehört: Ein komplett sauberes Auto – egal mit welchem Antrieb – gibt es nicht und wird es nie geben.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich halte es durchaus für legitim, ja sogar sinnvoll, den Verbrenner in Frage zu stellen, den E-Antrieb zu favorisieren und den Sinn von SUVs zu hinterfragen. Nicht legitim aber ist, einen tragischen Unfall – bei dem vier Menschen durch einen SUV zu Tode kamen – für ein (angeblich) vom Umweltgedanken getriebenes SUV-Bashing zu instrumentalisieren. Ich nenne das nicht nur unredlich, für mich ist es auch pietätlos den Opfern gegenüber.

Aber daran zeigt sich die inzwischen ziemlich unsachliche Diskussion rund ums Autos. Geht es überhaupt noch um das beste Antriebskonzept? Oder wird mittlerweile „ein Feldzug gegen alle Autos“ geführt, wie es Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger in einem Handelsblatt-Interview angesichts von Protesten von Greenpeace & Co.zur IAA treffend beschreibt. Deshalb halte ich es mit Dulger, der sich vor allem auch schockiert darüber zeigt, „dass in einer Automobilnation wie Deutschland gegen das Auto an sich demonstriert wird“.

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