Gastbeitrag

Die EU ist wichtig für das Kfz-Gewerbe

Flagge Kfz-Gewerbe Europa
Bild: Fotolia

Als ein drittes Beispiel sei der Designschutz für sichtbare Kfz-Ersatzteile aufgeführt – beziehungsweise wohl besser dessen Abschaffung, zumindest aus Sicht der Unternehmen des freien Marktes, von Verbraucherschützern und Automobilclubs sowie Versicherern. Hier lässt sich so gut wie kaum sonst die in der Vergangenheit und hoffentlich weiterhin in der Zukunft ausgeprägte Tendenz der EU-Kommission und auch weiter Teile des EU-Parlaments darstellen, für die Interessen der Verbraucher und für fairen Wettbewerb einzutreten. Während in vielen Hauptstädten Europas – wie selbst politische Entscheidungsträger bisweilen unumwunden zugeben – vor allem Industriepolitik gemacht wird, sehen sich Parlament und Kommission nicht nur in politischen Sonntagsreden als Anwalt der Verbraucher und des Mittelstands, sondern zumeist auch in ihrer alltäglichen Arbeit.

Europa ist nicht zuletzt das Versprechen dafür, dass sich die Mitgliedstaaten und die dort aktiven Unternehmen in der globalisierten Welt behaupten.

Die Initiative zur Liberalisierung des Marktes für sichtbare Kfz-Ersatzteile wie Motorhauben, Kotflügel, Außenspiegel, Scheiben, Scheinwerfer und Rückleuchten (am Umsatz gemessen immerhin rund 25 % des Ersatz- und Verschleißteilemarktes) wurde von der EU-Kommission in den Gesetzgebungsprozess eingebracht, vom EU-Parlament gestützt und letztlich erst im EU-Ministerrat von einer drohenden Sperrminorität u.a. durch Frankreich und Deutschland gestoppt. Eben jenem Gremium also, das von den nationalen Regierungen gebildet wird. Hier hielt man es aus industriepolitischen Gründen offenbar für wichtiger, den Autobauern gewinnbringende Monopole zu sichern als etwas für die heimischen kleinen und mittelständischen Unternehmen im Kfz-Aftermarket und die vielen Millionen Autofahrer zu tun.

Grund des Scheiterns in diesem Fall war also nicht ein zu viel Europa“, sondern eher ein zu wenig Europa“, welches den Nationalstaaten als Verteidiger durchschaubarer Partikularinteressen noch zu viel Macht einräumt. Forderungen nach Abschaffung des in Deutschland immer noch de jure bestehenden teuren Monopols der Fahrzeughersteller bei Karosserie- und karosserieintegrierten Ersatzteilen möge man daher bitte nicht nur an die EU richten, sondern – gerade angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl – an den jeweiligen Abgeordneten seines Wahlkreises.

Schon anhand dieser drei aufgeführten Themen kann man zeigen, dass Europa speziell für einen Wirtschaftssektor auch Gutes bringen kann – ungeachtet aller notwendigen Reformen. Auf der Grundlage dieser für Angehörige und Vertreter der Branche sachlich greifbaren und täglich erfahrbaren Beispiele (die sich natürlich auch in vielen anderen Bereichen finden lassen), lässt sich argumentativ aufbauen und lassen sich letztlich auch weitere Aspekte über rein merkantile hinaus anführen: So ist Europa natürlich nicht zuletzt das Versprechen dafür, dass sich die Mitgliedstaaten und die dort aktiven Unternehmen in der globalisierten Welt behaupten und ihre Bürger basierend auf einem gemeinsamen Wertekanon in Frieden und Freiheit leben können.

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