Zeit zum Nachrüsten

Kerstin Thiele, Redakteurin der KRAFTHAND

es ist keine Überraschung, dass das Bundesverwaltungsgericht Leipzig der Klage der Deutschen Umwelthilfe stattgegeben hat. Es geht bekanntlich darum, endlich die Stickoxidbelastung in der Luft in den Griff zu bekommen. Dass etwas passieren musste, hat sich schon lange abgezeichnet. Im Grunde seit den 80er Jahren. Ja,  damals wurde der Diesel in Sachen CO und CO2 als schadstoffarm eingestuft, aufgrund seines geringen Verbrauchs.

Doch mal ehrlich: Es hat nicht lange gedauert, bis der Rußanteil in die Kritik geraten ist. Später stand der hohe Schwefelgehalt im Fokus, ein Grund für den sogenannten sauren Regen. Also erst Ruß, dann Schwefel, jetzt Stickoxide. Tatsächlich war der Selbstzünder nie so sauber, wie von Industrieseite propagiert. Und das war den Verantwortlichen seit Jahrzehnten bekannt. Deshalb kommen die manipulierten Abgaswerte auch nicht von ungefähr. Zu verurteilen sind sie allemal und deshalb müssen die Hersteller dafür geradestehen.

Allerdings ist es nicht nur die Schummelsoftware diverser Hersteller, die für dicke Luft sorgt. Fakt ist auch: Für Stickoxide gibt es wie für Feinstaub europaweit gesetzliche Grenzwerte. Festgelegt im Jahr 2008! Doch diese Vorgaben werden in Düsseldorf und Stuttgart seit Jahren überschritten. Und eben nicht nur dort. Während Software-Updates die NOx-Belastung lediglich um rund 25 bis 30 Prozent verringern würden, sprechen Experten vom ZDK, aber auch der ADAC bei Hardware-Nachrüstungen von bis zu 70 Prozent Verbesserung.

Allerhöchste Zeit also, um jetzt und nachhaltig zu handeln. Nicht nur, um eine drohende Klage aus Brüssel zu verhindern. Auch mit Blick auf unsere Branche setzt die immer weiter schwelende Dieselkrise dem Autohandel immens zu. Zu immer längeren Standzeiten für Diesel kommt der zunehmende Wertverlust für gebrauchte Diesel. Gleichzeitig zündet die Umtausch prämie nicht ausreichend.

Politik und die Autohersteller müssen jetzt schnell den Weg frei machen für Hardware-Nachrüstungen für die mehr als fünf Millionen Euro-5-Diesel. So, wie es auch der ZDK fordert. Wir stehen bereit“, hat Verbandspräsident Jürgen Karpinski kürzlich in Berlin betont und den 37.000 Kfz-Betrieben in Deutschland damit wohl aus dem Herzen gesprochen – zu Recht unbeeindruckt von den Äußerungen des Daimler-Chefs, der den Werkstätten die Kompetenz zum Nachrüsten NOx-reduzierender Technik allen Ernstes abgesprochen hatte.

Nicht nur, dass die Haltung Dieter Zetsches respektlos gegenüber Werkstätten ist. Es fehlt an Verantwortungsbewusstsein. Verant wor tung für die Umwelt, für die Gesundheit und nicht zuletzt für die vielen betroffenen Fahrzeugbesitzer und Händler, die aufgrund der nicht endenden Dieseldebatte Wertverluste hinnehmen müssen.

kerstin.thiele@krafthand.de

 

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