Kommentar

Wie negative Kommunikation über E-Autos dem Geschäft schadet

„Freie sollten auf der Hut sein, sich nicht den Ruf einzuhandeln, in Sachen E-Mobilität weniger Kompetenz zu haben.“ Warum Krafthand-Chefredakteur Torsten Schmidt diese Gefahr sieht, findet sich in seinem Kommentar.

Torsten Schmidt, Chefredakteur

Kürzlich verfolgte ich einen Vortrag mit relevanten Zahlen zum Servicegeschäft aus der jährlichen Marktforschung zum DAT-Report, also der Befragung von Autofahrern. Darin ging es etwa um die nach wie vor hohe Werkstatttreue, wie viel im Schnitt Pkw-Halter jährlich für Wartungen (389 €) und Reparaturen (184 €) ausgeben oder darum, wie viele ihr Auto stets in einwandfreiem Zustand haben wollen. Immerhin sind das 91 Prozent der Befragten und 73 Prozent schieben Wartungen und Reparaturen deshalb auch nicht auf.

Neben solchen fürs Servicegeschäft erfreulichen Faktoren hatte der DAT-Sprecher aber eine Botschaft, die mich nachdenklich stimmte – in Hinblick auf freie Werkstätten: So würden die Marktforscher beobachten, dass Besitzer von E-Autos Markenwerkstätten im Schnitt länger treu blieben als jene mit konventionellen Autos. Warum? Klar, die achtjährigen Garantien auf HV-Batterien hemmen die Abwanderung in den freien Markt. Außerdem sind E-Autos meist als Firmen- und Dienstwagen unterwegs und in Privatbesitz oft geleast, sodass der Weg in den Markenbetrieb vorgezeichnet ist.

„Freie sollten auf der Hut sein, sich nicht den Ruf einzuhandeln, in Sachen E-Mobilität weniger Kompetenz zu haben.“ Das liegt viel an ihrer Kommunikation über E-Mobilität. Zum Glück ist inzwischen die Neugier auf die Stromer größer als die teils drastische Ablehnung.“

Ich frage mich aber, ob den Freien in Sachen E-Mobilität vielleicht auch weniger Kompetenz zugesprochen wird. Wundern würde es mich nicht, schließlich haben viele Kfz-Profis E-Autos lange Zeit skeptisch beäugt, teils sogar mit unverhohlener Verachtung kommentiert. Wer hat von Berufskollegen nicht schon Sprüche gehört wie „von E-Autos halte ich gar nichts“ oder „Bleib mir weg mit dem Elektroschrott“? Für mich absolut unverständlich. Wo bleibt da die Neugier an der neuen und irgendwann auch zu reparierenden Technologie? Eine solche Haltung entspricht doch nicht unserem Berufsbild, für das technischer Wandel schon immer zum Alltag gehörte.

Natürlich kann und muss man bestimmte Aspekte an E-Autos kritisch sehen. Dringen allerdings solche Äußerungen womöglich noch im abfälligen Ton an Kundenohren, kann sich das übel rächen. Schließlich könnte jeder Kunde potenziell auf einen Stromer wechseln. Und was dann? Warum sollte er mit seinem E-Auto in einen Kfz-Betrieb gehen, von dem er weiß, dass diese Technologie dort abgelehnt wird?

Vor diesem Hintergrund sollten sich Kfz-Profis in freien Werkstätten gut überlegen, wie sie über E-Autos reden, an deren Reparatur sie mittelfristig kaum mehr vorbeikommen. Von daher wäre es verheerend, würden sich Freie unnötig den Ruf einhandeln, sie hätten bei elektrogetriebenen Autos weniger Kompetenz.

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