Kommentar über den Hickhack um die AU-Partikelzählung

Partikelmessung – ein Trauerspiel

Beim Thema Partikelzählung ist der Frust der Werkstätten über den Verordnungsgeber groß. Obwohl diese Reaktion nachvollziebar ist, gibt Chefredakteur Torsten Schmidt auch zu bedenken, dass vieles komplexer ist als es scheint und Reflexe wie „dieser Staat ist nur noch lächerlich“ zu kurz greifen.

Chefredakteur Torsten Schmidt. Bild: Krafthand

„Ich fasse es nicht. Ich habe – wie schon beim Bremsenprüfstand und Scheinwerfer-Einstellplatz – frühzeitig bestellt und diesmal sogar per Vorkasse bezahlt und bin wieder der Depp. Langsam reicht‘s. Dieser Staat ist nur noch lächerlich. …“ Mit diesen Worten macht sich ein Kfz-Profi auf dem Krafthand-Facebook-Kanal Luft über das Aussetzen der AU-Partikelmessung, womit die erst kürzlich ins Spiel gebrachte Übergangslösung hinfällig ist.

Der Krafthand-Leser bringt auf den Punkt, was viele denken: „Funktioniert in diesem Land überhaupt noch was?“ Argumentiert man populistisch, ist es leicht, allen Frust beim Verordnungsgeber abzuladen. Zumal die staatlichen Stellen lange nicht in die Pötte kamen, um etwa Eckpunkte für Messgerätespezifikationen festzulegen. Das Ende vom Lied war die Verschiebung der schon für 2021 angedachten Partikelzählung auf 2023. Den Geräteherstellern sollte das mehr Zeit für die Entwicklung und Produktion verschaffen. Wie wir nun wissen, reichte
es nicht.

Dabei liegt der Schwarze Peter inzwischen nicht mehr (nur) beim Verordnungsgeber. Vielmehr werden mittlerweile Ursachen als Begründung für die Verschiebung genannt, die derzeit nahezu für alles herhalten müssen. Es hakt allerdings nicht nur an Lieferketten oder fehlenden Bauteilen, sondern ebenso an der Baumusterprüfung, welche die anscheinend nicht allzu fix arbeitende Physikalisch Technische Bundesanstalt erteilt und die für das Gros der Partikelzähler noch nicht vorliegt. Auch das ist ein Hindernis für die Hersteller, ihre Geräteproduktion hochzufahren.

Vieles ist also komplexer als es scheint und Reflexe wie „dieser Staat ist nur noch lächerlich“ greifen zu kurz. Denn sie sind teils die Reaktion auf Verwirrung und Frust, die auch auf übereilten Expertenaussagen basieren. Im Fall der Partikelmessung wäre es jedenfalls besser gewesen, wenn niemand eine mögliche Übergangsregelung kommentiert hätte. Nicht umsonst äußerten sich weder das Verkehrsministerium noch Sachverständigenorganisationen offiziell dazu. Denn das endgültige Abnicken durch die gesetzgebenden Gremien ist eben nicht immer
nur Formsache.

Am Ende führt das ganze Hickhack, für das es also verschiedene Verantwortliche gibt, dazu, dass sich immer mehr Werkstätten veralbert vorkommen und aus einer kontraproduktiven Stimmung heraus nun die Partikelzählung womöglich noch mehr in Frage stellen.

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