Kommentar

Werkstattkonzepte ohne Konzept?

In ihrer heutigen Form sind viele Werkstattkonzepte nett, aber nicht wirklich notwendig. Für zukünftige Herausforderungen könnte sich das ändern, wenn sie endlich größere Stützen für ihre Werkstattpartner werden. Was dazu gehört, erklärt Chefredakteur Torsten Schmidt in seinem Kommentar, in dem er sich auch über Bosch wundert, die auf konkrete Fragen wenig eindeutige Antworten haben.

Torsten Schmidt, Chefredakteur der Krafthand: „Freie Werkstätten würden angesichts der (teils verwaltungsintensiven) künftigen Herausforderungen mehr denn je einen starken Partner an ihrer Seite benötigen. Full-Service-Werkstattkonzepte sollten diese Stütze sein. Doch selbst wenn der Wille in den Systemzentralen da ist, haben viele mit ihren Konzeptideen noch deutlich Luft nach oben.“

Viele Full-Service-Werkstattkonzepte haben sich auf die Fahne geschrieben, ihre Partnerbetriebe für künftige Herausforderungen fit zu machen. So wichtig dieses Anliegen ist: Voraussetzung ist, dass die Konzepte selbst auf dem richtigen Weg sind. Doch was sie heute bieten – Hilfe beim Marketing, CI, technischen Support etc. –, genügt nicht mehr.

Vielmehr müssen wertvolle Werkstattkonzepte zentral gemanagte Datenzugänge zu vernetzten Fahrzeugen zur Verfügung stellen und einen Service für digitale Einträge in die Wartungshistorie organisieren. Zur Existenzsicherung von freien Kfz-Betrieben trägt außerdem der Zugang zur Wartung von Leasingflotten bei. Und es braucht endlich konkrete Ideen und Angebote für neue (digitale) Geschäftsfelder, von denen immer so viel die Rede ist.

Die Verantwortlichen des Bosch Car Service jedenfalls sprechen nun davon, ihr Werkstattkonzept auf ein neues Level heben zu wollen. Allerdings regt sich darüber bei Teilen der Partner Widerstand, wie der Beitrag „Bei Bosch-Partnern brodelts“ zeigt. Ob der Unmut berechtigt ist oder von einer natürlichen Abwehrhaltung gegen Veränderungen gespeist wird, lässt sich schwer beurteilen. Allerdings verwundert es schon, dass die Stuttgarter auf viele Fragen von Krafthand zwar wortreich, aber eher unkonkret antworten – etwa wenn es um die Kosten für eine neue und verpflichtende Software geht oder ob es stimmt, dass Bosch-Partner Teile ausschließlich über ebendiese bestellen dürfen.

Natürlich muss ein Werkstattkonzept seinen Partnern mehr Standards abverlangen, um die genannten Aufgaben erfüllen zu können. Wie soll es sonst möglich sein, zentral organisierte Dienste zu etablieren oder Flottenbetreiber und neue OEMs auf dem deutschen Markt, die keine eigene Serviceorganisation aufbauen wollen, als Kunden zu gewinnen? Nicht umsonst betont Bosch auf Seite 46 sinngemäß, dass man nur tut, was in Markenorganisationen gang und gäbe ist.

Vergessen werden darf aber nicht, dass Bosch-Produkte – anders als die von OEMs – für jeden Betrieb und über alle möglichen Kanäle verfügbar sind. Somit genießen Servicepartner in kaum einem Bereich Exklusivität, außer dass sie das Markenlogo anbringen dürfen. Deshalb: Macht ein Konzeptgeber – egal welcher – seinen Partnern bestimmte Auflagen zur Bedingung, muss er mehr bieten als Versprechen in die Zukunft. Überzeugen kann er nur mit wirklich Greifbarem.

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