Kommentar zur Lage des Kfz-Gewerbes

Nicht die schlechtesten Aussichten

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise werden immer spürbarer. Und dennoch meint KRAFTHAND-Chefredakteur Torsten Schmidt, dass bei all den aktuellen Problemen für den freien Reparaturmarkt im Vergleich zu anderen Branchen weniger Grund zur Klage gibt. Auch weil der freie Reparaturmarkt nach der Finanzkrise bewiesen hat, wie er gestärkt aus schwierigen Zeiten herauskommt.

Torsten Schmidt, Chefredakteur der KRAFTHAND.

Jeder kennt das sprichwörtlich reinigende Gewitter. Und so wie auf Blitz, Donner und Regen eine wunderbar frische Luft folgt, können auch Streit oder Krisen dazu dienen, Unstimmigkeiten oder Fehlentwicklungen zu bereinigen. Bezogen auf die Wirtschaft heißt das nichts anderes, als dass (schwache, oft schon angeschlagene) Unternehmen pleite gehen. So wie es gerade aufgrund der Coronakrise passiert.

Doch während einige aktuell insolvent gegangene Player der Kfz-Zulieferer- und -Ausrüsterbranche (z. B. der Batteriehersteller Moll und der Hebebühnenbauer Nußbaum) sicher schon vorher ernsthafte Probleme hatten, bangen nun auch Firmen um ihre Existenz, die vorher gesund und weit davon entfernt waren. So zwingt auch sie das Virus auf die Intensivstation und an den finanziellen Tropf.

Gleiches trifft auf Autohäuser zu, die von den Coronamaßnahmen hart getroffen wurden. Aber auch Werkstätten, die ihren Betrieb zwar aufrecht erhalten durften, sind nicht ungeschoren durch die Krise gekommen. Beispielsweise klagen viele über Einbrüche im saisonalen Reifengeschäft. Und dennoch: Zahlreiche Branchenkenner gehen davon aus, dass gerade der freie Reparaturmarkt vergleichsweise gut davonkommt.

So spricht Frank Schöller im Interview in der KRAFTHAND-Ausgabe 9/2020 etwa davon, dass „wir mit einem dicken blauen Auge durch die Krise“ kommen. Zwar bezieht sich der Stahlgruber-Geschäftsführer damit auf sein Unternehmen, meint aber wohl auch die Tatsache, dass Wirtschaftskrisen immer mit einer Kaufzurückhaltung, auch bei neuen Autos, einhergehen. Folglich fahren künftig mehr ältere Fahrzeuge auf unseren Straßen. Damit wächst automatisch der Reparaturbedarf, von dem zum Großteil die Freien profitieren.

Und das sind dann, bei allen derzeitigen Problemen, wirklich nicht die schlechtesten Aussichten für den Aftermarket. Denn selbst, wenn wie vor gut zehn Jahren in der Finanzkrise eine Abwrack- oder wie auch sonst ausgestaltete Prämie zum Kaufanreiz für neue Autos kommt (und ich glaube, dass diese kommt und das wäre den Autohäusern auch zu wünschen), wurde auf mittelfristige Sicht der freie Reparaturmarkt dadurch nicht ausgebremst.

 

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