Formula Student Germany: Wettkampf um die automobile Zukunft

Ständig gefordert: Zwischen den einzelnen Qualifizierungen der Formula Student Germany wurde in der Boxengasse des ‚Green-Teams’ der Universität Stuttgart immer wieder am Rennwagen ‚gefeilt’. Bild: Lässer

Kürzlich fand am Hockenheimring der internationale Konstruktionswettbewerb Formula Student Germany 2011 statt. Der vom Verband Deutscher Ingenieure (VDI) und dem Verein Formula Student Germany zum sechsten Mal ausgerichtete Wettbewerb bietet künftigen Ingenieuren eine ideale Plattform, um ihr Können an Konzeption und Konstruktion sowie am Bau eines Rennwagens zu erproben.

Das Ergebnis ist der Prototyp eines Rennwagens, der in der Praxis von ambitionierten Wochenendrennfahrern gefahren werden könnte. Aber nicht wird, weil die Hochschulteams die Boliden ausschließlich für Formula Student-Rennen entwickeln.

Bei der Formula Student Germany gewinnt nicht einfach das Team mit dem schnellsten Auto, sondern mit dem besten Gesamtpaket. Es besteht einerseits aus der Präsentation der Konstruktion, des Kosten- und Businessplans und andererseits aus der Performance auf der Rennstrecke, die nach Handling- und Beschleunigungseigenschaften sowie der Dauerbelastung auf 22 km Rennstrecke bewertet wird. Bei letzterer geht es um die gesamte Fahrdynamik inklusive Energie- bzw. Kraftstoffverbrauch. Eine international zusammengesetzte Jury aus Motorsport, Automobil- und Zulieferindustrie vergibt maximal 1.000 Punkte für das Gesamtpaket.

Der akute Ingenieurmangel in Deutschland begründet das große Interesse namhafter Automobilhersteller und Zulieferer an der Formula Student Germany. Die Unternehmen sponsern den internationalen Wettbewerb am Hockenheimring sowie einzelne Rennteams, können aber zugleich künftige Mitarbeiter rekrutieren. Der Wuppertaler Werkzeugspezialist Stahlwille beispielsweise fördert 66 deutsche Hochschulteams mit einer kompletten Werkstattausrüstung und strapazierfähigen Overalls. Edward Eichstetter, Kapitän des ‚Green-Teams‘ der Universität Stuttgart, weiß seinen Rennwagen mit diesem Werkzeug auf der sicheren Seite: „Es ist zuverlässig und lange einsetzbar, sodass wir es immer bei uns führen – bei der Montage, bei Testfahrten und den Rennen.“

Die weltweite Suche nach ressourcenschonenden Technologien brachte 2010 eine neue Dynamik ins Formula-Student-Geschehen. Erstmals traten am Hockenheimring 28 Rennteams mit Elektrofahrzeugen an – neben 75 Teams mit Verbrennungsmotoren. Beide Sparten müssen die gleichen Tests durchlaufen, werden aber getrennt bewertet.

Das 2010 zum Champion im E-Bereich gekürte ‚Green-Team’ Stuttgart trat in diesem Jahr mit der Startnummer E1 an. Aufgrund eines Problems an der Pedalerie verlor das Stuttgarter Team kostbare Zeit, erreichte aber trotzdem den siebten Platz. Champion bei den Elektromotoren wurde die TU Delft, bei den Verbrennungsmotoren die DHBW Ravensburg.

Die aktuelle Entwicklung von serienreifen Elektrofahrzeugen spiegelt sich auch in den veränderten Vorgaben der Veranstalter wider. Eichstetter zu den Unterschieden zwischen dem Elektrorennwagen des letzten Jahres und dem jetzigen: „Vor allem wurden die Sicherheitsanforderungen erhöht. Wir durften keine gelöteten Batterien mehr verwenden und sind deshalb auf Ultraschall-geschweißte Batterien umgestiegen. Die Leistung wurde auf max. 100 kW begrenzt. Außerdem konnten wir das Gesamtgewicht von 278 kg auf 267 kg senken. Die zwei neuen Motoren (je 7 kg) sind mit 14 kg leichter als ihre Vorgänger (26 kg), was sich positiv auf die gesamte Fahrdynamik auswirkte.“

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