Trügerische Sicherheit

Fahrerassistenzsysteme als potenzielle Gefahrenquellen

Assistenzsysteme sammeln während der Fahrt große Mengen an Daten, um den Fahrer in allen möglichen Situationen zu unterstützen. Dass die elektronischen Hilfssysteme aber auch eine negative Wirkung haben können, darüber berichtet nun das amerikanische Insurance Institute for Highway Safety IIHS in einer aktuellen Studie.

Studie über Fahrerassistenzsysteme des Insurance Institute for Highway Safety IIHS
Fahrerassistenzsysteme sind zur Unterstützung des Fahrers gedacht, dennoch sollte er sich nicht blind darauf verlassen. Bild: Goslar Institut

Ziel des IIHS ist es, die Sicherheit auf Verkehrswegen, insbesondere den Hauptverkehrsstraßen, zu erhöhen sowie Unfälle mit Beteiligung von Kraftfahrzeugen zu reduzieren. Für eine Studie mit dem Titel „Disengagement from driving when using automation during a 4-week field trial“ (zu Deutsch etwa: Unachtsamkeit durch Teilautomation in vierwöchigem Feldversuch) untersuchte das IIHS gemeinsam mit dem Massachusetts Institute of Technology’s AgeLab das Fahrverhalten von 20 Freiwilligen. Sie waren mit Autos unterwegs, die über den intelligenten Tempomaten Adaptive Cruise Control (ACC) mit automatischer Distanzregelung sowie zum Teil über die Assistenzfunktion Pilot Assist verfügten.

Verhaltensänderungen der Fahrer

Zu Beginn der Testphase stellten die Forscher im Vergleich zu „normalen“ Autos nur sehr geringe bis gar keine Unterschiede in Bezug auf die Anfälligkeit der Fahrer fest, sich ablenken zu lassen. Dies änderte sich nach etwa einem Monat: Die Fahrer zeigten deutlich mehr Bereitschaft, unaufmerksamer zu werden und ihre Hände vom Lenkrad zu nehmen, wenn sie die Automation nutzten. Insbesondere bei der Kombination von ACC mit der Komfortfunktion Pilot Assist, die den Autofahrer dabei unterstützt, das Fahrzeug in der eigenen Spur und einen festen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten, neigten die Fahrer zu vermehrter Unachtsamkeit.

„Die Probanden waren nach einem Monat mit dem Pilot Assist ungefähr doppelt so anfällig für Zeichen von Aufmerksamkeitsdefiziten wie am Anfang der Studie“, stellt der IIHSForschungsleiter und Hauptautor der Studie Ian Reagan fest. Im Vergleich zu rein manuellem Fahren war es nach seiner Aussage zwölf Mal so wahrscheinlich, dass die Fahrzeuglenker ihre Hände vom Steuer nahmen, nachdem sie sich an den Abstand- und Spurhalteassistenten gewöhnt hatten.

Die Studie macht deutlich, wie leicht Autofahrer ihre Konzentration verlieren, wenn sie in teilautomatisierten Fahrzeugen unterwegs sind und sich an deren Unterstützung gewöhnt haben, fasst das IIHS zusammen.

„Die Probanden waren nach einem Monat mit dem Pilot Assist ungefähr doppelt so anfällig für Aufmerksamkeitsdefizite.“

Deshalb erscheint den Forschern die Forderung gerechtfertigt, mit der Teilautomatisierung von Fahrzeugen auch zuverlässige Überwachungssysteme für die Fahrer einzuführen. Diese Assistenten sollen demnach insbesondere die Kopf- und Augenposition der Personen am Steuer kontrollieren.

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