Kommentar zu Connected Cars

Es geht ums gläserne Auto

Porträt Torsten Schmidt
Torsten Schmidt, Chefredakteur der KRAFTHAND: "Der nächste AU-Paukenschlag: Ab 2023 soll nach dem Willen vieler die NOx-Messung kommen."

KRAFTHAND Chefredakteur Torsten Schmidt erklärt worum es beim Kampf um die Daten aus vernetzten Fahrzeugen geht und warum er nicht an OBD-Dongles glaubt.

Connected Cars. Auf Deutsch und mir lieber: vernetzte Autos. Schlagworte und eins der drei Zukunftsthemen, von denen sich Fahrzeugzulieferer und Automobilhersteller viel versprechen. Wobei Zukunftsthemen sicher nicht mehr das treffende Wort ist – abgesehen vom autonomen Fahren. Denn bei den alternativen Antrieben passiert inzwischen richtig viel. Und was die Vernetzung der Fahrzeuge angeht, sind wir schon mittendrin.

Tesla macht es vor. Updates oder auch eine Reichweitenerhöhung erfolgen over the air, also via Mobilfunknetz. BMW als Beispiel eines hierzulande angesiedelten Autobauers ist bei den Connected Cars ebenfalls schon über das Versuchsstadium hinaus. Andere wie Hyundai und Kia folgen. Kurz gesagt: Vernetzte Autos sind Realität und ihr Marktanteil steigt rapide.

Doch warum das alles? Um Autofahrern lukrative Infotainmentangebote verkaufen zu können? Ja, auch das. Aber natürlich geht es – wie von uns schon häufig berichtet – auch darum, Daten aus den Fahrzeugen abzufischen. Die Fahrzeughersteller wollen das gläserne Auto, das sich via Telematik aus der Ferne überwachen und abfragen lässt. Mit dem Ziel, über bevorstehende Inspektionen und Reparaturen Bescheid zu wissen, bevor es der Autofahrer selbst weiß.

Und natürlich werden die Autobauer diese Informationen nutzen, um sich und ihren Vertragswerkstätten einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen – was zunächst legitim wäre. Nur nutzen die Autokonzerne ihre Marktmacht insofern aus, dass sie dem freien Reparaturmarkt den Zugang zu diesen Daten allzu schwer machen. Wie in diesem Interview der Ausgabe 23/2018 zu lesen, wird deshalb derzeit der OBD-Dongle für die Freien als das Mittel angesehen, um bei der Fernabfrage von Daten mitzuhalten.

Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, daran zu glauben: Denn selbst wenn eine Studie sagt, dass über 70 Prozent der befragten Autofahrer einen OBD-Dongle akzeptieren, bin ich doch skeptisch, ob sich – wenn es ernst wird – wirklich so viele einen Dongle womöglich noch auf eigene Kosten verpassen lassen. Trotzdem aber finde ich es gut, dass sich viele renommierte Unternehmen des freien Markts intensiv mit der Dongle-Technologie und vernetzten Fahrzeugen auseinandersetzen, um den Autobauern Paroli zu bieten.

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