Old- & Youngtimer: Opel Diplomat im Portrait

Deutscher Straßenkreuzer

Die Modelle Admiral und Diplomat (im Bild), ebenso wie der Kapitän glichen sich äußerlich aufs Haar. Der Unterschied machte sich unter der Haube bemerkbar. Bilder: Opel

Cruisen wie ein Amerikaner? Die GM-Tochter machte Mitte der 60er Jahre mit dem Opel Diplomat den Traum auf deutschen Straßen wahr.

Hubraum im Überfluss, Platz zum Liegen, jede Menge Blech drumherum und ein Fahrwerk, das eine komfortable Fahrt versprach – solange es geradeaus ging. Unter Fahrspaß verstanden die US-Amerikaner schon immer etwas anderes als die Europäer. Dennoch setzte sich die Adam Opel AG Mitte der 1960er Jahre das Ziel, Mercedes in der Oberklasse spürbar auf die Füße zu treten und das eigene Image aufzupolieren.

Ein V8 von General Motors

So präsentierten die Rüsselsheimer im Frühjahr 1964 ein Trio ziemlich großer Limousinen (A-Serie): Die Opel Kapitän, Admiral und Diplomat – kurz KAD-Modelle – sahen alle gleich aus. Aber je nach „Dienstgrad“ versprachen sie unterschiedlichen Komfort. Unter der Motorhaube des Diplomat als Oberboss des Trios endete das Angebot mit einem mächtigen 4.6-Liter-V8-Aggregat, das der Mutterkonzern General Motors beisteuerte. Ein Jahr später legte Opel ein Diplomat-Coupé nach, von dem nur 347 Einheiten gefertigt wurden. Angetrieben von einem 5.4-Liter-V8 von Chevrolet leistete er 230 PS (169 kW). Ab 1966 war dieser Motor auch für die Limousine zu haben.

Knapp fünf Meter lang und zwei Meter breit, dazu 1,6 Tonnen schwer und mit einem gewaltigen Motor ausgestattet, erfüllte sich der Traum vom deutschen Straßenkreuzer. Das US-Fahrgefühl verstärkte zudem die Zwei-Gang-Automatik, die die riesige Kiste mühelos zu Höchstgeschwindigkeiten trieb. Bei einem Drehmoment von 430 Nm war schalten praktisch überflüssig. Opel verzichtete demonstrativ auf einen Drehzahlmesser.

Was das Fahrverhalten anging, verhielt sich der Diplomat schon etwas europäischer: Federung und Fahrwerk zeigten eine gewisse Härte, Gürtelreifen sorgten für eine ordentliche Spurtreue und Scheibenbremsen für Sicherheit. Die simple starre Hinterachse allerdings bockte bei Querrillen eher unkomfortabel.

De-Dion-Hinterachse für den Fahrkomfort

Noch europäischer gab sich die B-Serie des Trios, die ab 1969 gefertigt wurde. Opel dampfte die Karosserie in Länge und Breite etwas ein, der Diplomat hob sich optisch durch die hochkant eingebauten rechteckigen Frontscheinwerfer erstmals von den Kollegen ab. Als einer der ersten Hersteller verzinkten die Rüsselsheimer wichtige Karosserieteile für einen besseren Korrosionsschutz. Die neue und teure starre De-Dion-Hinterachse sorgte zwar für 20 Kilogramm Mehrgewicht, dafür verbesserte das separat an der Karossiere aufgehängte Hinterachsgetriebe Fahrverhalten und Federungskomfort.

Drei Motorvarianten

Den Diplomat gab es mit drei unterschiedlichen Motoren: ein 2.8-l-Sechszylinder mit Vergaser (bis 145 PS) oder mit Bosch-Saugrohreinspritzung (bis 165 PS) und der V8 von Chevrolet. Mit der US-Maschine kostete der Nobel-Opel 1970 21.556 DM. Er war damit deutlich günstiger als der große Konkurrent Mercedes 300 SEL 3.5. Schlagen konnte er ihn dennoch nicht. Zum einen strahlte für die bessere Gesellschaft ein Stern immer noch heller als der Opel-Blitz, zum anderen war da der große Durst des Diplomat. 20 Liter ließ der V8 auf 100 km locker durchlaufen, was viele abschreckte – und was seine Lebensdauer letztlich verkürzte. Mit der Ölkrise kam der Produktionseinbruch. Liefen 1969 noch 17.777 Einheiten vom Band, waren es 1974 nur noch 1.754. Die Fertigung von Kapitän und Admiral ist schon früher eingestellt worden. Der letzte Diplomat wurde 1977 gefertigt.

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