Old- & Youngtimer

Begehrte Klassiker mit Stern

Als dritte und erfolgreichste Version der Baureihe W 113 kam 1968 der 280 SL auf den Markt. Davon wurden in drei Jahren fast 24.000 Exemplare gebaut. Bilder: Mercedes-Benz Classic Archive

Mercedes-Benz präsentierte vor 60 Jahren den 230 SL als ersten komfortablen Sportwagen der SL-Baureihe – er gilt zugleich als Meilenstein in der MB-Sicherheitsentwicklung.

Die aktuellen Preise, die für gut erhaltene Exemplare des Mercedes-Sportwagens aus den 1960ern aufgerufen werden, beweisen die große Beliebtheit der Baureihe W 113 aus Stuttgart: Der Marktspiegel von Classic Data für 2022/2023 nennt für den 230 SL im Bestzustand (Note 1) 128.000 Euro und für den 280 SL 156.000 Euro. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zunächst ist da das sportlich attraktive Design – entstanden unter der Leitung von Friedrich Geiger. Es verbindet klare Linien mit dem klassischen SL-Gesicht einschließlich großem Zentralstern im Kühlergrill.

Typisch auch das optionale abnehmbare Coupédach – entworfen von Paul Bracq: Seine nach innen gewölbte Dachfläche erinnert an asiatische Tempelbauten. So erhielt der Sportwagen seinen Beinamen „Pagode“.

Wegweisendes Sicherheitsniveau

Der komfortable, zweisitzige Reisewagen überzeugt 1963 aber auch mit hohen Fahrleistungen und als Vorreiter der Fahrzeugsicherheit für Sportwagen: Die Rahmenbodenanlage des 230 SL stammt von den Mercedes-Benz-Limousinen der Baureihe W 111. Die „Heckflosse“ ist 1959 der weltweit erste Personenwagen mit Sicherheitskarosserie, entwickelt vom Sicherheitspionier des Autobauers Béla Barényi. Vom Prinzip der stabilen Fahrgastzelle mit Knautschzonen vorn und hinten profitiert die „Pagode“ als erster Sportwagen. Hinzu kommt die hohe Fahrsicherheit des aus der Limousine übernommenen Fahrwerks. Es ist auf die Ansprüche des Roadsters abgestimmt. Die Federung ist straff und zugleich für einen Sportwagen der 1960er-Jahre fast untypisch komfortabel. Erstmals bei einem SL-Sportwagen ist auf Wunsch ein Viergang-Automatikgetriebe erhältlich. Der 230 SL hat bereits Scheibenbremsen an den Vorderrädern; ab 1967 ist auch die Hinterachse mit Scheibenbremsen ausgestattet.

Während bei den 1954 vorgestellten Seriensportwagen der SL-Tradition 300 SL und 190 SL die Motoren bis 1963 nahezu unverändert blieben, bietet Mercedes für die Nachfolger der W-113-Baureihe in ihrer achtjährigen Bauzeit sukzessive drei verschiedene Motoren an: Der sportlich ausgelegte Sechszylindermotor M 127 des 230 SL basiert auf dem M 180 des 220 SE. Der Hubraum ist für den Einsatz im SL auf 2.306 Kubikzentimeter vergrößert. Das Aggregat leistet 110 kW (150 PS), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h, und der Sportwagen beschleunigt aus dem Stand in 11,1 Sekunden auf 100 km/h.

Ende 1966 löst der 250 SL den 230 SL ab. Sein Reihensechszylindermotor M 129 verfügt über 2.496 Kubikzentimeter Hubraum. Leistung (110 kW/150 PS) und Höchstgeschwindigkeit (200 km/h) entsprechen dem 230 SL. Allerdings verkürzt das höhere Drehmoment die Beschleunigung von null auf 100 km/h um 1,1 Sekunden. Zudem erhält der 250 SL einen Bremskraftregler, vorn größere Bremsscheiben und zusätzlich an den Hinterrädern ebenfalls Scheibenbremsen.

Der 250 SL ist ab 1967 als „California“-Ausführung auch mit Coupédach und Fondsitzbank lieferbar. Diese ergänzt die vom 230 SL bekannte Karosserievariante als Roadster mit Stoffverdeck und abnehmbarem Coupédach. Der „California“ hat weder ein Roadsterverdeck noch einen Verdeckkasten, um Raum für die hintere Sitzbank zu schaffen.

1968 erscheint der 280 SL mit dem 2.778 Kubikzentimeter großen Reihensechszylindermotor M 130 als dritte und erfolgreichste Version der Baureihe W 113. Die Leistung steigt auf 125 kW (170 PS) und die Beschleunigung von null auf 100 km/h sinkt auf neun Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt nach wie vor bei 200 km/h. Im März 1971 endet die Produktion des W 113 nach 48.912 gebauten Fahrzeugen: davon 19.831 Exemplare des 230 SL, 5.196 Exemplare des 250 SL und 23.885 Exemplare des 280 SL.

Mercedes-Benz setzte den 230 SL übrigens auch erfolgreich im Motorsport ein. Als herausragend ist der Sieg von Eugen Böhringer und Klaus Kaiser bei der mehr als 5.000 Kilometer langen Marathon-Rallye Spa–Sofia–Lüttich vom 27. bis 31. August 1963 zu nennen. Im Folgejahr erreichte das Duo ebenfalls mit dem 230 SL den dritten Platz bei der Langstreckenrallye.

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