Der Teuerste ist auch der Wirtschaftlichste

Für einen Satz Premium-Winterreifen der Dimension 245/45 R19 sind derzeit etwa 1.000 Euro fällig. Produkte aus chinesischer Fertigung sind bereits für rund ein Drittel erhältlich. Der GTÜ-Winterreifentest 2025 klärt, ob sich der Aufpreis lohnt – und ob billigere Reifen langfristig wirklich günstiger sind.
Wie gut sich die Premium-Winterreifen Bridgestone, Continental, Goodyear, Michelin und Pirelli der Dimension 245/45 R19 im Vergleich zu günstigeren Modellen schlagen, testete die GTÜ zusammen mit der Auto Zeitung sowie Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreich (ARBÖ) an einem aktuellen 5er BMW. Als „Gegner“ für die vergleichsweise teuren Reifen haben die Tester die beiden preiswerteren Alternativen von Vredestein und Yokohama sowie die Preisbrecher von Linglong, Maxxis und Triangle auserkoren. Also Reifen des mittleren und billigen Preissegments, die jedoch den gleichen Anforderungen auf Schnee, bei Nässe sowie Trockenheit gerecht werden sollten.
Fazit zum Grip
Obgleich schneebedeckte Straßen seltener werden: Grip bleibt im Winter ein entscheidendes Kriterium. Bridgestone, Goodyear und Michelin überzeugen hier mit sehr guter Traktion und hoher Fahrsicherheit. Der neue Pirelli bietet ebenfalls ordentliche Schneeeigenschaften und positioniert sich vor Continental, Maxxis und Vredestein, die hier nur befriedigende Ergebnisse erreichen. Drei Kandidaten bleiben hinter den Erwartungen zurück: Triangle erweist sich im Grenzbereich als instabil. Linglong bietet die geringste Fahrsicherheit. Schlusslicht allerdings ist der im mittleren Preissegment angesiedelte Yokohama aufgrund schwacher Traktion, unzureichender Seitenführung und eingeschränkter Fahrstabilität.
Fazit zum Bremsverhalten
Beim Nässetest fallen die Unterschiede besonders auf. Hier rangieren die Reifen von Goodyear und Pirelli klar an der Spitze, dicht gefolgt von Continental, Bridgestone und Michelin. Abstriche gibt es beim Vredestein und dem Yokohama aus der preiswerten Kategorie und dem Triangle aus der Preisbrechern. Besonders negativ fällt der Maxxis in Hinblick auf Fahrsicherheit und Bremsverhalten auf. Wo der BMW auf Pirelli-Reifen aus 100 km/h bereits steht, zeigte der Tacho mit Maxxis-Bereifung noch knapp 40 km/h. Nicht viel, aber immerhin etwas besser machen es der Linglong und Vredestein. Bei ihnen zeigt die Tachonadel noch 30 km/h.
Auf trockener Fahrbahn liegen die Resultate enger beieinander. Allerdings disqualifiziert sich der Maxxis hier erneut durch überdurchschnittlich lange Bremswege. Der Triangle hingegen überrascht mit dem zweitbesten Ergebnis im Trockenbremstest.
Fazit zum Preis-Leistungs-Verhältnis
Rein rechnerisch fährt dieser Pneu außerdem am günstigsten, wenn allein die Kosten pro Kilometer berücksichtigt werden. Seine prognostizierte Laufleistung von 27.500 Kilometern liegt zwar erheblich unter der des Michelin (46.750 km), sein Kaufpreis beträgt jedoch nur ein Drittel. Auch beim Rollwiderstand zeigt er akzeptable Werte. Allerdings bleibt seine Gesamtperformance zu schwach, als dass das Testteam ihn wirklich empfehlen würde.
Ganz anders die Premiumprodukte: Der vermeintlich teuerste Michelin erweist sich als wirtschaftlichster Reifen im Feld, da seine hohe Laufleistung und sein geringer Abrieb die Anschaffungskosten relativieren. Zudem zeigt er die beste Umweltbilanz. Er verursacht den geringsten Abrieb, hält am längsten und rollt sehr sparsam und leise. Der Bridgestone punktet mit effizienter Technologie, hält aber nicht so lange. Der Goodyear überzeugt als zweitbester Reifen bei den Umweltkriterien.
Die preisgünstigen Profile von Linglong, Maxxis und Triangle sind allesamt früher verschlissen, belasten die Umwelt mit mehr Abrieb sowie teils deutlich höherer Geräuschentwicklung. Wer also einen nachhaltigen Reifen sucht, liegt mit ihnen falsch.
Fazit zur Gesamtwertung
Bei der Gesamtbetrachtung setzt sich der Goodyear durch. Er kombiniert den testern zufolge hohe Leistungen bei Nässe, gute Ergebnisse auf Schnee und eine solide Umweltbilanz. Der Michelin belegt den zweiten Platz, knapp dahinter folgt der neue Pirelli. Dieser punktet zusätzlich mit einem Anteil von mindestens 55 Prozent recycelten oder biobasierten Materialien – ein Plus für die Umwelt und damit für Kunden, die Wert auf Nachhaltigkeit legen. Einzige Schwäche des Italieners: seine Leistung im Kurven-Aquaplaning.
Der Bridgestone verfehlt das Podium nur knapp, überzeugt jedoch mit Bestnoten auf Schnee und hoher Effizienz. Continental komplettiert die Gruppe der als „sehr empfehlenswert“ eingestuften Winterreifen, wenngleich seine Schneeperformance und Bremswege bei Nässe hinter den Spitzenreitern zurückbleiben. Die übrigen Kandidaten zeigen bei genauerer Betrachtung der Ergebnisübersicht zwar einige positive Punkte, aber auch viel Schatten.
So fällt etwa der Vredestein mit längeren Bremswegen auf Nässe sowie nur einem mäßigen Gripniveau auf, während beispielsweise der Triangle zwar den günstigsten Kilometerpreis erzielt, jedoch bei seiner Umweltbilanz und Fahrstabilität enttäuscht. Der Yokohama wiederum leidet unter mangelhafter Schneetauglichkeit und der Linglong zeigt eine hohe Umweltbelastung. Der Maxxis rangiert in der Gesamtwertung als Schlusslicht, weil seinen ordentlichen Leistungen auf Schnee eklatante Schwächen auf Nässe und Trockenheit gegenüberstehen.







Schreiben Sie den ersten Kommentar