Kommentar zum Umsatzkiller E-Auto

Was ist mit Scheibenwischern, Reifen, Windschutzscheiben …?

Torsten Schmidt, Chefredakteur der KRAFTHAND: "Teils haben Werkstättennoch gar nichts von der Akkreditierungspflicht für die AU gehört. Umso besser, dass das Verfahren jetzt quasi feststeht und die Verunsicherung schwindet."

Kommen Elektrofahrzeuge mehr und mehr in den Markt, wirkt sich das auf die Umsätze im Reparatursektor des Kfz-Gewerbes aus. Nur, sind die teils apokalyptischen Befürchtungen, dass Werkstätten dann nicht mehr viel zu tun hätten, gerechtfertigt? Chefredakteur Torsten Schmidt sieht das nicht so.

E-Fahrzeuge kosten Jobs. Eine Aussage, die über Autoland Deutschland wie ein Damoklesschwert hängt und von kaum einem Experten angezweifelt wird. Bosch-Chef Volkmar Denner hat es in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt gebracht: „Wenn wir bei einem Dieseleinspritzsystem zehn Mitarbeiter beschäftigen, sind es bei einem Benzinsystem drei und bei einem Elektrofahrzeug nur noch einer.“

Doch was bedeutet das für die Kfz-Branche? Sind auch in den Werkstätten dermaßen drastische Entwicklungen zu befürchten? Immerhin fallen bei reinen E-Mobilen keine Ölwechsel mehr an. Ein Auspuff fehlt und einen regelmäßig zu erneuernden Zahnriemen sucht man ebenfalls vergeblich. Das sind nur drei – aber wohl die prominentesten – Beispiele, die immer wieder dafür herhalten müssen, dass auch die Reparaturbranche tiefe Einschnitte zu erwarten hat, wenn E-Mobile in höherer Stückzahl in den Verkehr kommen und den Verbrenner teils ablösen. Mehr dazu im Beitrag Umsatzkiller Elektromobilität – begründete Sorge oder nur Angstmacherei?

Aber mal ganz davon abgesehen, dass diese Entwicklung immer noch nicht in Sicht ist, sehe ich für unsere Branche gar nicht so schwarz – und zwar aus mehreren Gründen. Natürlich werden die Margen aus dem Geschäft mit Motoröl fehlen. Doch der Auspuff ist nun schon lange nicht mehr der Umsatzbringer. Und die Zahnriemen heutiger Motoren halten ebenfalls viel länger als noch vor einem Jahrzehnt.

Aber was ist mit defekten Scheibenwischern, abgefahrenen Reifen, kaputten Windschutzscheiben, schadhaften Beleuchtungen, abgenutzten Bremsen? Das alles – und die Liste ließe sich fortführen – wird auch die Halter von E-Fahrzeugen weiter in die Werkstätten treiben. Pessimisten können jetzt einwenden, dass wegen der Rekuperation auch die lukrative Bremsenreparatur seltener wird. Mag sein, wahrscheinlich ist das aber nicht. Denn erstens werden diese nach wie vor Stand- und Rostschäden aufweisen. Zweitens werden die Beläge teils dünner ausfallen. Und drittens sollte der Verschleiß bei leistungsstarken und schweren E-Mobilen nicht unterschätzt werden.

Bei einem Tesla X mit einer Laufleistung von rund 50.000 km etwa, der der Redaktion einige Tage zur Verfügung stand, war es um den vorderen Belag nicht mehr allzu gut bestellt. Und das, obwohl dieses Auto im Rekuperationsmodus bis zu einer Geschwindigkeit von etwa 80 km/h ohne Tritt aufs Bremspedal extrem verzögert, sobald der Fuß vom Gas geht. Unseren Fahrbericht lesen hier.

Schreiben Sie den ersten Kommentar

Kommentieren Sie als Gast oder melden Sie sich mit Ihrem Krafthand Medien Benutzerkonto an.
Erforderliche Felder sind mit * markiert