Motoreninstandsetzung

Schäden beim Einlauf von überholten Motoren vermeiden

Was kann der Kfz-Mechatroniker beim Motoreneinlauf falsch machen? Sollte er etwa – wie oft angenommen – den Motor wirklich zunächst im Leerlauf betreiben? KRAFTHAND erklärt, was Experten meinen und wirklich zu tun ist.

Instandgesetzter Motor auf Palette
Nach dem Einbau instandgesetzter oder von Austauschmotoren gibt es einiges zu beachten. Bild: Schmidt

In vielen Instandsetzungsbetrieben und Werkstätten wird nach einer Motoreninstandsetzung oder -überholung eine schädliche Art des Motoreinlaufs praktiziert:

Oft wird der Motor nach dem Einbau zunächst (sehr lange) im Leerlauf betrieben. Es herrscht die irrige Meinung, dass diese Einlaufmethode besonders schonend sei, da der Motor nicht belastet werde und somit Schäden vermieden würden.

Doch laut MS Motorservice International (MSI) ist genau das Gegenteil der Fall: Ein stundenlanger Motorenbetrieb im Leerlauf ist absolut schädlich für den Motor sowie dessen Bauteile! Diese Methode führt unweigerlich zu starkem Verschleiß. Die Probleme beim Einlauf im Leerlauf sind:

  • Die Ölpumpe erzeugt mangels Drehzahl zu wenig Druck und liefert dadurch nicht genügend Öl an die Schmierstellen.
  • Die Gleitlager werden nicht richtig geschmiert und gekühlt. Dadurch verbleiben Schmutz und Einlaufabrieb in den Lagerstellen.
  • Es tritt zu wenig Öl aus den Gleitlagern aus. Dadurch gelangt zu wenig Spritzöl auf die Zylinderwand. Somit lassen sich Schmutz und Abrieb nicht abwaschen und verursachen bereits im Einlauf erhöhten Verschleiß.
  • Das Druckventil für die Kolbenspritzkühlung öffnet im Leerlauf nicht. Daher wird der Kolben nicht gekühlt und zu wenig abtropfendes Öl führt dann zu Mangelschmierung am Kolbenbolzen und an der Pleuellagerbuchse.
  • Der Turbolader wird ungenügend geschmiert und gekühlt. Bereits 20 Minuten Leerlaufbetrieb sind für einen Verdichter schädlich – das gilt nicht nur für den Einlauf, sondern auch für den normalen Betrieb.
  • Bauteile wie Ventile, Nockenwelle und Kipphebel, die im Ölkreislauf von der Ölpumpe weiter entfernt liegen, werden unter Umständen zu wenig oder gar nicht mit Öl versorgt.
  • Kolbenringe gewährleisten im Leerlauf keine hundertprozentige Abdichtung. Heiße Verbrennungsgase blasen durch, heizen die Zylinderwand auf und schädigen den Ölfilm. Unter ungünstigen Bedingungen kann aber auch Öl in den Verbrennungsraum gelangen. Die Folge: Blaurauch und Ölaustritt aus dem Auspuff.

Schmieren mit Drehzahl

Durch eine höhere Drehzahl baut laut MSI der Motor genügend Öldruck auf, sodass die Ventile der Ölspritzdüsen öffnen, um die Kühlölkanäle der Kolben mit frischem Öl zu versorgen. Das zurücktropfende Öl von der Kolbenkühlung schmiert und kühlt die Kolbenbolzen zusätzlich. Die Schmierung der Zylinderoberflächen unterhalb der Kolben ist durch genügend Schleuderöl sichergestellt, welches bestimmungsgemäß aus den Gleitlagerstellen der Kurbelwelle austritt.

Einfahren überholter Motoren

In der Regel ist in einer Kfz-Werkstatt kein Prüfstand vorhanden, um ein definiertes Einlaufprogramm zu fahren. Deshalb muss der Kfz-Fachmann den reparierten Motor auf der Straße einfahren. Allerdings sind hierfür folgende Einfahrvorschriften und -empfehlungen des Motor-/Fahrzeugherstellers beziehungsweise von MSI zu beachten:

  • Der Motor ist ständig mit wechselnden Drehzahlen bis maximal 2/3 der Höchstdrehzahl zu betreiben.
  • Das Fahrzeug darf nicht voll beladen sein.
  • Untertourige Fahrzustände, längere Bergauffahrten (zu viel Last) und längere Bergabfahrten (zu wenig Last und unvorteilhafter Schiebebetrieb) sind zu vermeiden.
  • Beim Einfahren sollte der Werkstattfachmann die Motorenbremseinrichtung nicht verwenden, keine Höchstgeschwindigkeit fahren sowie extrem heiße Außentemperaturen und lange Standzeiten im Leerlauf bei Ampelstopps und Stau meiden.

Während der Einlaufphase ist alle 50 bis 100  km der Ölstand immer wieder zu überprüfen und gegebenenfalls nachzufüllen, jedoch nicht zu überfüllen. Der Ölverbrauch kann während der Einlaufzeit erhöht sein. Stellt der Mechatroniker jetzt einen merklichen Abfall des Ölstands fest, muss er den Ölstand weiterhin, allerdings in kürzeren Abständen kontrollieren.

Wichtig: Bei dem fälligen Ölwechsel nach rund 1.000 km Fahrtstrecke ist auch der Ölfilter zu wechseln. Nur so werden Schmutz und Abrieb des Einlaufs entfernt.

 

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