Fahrbericht Renault Koleos

Die zweite Generation

Immer wieder beweist Renault Mut beim Versuch, sich vom Einheitsbrei abzuheben. Des Öfteren ging diese Absicht auch mal nach hinten los. Beim neuen Markengesicht, das die Franzosen nun auch beim Koleos verwenden, scheint das allerdings ganz gut zu klappen. Zudem hat die zweite Generation des größten SUVs von Renault nicht nur optisch einiges zu bieten.

Bilder: Zink

Renault und Nissan bilden bekanntlich schon länger eine französisch-japanische Allianz, die ihren Hauptsitz in den Niederlanden hat. Zur Renault-Automobilgruppe zählt auch der südkoreanische Automobilhersteller Renault Samsung (RSM), der das Werk in Busan (Südkorea) betreibt, in dem der Koleos gebaut wird. Wie auch schon sein Vorgänger entsteht hier der neue Koleos auf Basis des Nissan X-Trail.

Der Einstiegspreis für den neuen Koleos beträgt 30.900 Euro. Damit liegt er rund 3.500 Euro über dem aktuellen X-Trail-Modell der Schwestermarke Nissan. Das neue und deutlich aggressivere Markengesicht prägt die Front. Diese Front wurde bis jetzt nur beim Renault Talisman verwendet. Damit hebt er sich deutlich von den kleinen SUV-Brüdern Kadjar und Captur ab.

Technisch gibt es wenig Neues. Erwähnenswert ist allerdings, dass alle Motoren der Euro-6b-Norm entsprechen und ohne SCR-System auskommen. Lediglich eine sogenannte NOx-Falle – also ein Speicherkat – kommt laut Datenblatt zum Einsatz. Bemerkenswert ist zudem auch, dass nur zwei Motorisierungen eingesetzt werden. Ein Dieselmotor mit 96 kW und einer mit 130 kW. Vernünftigerweise ist ausschließlich letzterer mit einem Allradantrieb erhältlich.

Wir fuhren die Selbstzünderversion mit Allradantrieb und 130 kW in der höchsten Ausstattungsvariante Initiale Paris , deren Einstiegspreis bei 44.500 Euro liegt. Der Testwagenpreis lag übrigens bei 47.600 Euro. Wie gut das Fahrzeug bei den KRAFTHAND-Redakteuren angekommen ist, zeigen die folgenden Fahreindrücke. Florian Zink

Standpunkt

Das denkt die Redaktion über den neuen Renault Koleos

Redakteur Florian Zink: Zunächst muss ich mich als Koleos-Fahrer der ersten Generation outen. Somit habe ich also den direkten Vergleich der beiden Modelle – um nicht zu sagen der beiden Welten. Der prägnanteste Unterschied des aktuellen Koleos zum Vorgänger ist vor allem beim Karosseriedesign zu finden. Das kantige Äußere wirkt erwachsener und deutlich gefälliger als beim Urmodell. Mit einer Länge von 4,67 m ist er zwar um etwa 15 cm länger als der alte Koleos, die anderen Außenmaße sind dem Vorgängermodell aber sehr ähnlich. Durch die steilere Karosserieform wirkt der Neue allerdings deutlich größer und geräumiger.

Fahrer und Beifahrer sehen ein angenehm gestaltetes Cockpit vor sich. Die meisten Schalter befinden sich an den passenden Stellen. Ein kleiner Wermutstropfen ist vielleicht, dass die Lüftung keinen manuellen Regler hat, sondern etwas umständlich über den Touchscreen bedient werden muss.

In der Gesamtheit betrachtet, ist der neue Koleos ein sichtbarer Sprung nach vorne für Renault. Die Optik und der Funktionsumfang haben sich deutlich gesteigert. Die Verarbeitung war auch schon beim alten Modell auf einem guten Niveau und wurde beim neuen Koleos noch weiter verbessert.


Chefredakteur Torsten Schmidt: Das französische Blechkleid steht dem Koreaner gut. Auch der Innenraum wirkt gut verarbeitet und kommt durchaus luxuriös daher. Das Platzangebot ist sehr gut. Fünf Passagiere bekommen hier auch bei längeren Reisen genügend Platz. Der Laderaum ist mit 498 l zudem absolut ausreichend. Bei umgeklappter Rücksitzbank sind sogar 1.706 l möglich.

Das geräumige Auftreten und die etwas bullige Form hat allerdings auch einen Nachteil. Eine etwas eingeschränkte Rundumsicht. Gerade die sehr massiv ausgeführte A-Säule verhindert die Sicht nach vorne erheblich. Zudem ist die Sicht nach hinten eigentlich nur mit der Rückfahrkamera möglich, was bei Regen manchmal problematisch war, da Regentropfen sehr schnell die Linse trübten.

Das Fahrzeug hat eine akzeptable Beschleunigung. Bei der angegebenen Höchstgeschwindigkeit von 201 km/h kam allerdings keine Freude auf. Dazu war die Lenkung nicht direkt genug und auch das Fahrwerk offenbarte hier ein paar Schwächen, was sich vor allem mit einem unangenehmen Aufschaukeln bei Bodenwellen bemerkbar machte.

Bei einer Reisegeschwindigkeit von 150 km/h fühlte sich der Wagen dagegen absolut beherrschbar und gutmütig an. Der von uns erreichte Kraftstoffverbrauch von 8,6 l lag zwar über den vom Hersteller angegebenen 5,9 l, angesichts der Fahrzeuggröße war dieser Verbrauch jedoch noch akzeptabel.


Redakteur Rudolf Guranti: Hoffentlich gelingt es Renault, sein SUV-Modell Koleos der zweiten Generation aus dem Mauerblümchendasein zu führen. Beim Design haben die Franzosen ganze Arbeit geleistet und damit hat das Fahrzeug das Zeug dazu, diesen Umstand zu ändern. Mit seinem Vorgänger hat der Neue nicht mehr viel gemein.

Die neue Front mit dem ausdrucksstarken Markengesicht wirkt auf mich schon fast futuristisch, dagegen ist das Heck eher schlicht gehalten. Dies ändert sich allerdings bei Nacht, dann besticht es mit einem prägnanten Lichtdesign. Trotz der 130 kW Leistung taugt der 2,0-l-Dieselmotor nicht für den sportlichen Einsatz. Er bevorzugt die komfortable Gangart. Auch sind für mich das Fahrwerk zu weich und die Lenkung zu soft ausgelegt.

Dicke A-Säulen und sehr große Außenspiegelgehäuse störten die Rundumsicht – kleinere Radfahrer sind beim Abbiegen dadurch leicht zu übersehen. Insgesamt betrachtet, bietet der neue Koleos Komfort, eine gute Ausstattung sowie eine gute technische Basis, die neben den koreanischen Einflüssen trotzdem auch ein sehr französisches Flair vermittelt. Ein standesgemäßes Savoir-vivre sollte somit problemlos möglich sein. Ob der Wagen ein Verkaufsschlager wird, muss sich noch zeigen. Mir bleiben dabei einige Zweifel.

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